Spielbericht
Sachsenpokal 1. Runde, 27.10.1995
1. FC Dynamo Dresden vs. FC Erzgebirge Aue 2-4 i.E.

2

i. E.

4

Rudolf-Harbig-Stadion Dresden, Freitag 27. Oktober 1995
(Kick off 20:00 Uhr)


4:2-Sensation im Elfmeterschießen - FCE wirft Dynamo Dresden aus Sachsenpokal


Wie die Zeiten sich doch ändern. Innerhalb eines Vierteljahres gewannen die Veilchen des FC Erzgebirge Aue bereits das zweite Mal beim einst übermächtigen Dresdner Klub Dynamo. Nach dem 3:1-Punktspielerfolg schossen die Kicker jetzt Dynamo mit 4:2 nach Verlängerung und Elfmeterschießen aus dem Landespokal.
Und das völlig verdient. Dresdens Coach Hansi Kreische zeigte sich denn auch ziemlich platt. „Nicht das Elfmeterschießen hat die Partie entschieden, die Ursachen liegen woanders. Fakt ist zum Beispiel: Aue hat drei gute Stürmer, wir nur einen." Sein Trainer-Kollege Ralf Minge fügte ganz nüchtern hinzu: „Es war kein gutes Fußballspiel. Die Zweikämpfe dominierten, aber mit fortlaufender Spielzeit hatten wir Dynamo fest in den Griff bekommen und besaßen schon vor dem Elfmeterschießen Chancen für den Sieg. Unser erklärtes Ziel, die nächste Runde zu erreichen, haben wir geschafft.
"In der Tat, die ersten 45 Minuten am Freitagabend gehörten in die Kategorie „Sommernachtsfußball". Beide Teams agierten über- vorsichtig, keiner wollte einen Fehler begehen. Langes gegenseitiges Abtasten bestimmte das Spiel, Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Zu gut waren beide Mannschaften aufeinander abgestimmt.

Das änderte sich schlagartig nach dem Seitenwechsel. Ralf Minge brachte mit Danilo Kunze einen dritten Stürmer. Jetzt wurde endlich über die Flügel gespielt. Dynamo sah sich im eigenen Haus immer mehr in die Rolle des Außenseiters gedrängt. Tormöglichkeiten für Aue vergab Henry Berg, als er zunächst eine Ullmann-Eingabe knapp verfehlte (47.). Der gleiche Spieler schmetterte nach 65 Minuten das Leder aus 20 Metern nur um Zentimeter über das Dresdner Gehäuse. Die einzige Dresdner Chance nach dem Seitenwechsel parierte Sven Beuckert großartig. Einen Direktschuß von Lazic aus elf Metern meisterte der Auer Keeper.

In der Verlängerung bestimmten die Erzgebirger eindeutig das Spielgeschehen. Zuerst aber mußten die Gäste eine Schrecksekunde überstehen. Dresdens Jörg Schmidt war mit gestrecktem Bein gegen Torwart Beuckert eingestiegen (93. Nach mehreren Minuten Behandlung ging es zum Glück mit Beuckert weiter. Nur die gelbe Karte für Sünder Schmidt war selbst den Dresdner Zuschauern ein Kopfschütteln wert. Noch vor dem Elfmeterschießen suchten die Veilchen die Entscheidung. Tomoski jagte das Leder aus 25 Metern Entfernung an den Pfosten (105.). Sehenswert auch der 30-Meter-Knaller von Udo Fankhänel an Lattenkreuz (110.). Miftaris Kopfball verfehlte ebenso sein Ziel wie Jan Schmidts Schuß in allerletzter Sekunde.

Im fälligen Elfmeterschießen setzten die Auer ihre Kaltblütigkeit ein. Kunze und Palke schossen ein 1:2 heraus. Baum hatte für Dresden verschossen. Als Jörg Schmidt auf 2:1 verkürzte, stellte Jan Schmidt postwendend den alten Abstand wieder her. Maglica verkürzte erneut auf 2:3. Anschließend scheiterte Boris Lucic am Dresdener Keeper René Groß. Sven Beuckert im Auer Gehäuse hielt gegen Lazic und bewahrte den Abstand. Jens Haustein jagte den letzten Elfer zum vielumjubelten 4:2 unter die Latte.
(Freie Presse, 30.10.1995)


Dynamo Dresden: René Groß - Thomas Hoßmang, Daniel Küttner, Ringo Herrig - Ronny Ernst (104. Nikica Maglica), Lutz Braun, Igor Lazic, Dariusz Pasieka, Christian Aflenzer - Jörg Schmidt, Alexander Radev (87. Sven Baum); Trainer: Hans-Jürgen Kreische

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Boris Lucic, Ronny Thielemann (77. Jörg Palke), Moudachirou Amadou - Jens Kempe (46. Danilo Kunze), Mentor Miftari, Jan Schmidt, Borislav Tomoski, Udo Fankhänel - Mirko Ullmann (111. Jens Haustein), Henry Berg; Trainer: Ralf Minge

Tore: Fehlanzeige

Elfmeterschießen: 0:1 Kunze, Baum (verschossen), 0:2 Palke, 1:2 Jörg Schmidt, 1:3 Jan Schmidt, 2:3 Maglica, Lucic (gehalten), Lazic (gehalten), 2:4 Haustein

Schiedsrichter: Eßbach (Leipzig)

Zuschauer: 5140