RL-Nord: Rot-Weiß Essen vs. Wuppertaler SV

2

:

0

Freitag, 26.09.2003

Mit der Schwebebahn zum Derby

Da wir gerade zu einer Messe in Köln verweilten, in Leverkusen übernachteten (Gott was ist das für ein Kaff!?) und zum Freitag Abend in der Region kein anderes Spiel geboten wurde, entschieden wir uns für das Spitzenspiel der Regionalliga Nord. Hank als eingefleischter Dynamo-Fan direkt betroffen und ich begab mich halt noch einmal in die "Niederrungen" des deutschen Fußballs… Außerdem lockte uns beide ein weiteres neues Stadion auf der persönlichen "schon-mal-live-erlebt-Liste" sowie die Vorstellung einmal mit der Schwebebahn zu einem Fußballspiel anzureisen. Gesagt getan. Da wir keinerlei Vorstellung darüber hatten, wo das Stadion zu finden ist, nutzten wir eine der ersten Abfahrten von der Autobahn und steuerten die erste Tanke an. Ein jüngerer Angestellter erklärte uns voller Begeisterung, das heute das Stadion voll würde, sein Bruder auch jede Woche zum Spiel fährt (dabei gestikulierend andeutete, dass dieser eigentlich eher an einer dritten Halbezeit interessiert sei) und natürlich auch wie wir fahren müssen. Er befragte uns noch, für welche Elf wir denn halten würden und woher wir seien. Wir nannten als guten Kompromiss der Herkunftsorte Leipzig, beteuerten auf der Heimseite zu stehen aber eher auf Dynamo und Aue zu halten… Ich glaube der wusste danach weder wo hinten noch wo vorn ist. Wir haben uns jedoch köstlich amüsiert und fuhren seiner Beschreibung folgend in Richtung Stadion. Irgendwann sahen wir die ersten Essener laufen und schauten uns nach einem Parkplatz um. Nachdem wir dafür gelöhnt hatten, befragten wir noch einmal schnell einen Einheimischen, der uns dann auch gleich die Schwebebahn empfahl, da es anscheinend doch noch ein Stück bis zum Stadion am Zoo war. Es folgte eine kurze aber doch recht eindrucksvolle Reise frei hängend in ca. 12 Metern über der Wupper. Bei bis zu 60 Stundenkilometern und dabei 15° Kurvenneigung in jede Seite kann man dabei mühelos seekrank werden. Während die anwesenden Gästefans schon unruhig wurden weil offiziell bereits gespielt wurde, wartete Schiri Mike Otte artig ab, bis wir im Stadion waren, ehe er das Derby anpfiff (offizieller Beginn 17:45 Uhr!?). Besagtes Stadion am Zoo war sehr gut gefüllt (offiziell 15.768 Zuschauer, wobei ich nicht glauben kann, dass es halb leer gewesen sein soll - immerhin fasst dieses "Rund" 28.000), liegt schön an einem kleinen Hang und ist von drei Seiten durch Wald und Wupper begrenzt. Das Spiel konnte natürlich nicht halten, was es uns versprach bzw. was wir erwarteten. Essen war fertig und Wuppertal nutzte die Gelegenheit an die Tabellenspitze vorzudringen. Wobei dies eine arge Kurzfassung des Treibens ist, was wir 90 Minuten mit ansehen mussten. Tatsächlich dauerte es fast eine halbe Stunde ehe der WSV zu einer Torchance kam. Erst nach dem Wechsel wurde es ein wenig ansehnlicher. In der 47. fiel der stark bejubelte Treffer zum 1:0 durch Markus Bayertz, der durch einen Distanzschuss verwandelte. Die ca. 4.000 mitgereisten Fans des ewigen selbsternannten Aufstiegsaspiranten verstummten sogleich. Bis zur 83. war der Liganeuling dem 2:0 näher, als RWE dem Ausgleich. Sieben Minuten vor Schluss war es dann auch soweit, der Senegalese Tavarez (Hank: "Der hat's einfach nicht drauf") umkurvte RWE-Keeper Kirschstein und hatte alle Zeit der Welt den Ball ins Tor zu tragen. Im übrigen nahm er sich diese Zeit auch, Kirschstein war aber scheinbar beleidigt und versuchte gar nicht erst, noch einmal einzugreifen… Damit war das Spiel entschieden, Wuppertal hätte sogar noch erhöhen können, die anwesenden Essener wollten's jedoch gar nicht mehr sehen und schlichen sich davon. Nach dem Schlusspfiff begaben wir uns wieder über die Wupper. Aus Sicherheitsgründen wurden die Menschenmassen immer nur Schubweise auf den Bahnsteig gelassen, dennoch drängten so viele Leute in die Bahn, wie nur möglich (ob das wirklich "nur" 200 je Wagen waren?). Als die Heimfans dann auch noch begannen wie andernorts in Straßenbahnen üblich zu Wippen, konnte einem schon mulmig werden. Wer will schon dabei sein, wenn "erneut" ein 35-Tonner in die Wupper stürzt…
Alles in allem war es ein lustiger Abend (und bis zum Auto alkoholfrei, da es im Stadion überhaupt kein Bier gibt!). Ein weiteres Novum war, dass uns beim Fußball ein älterer, freundlicher Fan Haribos anbot! Aber die Goldbären aus Wilkau-Haßlau machen ja nicht nur Kinder froh.

Glück Auf - Hank und Kay