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Die neue Gegengerade im Stadion nimmt Gestalt an

Die neue Spielstätte der Veilchen wächst von Woche zu Woche und eilt mit großen Schritten dem Ende entgegen. Dieses soll, sofern das Wetter mitspielt, zum ersten Heimspiel nach der Winterpause gegen Eintracht Braunschweig im Januar 2018 erreicht sein. Zumindest was die Zuschauer Nutzung betrifft. Seit dem Baubeginn im Dezember 2015 fanden nun mittlerweile bis zum Heimspiel

Die alte Gegengerade zu DDR Zeiten im Mai 1981 beim Spiel gegen den 1.FC Magdeburg. In der Mitte die markante Anzeigetafel. Foto: Archiv Burg
gegen Bochum 42 Spiele (inkl. diverser Testspiele) auf der Auer Stadion-Baustelle statt. Mit dem Erreichen des Klassenerhalts am 21. Mai 2017, ohne die unsägliche Relegation, fiel 8 Tage später der Startschuss für die Bauphase 3 und zugleich letzte Etappe für den Neu- und Umbau des Auer Erzgebirgsstadions. Mit dem Abriss der Gegengerade, inklusive Gästekurve, verschwanden ab diesen 29. Mai 2017 in rund drei Wochen die letzten Traversenelemente aus der vorherigen Stadion Rekonstruktion die damals im Jahre 1986 begann und sich bis 1992 hinzog. Die Eröffnung der damals „neuen“ Gegengeraden geschah dann zum Intertoto-Spiel am 4. Juli 1987 gegen die schwedische Mannschaft von Halmstads BK.

Wismut Aue gewann mit 2-1. Auf Sitzplätze, des bis auf 26 Reihen erhöhten damaligen neuen Zuschauerdamms, mussten die Zuschauer aber 2 Jahre warten. Der einzige Lieferant für die Plastebänke mit Holzkern, der VEB Orbitaplast Osternienburg, hatte im Jahr 1986 eine schwere Brand-Katastrophe, deshalb kam es zu Lieferschwierigkeiten. Ein Großbrand verursachte am 29. August 1986 einen Millionenschaden und brachte den Hauptbetrieb an den Rand einer Katastrophe. Der Gesamtschaden belief sich damals auf 20 Millionen DDR-Mark, 107 Feuerwehrleute kämpften mit 13 Löschfahrzeugen fünf Stunden lang gegen die Flammen, mehr als 40 Einsatzkräfte sicherten den Brandort ab. Die Fernverkehrsstraße 183 musste über sechs Stunden wegen der starken Rauchentwicklung gesperrt

Intertoto-Spiel gegen Halmstads BK am 4. Juli 1987. An diesen Tag wurde die damals neue Gegengerade eröffnet. Foto: Kruczynski
werden. Erst ab dem II. Quartal 1989 konnten die hellgrauen Plasteholzprofile mit Holzkern, befestigt per Distanzhölzer in jeweils 1 Meter Abstand auf den Betontraversen aufgeschraubt werden. War auch dringend notwendig den im Herbst 1989 stand das 1.000 DDR-Oberligaspiel im Auer Stadion vor der Tür.

Diese Gegengerade hatte dann bis zu ihren Abriss 30 Jahre später viel zu erzählen: Intertotospiele, Europapokal, 1.000 Oberligaspiel von Wismut mit Eröffnung der Flutlichtanlage, Abstiege und auch Aufstiege. Herbert Grönemeyer hat im Stadion gespielt, die Kelly Family, der Ligacup mit Bremen, Hertha und den Bayern waren zu Gast. Und natürlich die 2. Bundesliga ab 2003 mit Mannschaften wie dem 1. FC Köln, Kaiserslautern, Nürnberg oder Borussia Mönchengladbach die man bis dato nur aus dem Fernsehen kannte. Im Sommer 2010 bekam die Gegengerade in Form des Konjunkturpaketes II der Bundesregierung eine Überdachung. Die 80 Tonnen schwere Stahl-Konstruktion in den Vereinsfarben Lila, wurde von der Stützengrüner Fa. Stahl- und Anlagenbau Schädlich GmbH montiert. 3.310 Lila und weiße neue Plaste Sitzschalen wurden eingebaut. Zur alten Gegengeraden mit fast 4.000 Plätzen zwar ein Verlust von rund 520 Plätzen, aber für die

Hinweis aus dem Jahr 1987 im Auer Programm. Die geplanten Sitzplätze auf der Gegengeraden wurden erst 1989 eingebaut. Bis dahin dienten sie als Stehplätze. Foto: Archiv Burg
Einzelsitze brauchte man eben mehr Platz. Passenderweise konnte diese zum ersten Heimspiel der Saison 2010/11 am 14. August beim DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach (1-3) zur Nutzung freigegeben werden.

Im Sommer 1998 wurde vor dem Ligapokal-Halbfinale zwischen Bayern München und Leverkusen (1-0) der Hauptkamera Standort vom Tribünendach der Haupttribüne auf die Gegengeraden gegenüber verlegt. Extra dafür wurde ein neues Podest mit Dach oben mittig der Gegengeraden und zwei weitere kleinere Kamerapodeste jeweils Höhe des 16-m Raums gebaut. Der Jahrzehntelange alte Standort, oben auf dem Tribünendach der Haupttribüne, war wegen der Statik nicht mehr tragbar. Ein weiterer Grund war auch weil die Fernsehexperten oben auf dem Tribünendach durch Schwingungen verwackelte Bilder befürchteten. Der Einbau der Drei neuen Kamera-Podeste hatte sich gelohnt. Von den Kameraleuten gab es damals viel Lob. Die Podeste garantieren eine störungsfreie Bildübertragung. Neun Jahre später im Sommer 2007 mußte der Hauptkameraturm umgebaut werden. Auf dem Dach des schon bestehenden Kamerastandpunktes wurde ein

Erste Nutzung der neuen Überdachung zum DFB-Pokalspiel gegen Mönchengladbach im August 2010. Foto: Burg

zusätzliches Podest mit Dach aus Stahlrohrkonstruktion gebaut. Den Kameraleuten war der Schwenkbereich ihrer Kameras nicht mehr ausreichend. Ein erster Test zum Vorbereitungsspiele gegen Bohemians Prag (2-1) am 28. Juli 2007 war erfolgreich. Ab dem 2. Heimspiel in der Saison 2007/08 gegen SV Wehen-Wiesbaden (3-0) wurde es dann bis zum Bau des Tribünendaches im Sommer 2010 genutzt. Völlig neu gestaltet wurden die 3 TV-Kamerastandorte dann beim Bau der Gegengeraden-Überdachung. Es gab eine "untergehängte Lösung" direkt unterm Dach. Die Technik für die Übertragungen mußten dafür umständlich übers Dach auf die Podeste gehievt werden. Die beiden auf Höhe 16 m-Strafraum waren nur in der Fläche 2,50m x 2,30m groß. Das große in der Mitte hatte eine Abmessung von 6,20m x 2,30m. Dazu wurde ein neuer Kommentatoren Platz, mittig oberhalb vom Block D, eingerichtet.

In den vielen Jahren ohne Überdachung hatte die Gegengerade, speziell in den DDR-Zeiten, mit enormen Verwitterungsverschleiß zu kämpfen. Die im Jahre 1950 ursprünglichen in Holzbauweise erbauten Traversen wurden nach und nach in einem Mix aus Stahlbetonfertigteil- und Mauerwerks Konstruktion umgewandelt. Als im Mai 1964 die Friedensfahrt zum Ersten Mal ins Auer Stadion rollte wurden dann auch die Traversen der Gegengeraden erneuert und auf der Mitte dieser errichtete man einen für die damalige Zeit modernen Anzeigeturm. Lehrlinge des benachbarten Messgerätewerkes Zwönitz bauten dafür eine elektrische Stechanzeige, deren

Abriss der Gegengeraden im Sommer 2017. Für das sieben Jahre alte Dach benötigte die Fa. Röckert aus Bad Schlema nur rund 50 Stunden. Foto: Burg
vorprogrammierte Elemente fortan den aktuellen Spielstand auswiesen. Eine spezielle Uhr mit nur einem Zeiger drehte sich im Dreiviertel Stunden-Takt und zeigte die Bruttospielzeit einer Halbzeit an. Dazu enststandt ein zusätzlicher Zuschauer-Ausgang oberhalb der Traversenkrone in Richtung Bahnübergang. Bis zum Abriss im Mai 1986 bestand die Gegengerade aus drei Sitzplatzblöcke mit insgesamt 3.940 Plätzen. Die Bankreihen waren aus Preß-Sperrholz.

Fast soviele Plätze wird es nach Fertigstellung der neuen Südtribüne 2018 auch wieder geben. Inklusive der Plätze für die TV-Medienvertreter und den Rollstuhlfahrern sollen es dann 3.930 werden. Die Fertigteilmontage der bis zu 25 Tonnen schweren und über 17 Meter langen Zahnbalken begann am 9. Oktober. Danach rückten die Stahlbauer aus Österreich an und begannen ab dem 26. Oktober mit der Dachträger Montage in der Süd-West Ecke. Diese sind mit einer Länge von 21,50 Meter rund 5 Meter länger wie auf den anderen drei Seiten. Dazwischen wurden weitere Stützen, Zahnbalken, Traversenelemente und Spielfeldbrüstungen montiert. Bis Ende November sollen die restlichen Dachträger montiert sein. Läuft die Montage der Dachträger und Fertigteile wie am Schnürchen, so gab es bei den notwendigen Vorbereitungs- und Fundamentarbeiten ein paar Schwierigkeiten die auf so einer Baustelle wie dieser aber nicht planbar sind. Aufgrund des alten Verlaufs vom Lößnitzbach in der Süd-Ost Ecke waren bei den Fundamentarbeiten baugrundbedingte

Luftbild aus dem Jahre 1998, wenige Tage vor dem Ligapokal-Halbfinale Bayern vs. Leverkusen mit den damaligen neuen drei Kamera-Podesten. Foto: Luftbild Service Büschel
Verzögerungen eingetreten. Nach Informationen des Landratsamtes Erzgebirgskreis seinen wesentlich tiefere Gründungen erforderlich gewesen als geplant, was neben Mengenmehrungen beim Aushub und der Wiederverfüllung mit Beton zu leichten Verschiebungen im Bauablauf und damit auch des Fertigstellungstermins führten.

Bis dahin hatten die Männer der Firma Abbruch & Erdbau Uwe Röckert aus Bad Schlema jedoch ganze Arbeit geleistet. Angefangen vom Abriss bzw. sachgerechter Demontage der kompletten Südtribüne inkl. der alten Gästekurve F/G, über die Abtragung und Auffüllung der Erdwalltribüne bis zu deren neuen Aufbau mit den angefallenden recyclingfähigen und wieder aufbereiteten Betonabbruchmassen wurde der Unterbau der Südtribüne hergestellt. In diesen Erdwall wurde auch sogenannte Geogitter eingebaut. Diese dienen unter anderem der Stabilisierung des Untergrundes. Sie funktionieren als Bewehrung ungebundener mineralischer Schichten wie Sand und Erde. In diese werden dann schließlich die über 50 Fundamente für die Zahnbalken und Stützen integriert. Die oberen, rund 19 Kubikmeter großen Fundamente dienen als sogenannte Gegengewichts-Fundamente fürs spätere Dach. Darauf wurden Stahlbetonwände betoniert, die neben der seitlichen Aussteifung auch eine Stützwandfunktion für die Hinterfüllung der neuen Promenade aufweisen. Diese Promenade wird vielen auf seiner nun neuen Größe sicherlich gefallen. Am oberen Tribünenrand werden sich die neuen Plätze für Rollstuhlfahrer mit ihren Begleitpersonen befinden. Die Verlagerung der Plätze für

Montagabend Spiel gegen Mönchengladbach im September 2007. Gut zu erkennen die alten Plastsitzbänke mit Holzkern und oben der Sonderbau Hauptkamera Podest 2007 bis 2010. Foto: Ede
Rollstuhlfahrer, von unten der Gegengerade nach ganz oben, war unter anderem eine zwingende Forderung von DFB und Polizei. Dazu bestand die Notwendigkeit der Schaffung von zwei neuen Behindertentoiletten. Durch die nun vergrößerte Promenadenfläche für Rollstuhlfahrer besteht die Möglichkeit, per Fahrzeug bis hinter die Plätze zu gelangen. Für die Versorgung und die sanitären Einrichtungen werden die vorhandenen Anlagen aus dem Jahre 2010 mitgenutzt und entsprechend den Vorschriften erweitert bzw. ergänzt.(Burg)
Stadion Geschichten
Stadiontreppe 1988

Spielertunnel

Flutlicht 1988

Haupttribüne Gestern und Heute

Baustart 1986

Neuer Eingang 1968

Sporthalle 1974

Herzenssache statt Beton

Fertigteil Montage Heidelberger
Geschrieben von Burg am 29.11.2017, 22:58   (1487x gelesen )