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1979 - Historischer Sommer für Aues Junioren

Der Sommer 1979 war für Wismut Aue historisch.

Siegerfoto aus der Fuwo 28/1979 aufgenommen direkt nach dem Finale im Leutzscher Stadion
Zumindest für die Junioren der Altersklasse 16-18, denn sie holten am 30. Juni 1979 mit einem 3-0 Finalsieg gegen Schiffahrt/Hafen Rostock den damals durchaus begehrten „Junge Welt-Pokal“. Diesen Wettbewerb gab es immerhin schon seit 1949. Der Junge Welt-Pokal war ein bis 1989 ausgetragener Pokalwettbewerb im Nachwuchsfußball des Deutschen Fußball-Verbandes der DDR. Gestiftet wurde der Pokal von der Freien Deutschen Jugend sowie der Tageszeitung Junge Welt für den Juniorenbereich. Der Stellenwert des damaligen ostdeutschen Nachwuchspokals ist mit dem heutigen DFB-Junioren-Vereinspokal vergleichbar.
Das Finale, ausgetragen im Leipziger Georg-Schwarz-Sportpark als Vorspiel (Anstoß 12.45 Uhr) vor dem entscheidenen Duell in der Aufstiegsrunde zur DDR Oberliga Chemie Leipzig gegen Energie Cottbus, begann recht schleppend. Erst nach 18 Minuten registrierte man einen erfolgsversprechenden Schuß von Aues Mittelstürmer Thormann. Aber diese Szene gab den Auftakt für ein belebendes Spiel in dem Wismut zwar mit leichten Vorteilen ausgestattet war, Schiffahrt/Hafen jedoch im Konterspiel durchaus gefährlicher daherkam. Bei einem dieser Konter konnte Wismut-Verteidiger Viertel den Rostocker Stürmer Pönisch nur noch durch ein Foul im Strafraum bremsen. Den fälligen Elfmeter vermochte der technisch veranlagte Spielmacher Gritzan jedoch nicht im Tor unterzubringen. „Ich bin lange stehengeblieben und als ich dann in die Ecke unterwegs war, konnte ich noch das Bein hochreißen. Der Rostocker hatte in die Mitte geschossen“, erinnerte sich Frank Groß (58 Jahre) der damals für seine Farben im Wismut-Tor stand als wäre es erst gestern passiert.

Das passierte in der 31. Minute. Die Chance zur überraschenden Führung für die Ostseestädter war dahin. Drei Minuten später ging Aue mit 1-0 in Führung. König verlängerte eine Eingabe zu Böttcher, der den Ball per Kopf über Behrendt ins Netz köpfte. „Danach dachten wir jetzt oder nie“, erzählte Groß weiter, der heute als Elektriker arbeitet und viele Jahre im Tor von Lößnitz stand. Er beschrieb auch die phantastische Atmosphäre im Leutzscher Stadion. Zur Halbzeit des Pokalfinals weilten immerhin schon ca. 10.000 Zuschauer im Stadion. Beim Abpfiff dann 18.000. Die konnten dann später auch noch den Aufstieg ihrer Chemiker in die Oberliga bejubeln.

Beide Kontrahenten haben vorher nur voneinander gehört und nichts gesehen. „Die Rostocker haben Chemie Leipzig im Halbfinale rausgeworfen, das ich für sehr stark hielt und das warnt uns zur

Schlagzeile in der Jungen Welt am Montag, 2. Juli 1979
Genüge“, sagte Aues Ex-Oberligaspieler und Junioren-Trainer Konrad Schaller vor der Partie. Die nach damals nach Altersklassen vorgenommene Unterteilung Junioren ist in etwa mit der heutigen A-Jugend zu vergleichen.
Die zweite Halbzeit stand dann lange im Zeichen eines etwas zerfahrenen Mittelfeldspiels, ehe Wismut seine größere Cleverness wie schon im Halbfinale an gleicher Stelle gegen Stahl Eisenhüttenstadt (4-3) in der Schlußphase zur Geltung brachte. Zwei Wochen zuvor sah nämlich Hütte nach 65 Minuten schon wie der sichere Sieger aus, aber dann schlugen Rümmler (69.), Böttcher (72.) und König (77.) noch dreimal zu und machten aus dem 1-3 Rückstand einen umjubelten 4 -3 Halbfinalsieg der zum Einzug ins Finale führte. Doch zuvor sah man in diesen Finale in der 2. Halbzeit auch Zittern bei Wismut. Rostock setzte alles auf eine Karte, schoß auch ein Abseitstor und hatte noch mehrere vielversprechende Chanchen vor allem durch Gritzan der für Wismut kaum zu greifen war. Dietel und Rümmler gaben dann die Zeichen für die nahende Entscheidung. Wismut spielte jetzt auch auf den berühmten Norddamm in Leutzsch.
König (85.) traf aus 20 Metern ins rechte untere Eck zum 2-0 und servierte zum 3-0 von der Grundlinie aus den heranbrausenden Scherf das Leder der es volley ins lange Eck jagte (88.). Danach war alles klar zum Auszeichnungszeremoniell, dass der stellvetretende Chefredakteur der „Jungen Welt“, Hans-Dieter Schütt und DFV-Vizepräsident Dr. Gerhard Helbig vornahmen. Davor drehten Aues Junioren noch eine Ehrenrunde und bedankten sich beim Leipziger Publikum. Vor dem Norddamm, dort wo der Chemie Anhang steht, kannte der Jubel fast keine Grenzen. Aues Torwart von damals geriet auch hier ins schwärmen: „Schöner wie das Jahr zuvor beim Finale im Rostocker Ostseestadion“. 1978 holten sich die Junioren von Aue zum ersten mal den Junge Welt Pokal. Mit dem 1-1 Ausgleich in der vorletzten Minute zwang man den Pokalverteidiger Stahl Riesa in die Verlängerung um dann im Elfmeterschießen mit 5-4 zu triumphieren. Die Junge Welt schrieb vom dramatischsten Pokalendspiel der letzten Jahre. (Burg)

Geschrieben von Burg am 15.08.2019, 21:03   (1422x gelesen)