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Vor 50 Jahren – Wismut Aue in Lila

Jeweils von links stehend: Konrad Schaller, Mannschaftsleiter Kurt Steinbach, Lothar Killermann, stellvertretender Sektionsleiter Werner Leinhos, Ernst Einsiedel, Heinrich Schnürer I, Heinrich Schnürer II, Dietmar Pohl, Peter Schaarschmidt, Lothar Schmiedel, Harro Miller, Wolfgang Fischer, Gottfried Eberlein, Masseur Lothar Dix, Horst Neff, Trainer Bringfried Müller, Assistenztrainer Karl Wolf; kniend: Wilfried Göcke, Konrad Wagner, Rudi Groß, Lothar Neupert, Klaus Thiele, Manfred Fuchs, Dieter Gerber, Eberhard Härtwig und Dieter Schüßler. Es fehlt Klaus Zink. Foto: Archiv Unger


Ende April 1966 entstand dieses Foto der Auer Oberligamannschaft in der Länderspielpause nach dem 23. Spieltag. Drei Wochen zuvor, am Karfreitag, 8. April im Jahre 1966, lief die Auer Wismut Mannschaft zum ersten Mal mit Lila Trikots auf. Gegner im Auer Otto-Grotewohl-Stadion war die BSG Chemie Leipzig. „Schon kurz vor dem Spiel gab es einen stimmungsvollen Auftakt. Nach dem warmlaufen zogen sich die Wismutspieler ihre Trainingsjacken aus und präsentierten sich ihren Anhängern in ihrer schmucken neuen Weiß-Lila Spielkleidung“. So stand es im Deutschen Sportecho einen Tag später im Spielbericht zu diesen mit 2-1 gewonnenen Heimspiel am 21. Spieltag in der DDR-Oberliga Saison 1965/66. Dabei war das erste Gästeteam aber, das im Otto-Grotewohl-Stadion mit Lila Dressen antrat, Motor Zwickau am 11. Dezember 1965. Es war der letzte Spieltag der Hinrunde. Aue gewann durch ein Tor von Eberhard Härtwig in der 77. Minute mit 1-0. Wismut spielte in Blau.

Die Zwickauer bestritten in dieser Saison 1965/66 ganze 10 Punktspiele mit Lila Trikots. Fünfmal zu Hause im heimischen Stadion und fünfmal bei Auswärtsspielen. Auch ihr FDGB Pokalspiel in der II. Hauptrunde im Dezember 1965 in Eisenach spielte Motor Zwickau mit Lila Trikots und Weißen Hosen. Wer in den Ausgaben der DDR-Fußballwoche in jener Oberligasaison blättert, findet auch diverse andere Mannschaften die damals hin und wieder in Lila Trikots spielten. So z. Bsp. Der HFC Chemie, Carl-Zeiss Jena oder die Ligamannschaft von Stahl Riesa. Warum dies so war, ist heute nach über 50 Jahren schwer zu erklären. Vieleicht war es nur eine Modeerscheinung im DDR Fußball. Motor Zwickau lief zum letzten Mal am Ostermontag (11. April 1966) in weißer Hose und Lila Trikot, in seinem Oberliga Heimspiel gegen den HFC Chemie (1-1), auf. Danach dann nie wieder. Ab 1966/67 bevorzugten sie dann immer öfters Spielkleidung ganz in Weiß.


Sportecho vom 9. April 1966. Quelle. Archiv Schwarzer
Wie Aue zu den Lila Trikots kam, darüber gibt es verschiedene Versionen. Der damalige Wismut Aue Trainer Bringfried Müller, wollte für sein Team endlich auch eine attraktive Spielkleidung. Er war mit den ausgewaschenen Trikotfarben einfach unzufrieden. Außerdem spielte man immer wieder in anderen Farben und es passte zum Teil Hose und Hemd nicht zusammen. Hier musste eine Veränderung her sagte er sich. Sein Vorhaben trug er bei der Wismut Generaldirektion Abteilung Sport vor, welche sofort begeistert war und grünes Licht gab. Somit fertigte Binges mit Hilfe seiner Frau Jutta (welche durch ihre Eiskunstlauf-Trainertätigkeit mit Stoffen und Kleidern zu tun hatte) einen Prototyp eines lilanen Trikots mit weißem Kragen und Ärmeln sowie einer weißen Hose in Originalgröße an. Das ganze war also auf Müllers Antipathie gegen die alten Farben und der persönlichen Begeisterung für die Farbe Lila begründet. Mit politischen Dingen hatte das ganze absolut nichts zu tun.

Eine andere Erzählversion stammt vom ehemaligen Wismut Aue Spieler Dietmar Pohl. Über die Jerseys hatten die Wismut-Spieler gemeinsam abgestimmt. Ausgesucht worden waren sie aus Katalogen. Diese hat Jutta Müller, die Ehefrau von Trainer „Binges“ Müller, besorgt. Der Vereinsvorstand lehnte die Trikots ursprünglich ab, weil es keine traditionellen Wismut-Farben seien, hieß es in der Donnerstags-Ausgabe (7.4.2016) der Freien Presse. Aber die Mannschaft setzte sich durch. Pohl bestritt von 1962 bis 1975 insgesamt 306 Pflichtspiele für Wismut Aue und erzielte dabei 17 Tore. Artikel Freie Presse vom 7.4.2016

Wismut Aue gelang gelang in der Saisonendabrechnung der Saison 1965/66 der Sprung von Platz 11 (Stand nach der 1.HS) auf einen 6. Platz. Punktgleich sogar mit dem 1.FC Lok Leipzig, den Tabellendritten. Ein sensationelles Ergebnis eines Kollektivs, das von nicht wenigen zu Beginn der Saison unter den mutmaßlichen Absteigern gesehen wurde. Dabei kam Aues Neu-Trainer Bringfield „Binges“ Müller in der 1. Halbserie durch eine ungewöhnlich hohe Zahl verletzter Spieler aus der Abstiegsgefahr nicht heraus. Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn wurde Müller, der zwischen 1961 und 1965 ein Trainerstudium an der Sporthochschule DHfK absolviert hatte, im Juli 1965 Cheftrainer bei Wismut Aue. Erst im 2. Meisterschaftsabschnitt (17-9 Punkte) konnte eine beständige Aufstellung gefunden werden.. In den letzten 7 Spielen verlor man bei 6 Siegen nur einmal in Dresden. (Burg)

Statistik Saison 1965/66. Quelle: Burg


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Geschrieben von Burg am 07.04.2016, 20:23   (6554x gelesen)