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Die Hauptribüne – Gestern und Heute

Als Schiedsrichter Marco Fritz aus Korb am 14. Mai 2016 das letzte Heimspiel der Auer Veilchen in der 3. Liga gegen Preußen Münster (3-0) abpfiff, endete nach fast 60 Jahren ein Stück Stadion Geschichte im Auer Stadion. Zum letzten Mal war die Ende 1956 eröffnete Haupttribüne nebst einer der beiden, im Jahr 1989, erweiterten überdachten Kurven mit Zuschauern zu einem

Mai 2016 - letztes Spiel mit der Haupttribüne Aue gegen Preußen Münster. Foto: Burg
Fußballspiel besetzt. Drei Tage später startete schon im Zuge des Um- und Neubaus des Sparkassen-Erzgebirgsstadion Aue die Bauphase 2 mit dem Beginn der Entkernung der Tribüne bzw. was noch zum Zeitpunkt des Münster-Spiels übrig geblieben war. Denn schon seit Dezember 2015 hatten die Abrissbagger der Fa. Abbruch Röckert aus Bad Schlema die einstigen Zuschauerblöcke P, O, N und Teile von M auf der Auer Seite abgerissen. Zehn Wochen lang dauerten dann die Entkernungs-und Demontagearbeiten in und an der zum grossen Teil historischen Tribüne im Auer Stadion. Im Zuge dieser wurde auch der Lößnitzbach wieder freigelegt, der unter der Tribüne entlang fließt. Dieser war auf einer Länge von ca. 40 Metern unter den alten Blöcken J und K überbaut. Künftig stehen ein Teil des Hauptgebäudes der neuen Nordtribüne sowie drei Stützen auf dem wieder überbauten Bach. Als dann zum Testspiel des FC Erzgebirge Aue gegen den Waldhof Mannheim (30. Juli 2016/1-1) die neue fertiggestellte Westtribüne anlässlich der offiziellen Saisoneröffnung 2016/17 seine Feuertaufe erlebte, wurden drei Tage zuvor die letzten drei verbliebenen Pylonen der ehemaligen Tribünendachaufhängung von 1990 abgeschnitten. Sie blieben bis zu diesen Tage als die letzten übriggebliebenen Zeugen der alten Tribüne stehen.

1955, fünf Jahre nach der Eröffnung des Otto-Grotewohl-Stadion, plante man an der Nordseite des Stadions einen größeren Teil der Tribüne und der Zuschauer vor Witterungseinflüsse zu schützen. Die vorhandene hölzerne Tribünenkonstruktion (aus dem Jahre 1950) wurde auf 145 m Länge durch eine massivere Bauweise aus Ziegel und vorgefertigten Stahlbetonteilen ersetzt. In Folge des Hochwassers vom Juni 1954 mussten Teile vom Stadion grundhaft erneuert werden. Da alles sehr schnell ging beim Stadionbau im Jahr 1950, wurden viele Teile vom Stadion (u.a. die Traversen) in Holzbauweise gebaut. Ein Nachteil wie sich später herausstellen sollte. Durch den Befall von Schwamm waren die ungeschützten Bereiche am Lößnitzbach durch das Hochwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Objekt S/92/V mit der Projekt Nr. 149/55 Tribünenüberdachung bekam am 14.10.1955 die Baugenehmigung, welche am 25.10.1955 vom Ministerium für Aufbau Sonderbaustab Erzbergbau Karl-Marx-Stadt bestätigt wurde. Die ausführende Firma war der VEB Bau (K) Bau Aue. Die Projektsumme wurde damals mit 278.000 Mark veranschlagt. Die Fertigstellung verzögerte sich jedoch durch den langen und harten Winter 1955/56.

Im November 1956 wurde die große überdachte Tribüne, die in ihrer Substanz noch bis zum Abriss 2016 bestand, weitesgehendst fertiggestellt. Zum ersten Mal genutzt wurde sie höchstwahrscheinlich am letzten Spieltag der

Mai 1990 - letztes Heimspiel in der DDR-Oberliga 1989/90 gegen Hansa Rostock (3-2). Im Hintergrund der damals gesperrte Mittelbereich der Haupttribüne. Foto: Kruczynski

April 1990 – Die Tribüne beim Einbau der Pylonen Konstruktion für das freitragene Dach. Foto: Wagner (Aue
1956er Saison, als der SC Wismut mit einem 1-0 Sieg gegen den SC Lok Leipzig seinen ersten von insgesamt drei DDR-Meistertiteln feierte. 22.000 Zuschauer umjubelten in er 61. Minute den Siegtreffer von Willy Tröger. Sie bot bis zur Kurven-Erweiterung 1988/89 gut 3.300 Zuschauern Wetterschutz. Davor gab es mindestens zwei verschiedene kleinere Tribünen-Dächer. Die neue 107 Meter lange Überdachung, bestand aus einer Stahlkonstruktion mit 18 Stützen, Fachwerkbindern (10,70 Meter lang) und Pfetten. Die Anordnung der Binder auf 2 Stützen mit Kragarm erfolgte in gleichen Abständen von je 6,34 Meter. Gleichzeitung baute man eine neue massive 80 cm hohe und 23 cm starke Umfassungsbrüstung aus Stahlbeton am obersten Tribünenabsatz. Diese nahm die äußeren Stahlstützen auf und diente zur gleichmäßigen Lastenverteilung. Ein Fensterband schloß die Tribüne von hinten witterungsgeschützt ab. Gleichzeitig wurde in der Tribünenmitte oben ein Raum für die Lautsprecheranlage und ein Sprecherraum mit eingerichtet. Das Tribünendach bestand aus Pfettensparren, einer 24 mm starken gehobelten Dachschalung und doppelter Pappeindeckung.

Im Jahre 1990 wurden 14 von 18 Pfeiler entfernt um vorallem eine bessere Sicht zu erzielen. Die

April 2010 – Notwendige Dachsanierung vor rund 7 Jahren. Foto: Burg
Idee dazu hatte inmitten der laufenden Stadionrekonstruktion von 1986 bis 1992 der damalige verantwortliche Projektleiter Wolfgang Dettmer. Sein Vorschlag zu der freitragenden Überdachung datierte vom Sommer 1987. Bis zur Umsetzung, die auch viel Überzeugung bei den Entscheidungsträgern kostete, sollten aber nochmals fast zwei Jahre ins Land ziehen. Im Wende Herbst 1989 begann dann der Bau der vier Fundamente auf der Rückseite der Tribüne für die Pylonen die das Dach von oben halten sollten. Duch den Einbau dieser und der gleichzeitigen kompletten Sanierung der Traversenstufen sowie dem Einbau einer komplett neuen Regie- und Sprecherzentrale mit diversen Kabinen für Security, Ordnungskräfte, Polizei und Hörfunk war der Mittelteil der Tribüne von Dezember 1989 bis September 1990 gesperrt. Nur die beiden neugestalteten und überdachten Kurven konnten für die Zuschauer genutzt werden. Bei beiden wurde der Altbestand komplett abgerissen und neu aufgebaut. Die Kurven-Überdachung paßte man einfach der gleichen Konstruktion wie der aus dem Jahre 1956 an. Sieben Stützen im Abstand von je 11,50 m hielten hier in jeder Kurve das neue Dach.

Die rund 3000 m² Gesamt Dachfläche wurde in der Saison 2009/10 durch ein modernes Alu-Systemdach (Hersteller Interfalz) ausgetauscht. Dieses bestand bei Fertigstellung im Mai 2010 dann aus einer wartungsfreien, alterungsbeständigen und einer sehr hochwertigen Aluminiumlegierung vom Typ: Falz-Ripp 65/333-1,00 mm. Dadurch wurde die Stahlträgerkonstruktion enorm entlastet.

Juli 2016 – blieben bis zum Schluß als letztes stehen, die Pylonen vom alten Dach. Die lila halbrunde Pollerkonstruktion davor diente übrigens als notwendiger Anfahrschutz. Dieser war wichtig um etwagige Unfälle mit Fahrzeugen vorzubeugen. Foto: Burg
Als Besonderheit war auf der Unterseite des Daches ein Anti-Kondensat-Flies aufgebracht, dass ein Abtropfen von Kondenswasser verhindern soll. Die Erneuerung war dringend notwendig, denn das alte Holzdach mit den Schweißbahnabdichtungen – das Mittelteil wurde zuletzt 1990 saniert und neu eingedeckt – waren in einem sehr schlechten Zustand.

Mit dem direkten Abriss der Haupttribünen Seite wurde ab dem Montag, 23. Mai 2016 begonnen. Parallel mit dem vom Erzgebirgskreis organisierten Verkauf der Sitze für je 5 Euro begann auch der Rückbau der Technik in den fünf Kabinen der Stadionregie. Für den Verkauf der Sitzschalen standen in den Blöcken M, L, K und J ca. rund 2.500 Einzelsitzschalen zur Verfügung. Von diesen Angebot wurde reger Gebrauch gemacht. So gingen unter anderem Sitze nach Breitenbrunn, Wolkenstein, Schneeberg, Ehrenfriedersdorf und Lichtenstein. Den Löwenanteil hat sich jedoch Regionalligist VfB Auerbach gesichert. Mit acht Mann und 2 großen Fahrzeugen waren die Vogtländer angerückt und haben ca. 1.300 Sitze mitgenommen. Insgesamt wurden vom Landratsamt somit 2.148 Sitze dokumentiert. Der Erlös aus dem Verkauf wird die Finanzierung des Stadionumbaus unterstützen.

Die heutige Tribünen-Version der derzeitigen neu entstehenden Haupttribüne ist mit der alten schon alleine aufgrund der rund doppelten Höhe im Vergleich zur alten nicht mehr zu vergleichen.

Blick auf die alte Haupttribüne in früheren Jahren. Foto: Archiv Burg
Die Grundsteinlegung für das neue Hauptgebäude in der künftigen Nordtribüne wurde unmittelbar vor dem DFB-Pokalspiel am 21. August 2016 gegen den FC Ingolstadt vollzogen. In den Wochen und Monaten danach wuchs dieses wohl anspruchsvollste Teil des Stadion-Neubaus kontinuierlich in die Höhe und im April 2017 wurde der Rohbau fertiggestellt. Der grosse 40 Meter hohe Kran der Marke „Potain“ konnte zwei Tage vor Karfreitag abmontiert werden. Er stand dort seit Mitte August 2016. Im März und April wurden die über 16m langen und 6 Tonnen schweren Dachträger von der österreichischen Fa. Haslinger Stahlbau montiert. Das 1949 gegründete Unternehmen, Hauptsitz ist in Feldkirchen (Kärnten), zählt zu den leistungsfähigsten Stahlbauunternehmen Europas und realisiert die Visionen der internationalen Auftraggeber. Referenz Objekte im Stadionbau können sie u.a. beim Reitstadion in Aachen, dem Stadion von Sturm Graz und beim Stadion des VfB Stuttgart nachweisen. Mit dem Anbringen der unverzichtbaren grünen Fangnetze Anfang April, begannen die Arbeiten für die Dacheindeckung durch die Firma Werder Bedachungen GmbH aus 02794 Leutersdorf. Verwendet wird dafür Trapezblech.

Nicht minder anspruchsvoll wie der Rohbau ist auch der komplizierte Innenausbau der Nordtribüne, der auch schon auf allen drei Ebenen auf Hochtouren läuft. In der dann fertigen Haupttribüne findet man dann alles vor was heutzutage Standard in so einen wichtigen Teil eines Stadions ist. Angefangen von den beiden Mannschaftskabinen mit den dazugehörigen Wirtschaftsräumen für den Zeugwart, der Waschfrau, dem Arzt und Physiotherapeuten finden auch die Schiedsrichter, die Dopingkontrolle, die Presseleute und natürlich die Trainer ihren Platz. Neben diversen Technikräumen gibt es auch Platz für eine Kinderbetreuung (Kidsclub). In den

21. Mai 2016 - An diesen Wochenende fand Teil 2 des Sitzplatz-Verkaufs statt. 380 Stück gingen in Privatbesitz über. Der Verkauf wurde von 2 Personen vom Landratsamt, auf der Laufbahn des Stadions, dokumentiert und protokoliert. Foto: Burg
beiden Obergeschossen gibt es VIP-Flächen und notwendigerweise auch für den Stadionsprecher, Polizei, Feuerwehr, Security und das DRK diverse Räumlichkeiten. Im Bereich des neuen Hauptgebäudes im Erzgebirgsstadion in Aue wurde im Dezember 2016 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) eingebaut. Die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage dient der Gewinnung von elektrischer Energie und Wärme. Beides sollte idealerweise am Ort des Verbrauchs erzeugt werden – was im Stadion der Fall ist. Der Strom wird für die Wäscherei, die Küche und andere Bereiche im Hauptgebäude genutzt. Was übrig bleibt, wird rückgespeist. (Burg)


Juni 2016 - Im Zuge der Abbrucharbeiten im Bereich der alten Haupttribüne wird der Lößnitzbach freigelegt, der unter der Tribüne entlang fließt. Foto: Burg




April 2016 – Blick von der schon bestuhlten Osttribüne. Rechts die neue Haupttribüne. Foto. Burg












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Geschrieben von Burg am 17.04.2017, 19:20   (1594x gelesen)