Oberliga-Süd: Jena-Dynamo
12.04.2002

Oberliga Nordost / Staffel Süd
Spitzenspiel Carl-Zeiss Jena vs. Dynamo Dresden 0:1


(Kay) Kurz entschlossen machte sich ein kleines Grüppchen Auer auf den Weg zum Oberliga-Knaller nach Jena. Einen Stau auf der Autobahn konnten wir mit einem Abstecher nach Gera umgehen, während es zurück auf der A4 ab Jena Lobeda eng wurde. Zwischen den dreizehn(!) Fanbussen der Dynamos und einer gelb-schwarzen PKW-Welle ging es ab der Ausfahrt im Schritt-Tempo zum Stadion. Rechts der Straße wurde jede Gelegenheit zum Parken genutzt und wir bekamen schon einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Zuschauerresonanz. Im Radio erfuhren wir etwa fünf Minuten nach offiziellem Spielbeginn, dass zu unserem Glück die Dresdner Mannschaft zu spät in Jena ankam und deshalb noch nicht gespielt wurde. Des weiteren wurde verkündet das die Fanbusse der Dynamos mit Hilfe der Polizei aus dem Stau geholt wurden und nun auch angekommen seien - was ja nicht stimmen konnte, denn wir waren mittendrin. Richtig war, dass die Polizei alle Hebel in Bewegung setzte und alle Busse zum Stadion geleitete, wir hingen uns einfach hinten ran, fanden einen willigen Ordner und parkten somit unmittelbar vorm Stadiongelände. Unser nächstes Problem war, das es keine Karten mehr geben sollte (12.165 Zuschauer waren es letztlich) und wir für fünf Leute nur drei-einhalb "Berechtigungskarten" hatten, dies aber nur nebenbei, denn auch das war kein Problem und wir standen ca. zehn Minuten nach Spielbeginn vor der knacke vollen Tribüne (oder waren da doch noch ein paar Plätze frei?). Verpasst hatten wir wohl eine Bengalo-Show sowie das Rennsteiglied der Jenenser. Zu sehen bekamen wir eine überzeugende Dynamo-Elf, die durch ein Abstauber-Tor von Oppitz in der 25. Minute in Führung gingen (sein erstes Saisontor, kam erst zu Saisonbeginn aus der zweiten Mannschaft). Gigantische Stimmung der 4.000 Dresdner, die beide Gästeblocks unter der Anzeigetafel füllten und dermaßen am Zaun wüteten, dass sich die Polizei genötigt sah, zwei Wasserwerfer in der Kurve zu Parken, falls es eskalieren sollte (zudem sicherten mehrere Hundertschaften der thüringer und sächsichen Einsatzkräfte das Match).

Zur Pause suchten wir uns einen besseren Platz auf der tollen Tribüne, die allerdings auch ein paar sinnlose Sitz-Reihen hat, auf denen man gar nichts sieht... Nach dem Wechsel gleiches Bild. Die Dresdner agierten aus einer sicheren Abwehr und ärgerten die Hausherren mit gefährlichen Kontern. Der (Beierfelder) Heidrich höchstpersönlich konnte diese Überlegenheit in der 84. Minute in ein zweites Tor ummünzen. Statt auf den mitgelaufenen Koslov anzulegen versenkte er das Leder selbst und lies dabei dem Zeiss-Keeper Okrucky keine Chance. Überhaupt trägt das Spiel der jungen Dynamo-Elf Heidrichs Handschrift, seine Erfahrung scheint in Dresden Gold wert zu sein.

Trotz eines noch ausstehenden Nachholers der Thüringer gegen Riesa dürfte dieses Spiel ein herber Rückschlag für Jena im Kampf um Platz eins gewesen sein. Die Tatsache das die beiden Dynamo-Verfolger Plauen und Jena noch gegeneinander spielen müssen kommt Dresden natürlich sehr entgegen, doch durch das nötige Relegationsspiel gegen den Nord-Meister (derzeit Herthas Amateure) ist der erste Platz sowieso noch nicht mit Aufstiegsgarantie versehen.

In der Woche vor der Partie in Jena verpflichteten die Hausherren im Übrigen noch schnell Bernd Hobsch (für mich unverständlich, denn auch in Jena ist man finanziell alles andere als auf Rosen gebettet), allen Versuchen zum Trotze erhielt dieser jedoch keine Freigabe für das Spiel. Im Falle eines Nichtaufstiegs wird Hobsch sicher den Verein wieder wechseln dürfen oder/und müssen. (Gerüchteweise würden die Jenenser bei erreichen der Regionalliga diesmal im übrigen im Norden starten!) Der hohe Aufwand an Sicherheitskräften hat sich derweil bezahlt gemacht, zumindest ist uns nichts gegenteiliges bekannt geworden. Ganz im Gegenteil ereignete sich noch kurioses: Während des Spiels (nach dem Treffer zum 2:0) soll sich einer der Busfahrer dermaßen verletzt haben, das er in medizinische Behandlung musste und folglich nicht mehr fahren konnte. Die Zeit bis zum Eintreffen seines Ersatzes verbrachte die Busbesatzung im Fanhaus der Jenenser, bekamen vom Verein Carl-Zeiss Jena zwei Kisten Bier gesponsert und spielten gegen die Heimfans Tischfussball (nach Angaben der offiziellen Homepage der Dynamos traf beim Stande von 4:2 aus Jenaer Sicht der neue Fahrer ein)! Super Aktion!

Nachdem wir beim Abfahren der Fanbusse zunächst in die Röhre schauten, weil die Polizei natürlich keine PKW's zwischenrein ließ, doch letztlich konnten wir die gleiche Strategie wie bei der Anreise nutzen und fuhren bis zur Autobahn als 13. (wenn auch Klein-)Bus hinter den Dynamo Bussen her. Hinter uns eine nicht enden wollende Kolonne von Polizei-Wagen mit Blaulicht! Was muss das für unbeteiligte für ein Bild gewesen sein!? Oder was wird Lutz Lindemann nur gedacht haben, als er auf dem Weg zur Autobahn an diesem Mob vorbeifuhr und unser Auto sah? Lindemanns Auto hatten wir bereits vorher im Stadiongelände gesehen, für einige Zeitungen wäre dies sicher wieder ein Grund für Spekulationen...