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Auer Fußball Historisch – Aues Rekordspieler Holger Erler


Holger Erler in einem Oberliga-Punktspiel 1984. Foto: Frank Kruczynski
Seine Tugenden erwarb sich der einstige Mittelfeldstratege in 16 Spielzeiten am Stück für Wismut Aue, vorwiegend im Kampf gegen den Abstieg die Wertschätzung der Fans. Seine 359 Einsätze in der DDR-Oberliga platzieren ihn in der „ewigen Spieler-Bestenliste“ immerhin auf einen 10. Platz. Den 1. Platz hält übrigens Eberhard Vogel (Karl-Marx-Stadt und Jena) mit 440 Oberligaspielen. Rechnet man bei Holger seine 59 weiteren Pflichtspiele aus verschiedenen Pokalspielen dazu, so kommt man auf 418 Pflichtspiele für die Lila-Weißen. Das ist in der Auer Fußball-Historie der Erste Platz. Dabei erzielte er insgesamt 99 Tore. Sein vielleicht schönstes erzielte er nach eigener Aussage in der Saison 1977/78. Am 9. September 1977, ein Freitag, reiste der 1.FC Lok Leipzig als Tabellenzweiter an. Wismut war letzter. In einem begeisterten Spiel erzielte Erler mit einem Volley-Weitschuß das 4-0 in der 48. Minute. Endstand 4-2. In der gleichen Saison 1977/78 kassierte er übrigens in all seinen 418 Spielen seine einzigste Rote Karte.

Darauf angesprochen, kann er sich sofort dran erinnern: "Das war zum Derby auf der Karl-Marx-Städter (heute Chemnitz) Fischerwiese. Der Frank Sorge hat mich beim Schiedsrichter Hans Kulicke verpetzt". Erler hatte, Sekunden nach einer gegen ihn ausgesprochenen Verwarnung, den Ball in die Hände genommen. Auf das Endergebnis hatte dies aber keine Auswirkung mehr, denn der Endstand 4-0 für den FCK, stand da schon fest.

Erler spielte in seiner Jugend von 1957 bis 1968 bei der BSG Lokomotive Hohndorf. Von 1968 bis 1970 schnürte er seine Stiefel für die ASG Vorwärts Marienberg. 1970 wechselte der damals 20-jährige zu Wismut Aue und spielte dort ununterbrochen bis 1985. Seinen ersten Pflichtspieleinsatz für Wismut hatte er am 3. Spieltag der Saison 1970/71 im Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt (4-0). In der 67. Minute kam er für Klaus Zink auf den Rasen. Am letzten Spieltag der gleichen Saison gelang Mitte Juni 1971 bei der 2-3 Niederlage beim 1.FC Union Berlin sein erster Torerfolg zur zwischenzeitlichen 2-0 Führung in der 53.Minute. Am Ende verlor Wismut zwar noch mit 3-2, hatten den Klassenerhalt aufgrund des besseren Torverhältnises gegenüber der Konkurrenz aber einen Spieltag zuvor mit einem "last Minute" 2-2 gegen den BFC Dynamo schon klar gemacht. Erlers körperlich gute Verfassung trugen ihn in all den Jahren fast ohne größere Verletzungen durch die vielen Spielzeiten, obwohl er fast immer in Manndeckung genommen wurde, wie er erzählte. In 6 Saison, davon vier in Folge (1972/73 – 1975/76), stand er in jeweils allen! 26 Punktsspielen auf den Platz. Doch dann schlug das Verletzungspech zum ersten Mal richtig zu. In der Saison 1976/77 erwischte es ihn dann Anfang Oktober´76 am 6. Spieltag beim Auswärtsspiel in Berlin (BFC). Kurz nach der Halbzeit, Schienbeinbruch und neuneinhalb Wochen Gips. Pünktlich zum Rückrundenstart gegen Rostock im Februar´77 war er wieder fit und spielte die komplette 2. Halbserie. Ein zweite Verletzung kam dann noch Mitte April 1980 beim Heimspiel gegen Jena hinzu. Schon nach 5 Minuten mußte er wegen eines Kapselriß ausgewechselt werden. Die Saison war gelaufen.

Frägt man ihm nach seiner sportlich besten Saison, so kommt nach kurzer Überlegung 1975/76 als Antwort mit einem vorher nie erhofften 6. Platz, als man schon vor der Saison als ersten Absteiger gehandelt wurde. Erler machte in jener Spielzeit 11 Buden und ließ auch nicht die Saison 1974/75 zuvor unerwähnt, als der Klassenerhalt am seidenden Faden hing. „Zwar gelang durch mich am letzten Spieltag der 2-1 Siegtreffer gegen Erfurt, aber dann waren wir ja auf Schützenhilfe von Stralsund angewiesen die ja schon abgestiegen waren“. Neben seinen Freistoßkünsten, die damals in der Oberliga schon gefürchtet waren, war er auch ein relativ sicherer Elfmeterschütze der Mannschaft. 1980/81 war sein torreichstes mit 12 Toren in den Punktspielen. Siebenmal lief er davon vom 11-m Punkt an und verwandelte alle sieben!

Als es 1985 dem Ende zuging sollte es nochmal für ihn ein Highlight geben. Es war nicht, wie jetzt viele denken mögen der Einzug in den Europapokal, sondern das Intertoto-Spiel Anfang Juli 1985 zu Hause gegen Eintracht Braunschweig. „Wenn ich jetzt noch daran denke kriege ich Gänsehaut. Einmal wegen den Massen im Stadion, 25.000 kamen und zum anderen war es ja das erste Pflichtspiel von uns gegen eine Westdeutsche Mannschaft. Braunschweig war zwar gerade aus der 1. Liga abgestiegen, hatte aber mit Ronnie Worm und den Österreicher Reinhold Hintermaier immer noch klangvolle Namen in ihren Reihen die zudem auch Nationalspieler waren. Wir drehten nach der Pause ein 0-2 in ein 3-2 Sieg für uns“, erinnerte er sich mit glänzenden Augen.

Sein letztes Spiel, das 418. für Wismut Aue war am 19. Oktober 1985. Am 8. Spieltag im Heimspiel gegen Stahl Riesa (2-0) wurde er in der 71. Minute für Wilfried Reypka eingewechselt. Dann war Schluß und er ging noch eine Liga tiefer zu Wismut Gera (22 Spiele/7 Tore). Am 22. Februar 1986 wurde er vor dem Oberliga-Spiel gegen Dynamo Dresden (1-1) zusammen mit Jürgen Escher feierlich verabschiedet.

Holger Erler mit Kindern der Auer Dürer Schule. Foto: Olaf Seifert (Mai 2015)


Holger Erler, heute 65 Jahre, alt. Er war zudem später als Trainer und Co-Trainer bei den Lila-Weißen aktiv. "Fußball ist mein Leben", sagt er. Seit einigen Jahren engagiert sich der Auer ehrenamtlich in Kindereinrichtungen für den Fußball-Nachwuchs. "Die Kinder haben Spaß dabei, und mir selbst gibt es auch sehr viel." (Burg)

Geschrieben von Burg am 09.08.2015, 21:12   (2414x gelesen)