Nordlichter auf Bayerntour FC St. Pauli
November 2002

(Alex) Der Spielplan der 2.Bundesliga bescherte Bundesligaabsteiger St. Pauli im November gleich 2 Auftritte in Bayern. Zunächst waren sie in Mittelfranken bei Greuther Fürth zu Gast, 14 Tage später spielten die Hansestädter im oberbayrischen Burghausen. Da ein Besuch eines Pauli-Spieles schon seit langem auf meiner Liste stand, nahm ich mir vor, mindestens eines der beiden Spiele zu besuchen. Vorsorglich lieh ich mir von Punkt ein Pauli-Shirt aus (welches gut 2 Nummern zu groß war), um somit schon etwas vom Mythos „Sankt Pauli“ zu spüren.

Greuther Fürth vs. FC St. Pauli
Sonntag 10.11., 8 Uhr, der Himmel blau, die Sonne lacht, wie geschaffen für ein gutes Fußballspiel. Also ab ins in Auto und auf geht`s in Richtung Nürnberg, wo ich 90 min später meinen Bruder erst mal aus dem Bett klingeln musste, um ihm mitzuteilen, dass er heute zum Fußball nach Fürth gehen wird...! Nach kurzer Überzeugungsarbeit und einem reichlichen, aber wenig nahrhaften, Mittag fuhren wir mit Bus & Bahn ins benachbarte Fürth zum „Playmobilstadion“, der Heimstätte der „Kleeblättler“. Nachdem wir uns die Karten für den Gästeblock besorgt hatten, beäugten wir noch kurz die Einlassordner & die Mitarbeiter der „VoPo“ bei ihrer, sehr gewissenhaften, Arbeit. (Neben dem Eingang lag ein großer Berg mit abgenommenen Nietengürtel u.ä., die Männer in Grün waren wohl auf Drogensuche!)

Insgesamt wollten ca. 8200 Zuschauer dieses Zweitligaspiel sehen. Leider bekamen sie nicht viel geboten. Die zerfahrene, an spielerischen Feinheiten arme Partie entschied der Altmeister aus Fürth verdient mit 2:1 für sich. Nach der frühen Führung für die Gastgeber, durch den starken Rösler (7.), hatten die „Kleblättler“ wesentlich mehr vom Spiel und erspielten sich ein deutliches Chancenplus. St. Pauli hingegen zeigte eine ganz schwache (nicht Zweitligareife) Leistung. Erst als ihr Kapitän Stanislawski (Rot; 53.) und Stürmer Ofodile (Gelb-Rot; 67.) vom Platz mussten, kamen sie zu einigen gefährlichen Angriffen. Das Tor erzielten aber zunächst wieder die Hausherren. Ruman erhöhte auf 2:0 (73.). Einen Grund zum Jubeln hatten die Hansestädter dann 5 Minuten vor Schluss. Nach 554 torlosen Minuten traf Patschinski zum 2:1, was aber leider nur Ergebniskosmetik war. Enttäuscht von der Leistung des Bundesligaabsteigers, aber begeistert vom tollen Support der sangesfreudigen Paulifans, fuhren wir zunächst gen Nürnberg, bevor ich mich nach einer kurzen Stärkung wieder auf den Heimweg, in Richtung Erding, begab.

Wacker Burghausen vs. St. Pauli
Aufgrund der wirklich tollen Stimmung der Paulifans in Fürth, stand für mich fest, auch den 2. Auftritt des „Weltpokalsiegerbesiegers“ in Bayern zu besuchen. Nachdem sich am mageren Punktekonto der Paulielf auch durch das Heimspiel gegen Köln nichts geändert hatte (2:3 Niederlage), mussten die Hansestädter diesmal in die oberbayrische Provinz, nahe der deutsch-österreichischen Grenze, reisen. Gastgeber war der überraschend starke Aufsteiger aus Burghausen.

Rund 45 Minuten vor Spielbeginn traf ich am Wacker-Stadion ein und musste mir erst einmal die Augen reiben: Ausverkauft!!! (8500 Zuschauer; laut Fernsehbericht das erste Mal seit 30 Jahren!) Doch schon einmal da, wollte ich natürlich mittendrin statt nur dabei sein. Also, ab auf Kartensuche. Kurz vor Spielbeginn verkaufte mir dann eine sympathische Hamburgerin 2 Stehplatzkarten für den Burghausener-Block. Die 2. Karte wurde ich schnell wieder los, da noch eine Vielzahl von Kartensuchenden ums Stadion schlich. Im Stadion entschuldigte sich gerade der Fußballbegeisterte Bürgermeister von Burghausen dafür, dass er zu wenig Busse, für die mit den Zug angereisten Gästefans, am Bahnhof bereitgestellt hatte. (Aber wer rechnete schon mit knapp 2000(!) Paulifans...) Weiterhin zeigte er sich begeistert von dem tollen & friedlichen Auftreten der, mit Matrosen-, Piraten- oder auch Wikingerklamotten bekleideten, Hansestädter und kündigte an, beim Rückspiel am Millerntor mit von der Partie zu sein. Außerdem hatten sich die Burghausener einiges einfallen lassen (Empfang mit bayrische Blasmusik u.v.m.), um den Hamburgern ein schönen (bayrischen) Sonntagnachmittag zu bieten. Man kann fast von einer Verbrüderung beider Fangemeinden sprechen, auf jeden Fall war dieser Empfang etwas einmaliges und einfach genial.

Trotz aller Zuneigung sollten die 3 Punkte in Burghausen bleiben. Doch weder Wacker noch St. Pauli konnte sich in der schwachen ersten Hälfte entscheidend durchsetzen. Beide Teams neutralisierten sich, so dass Torchancen Mangelware blieben. Erst als U21-Nationalspieler Broich den Gastgeber in Führung bringen konnte (53.) war Feuer und Leidenschaft im Spiel. Burghausen drängte nun auf die Entscheidung, kassierte jedoch prompt den Ausgleich durch den starken Meier (59.). Da keiner der beiden Mannschaften, trotz z.T. guter Chancen, noch ein Treffer gelang, endete diese Partie des 14. Spieltages mit einem gerechten Unentschieden.

Die mitgereisten St. Pauli-Fans, welche auch während des gesamten Spieles wieder geniale und vor allem spielstandsunabhänige (!) Stimmung verbreiteten, feierten den nunmehr vierten Auswärtspunkt ausgiebig, bevor sie die über 800 Km lange Heimreise antraten. Mit der Klarheit nächste Saison wieder ein Pauli-Spiel zu besuchen (am besten mit AUE in Liga 2!?) begab ich mich dann auch wieder in Richtung Heimat und konnte den Punkt: `Besuch eines Pauli-Spieles` nun gleich doppelt von meiner Liste streichen.