Spielbericht
30. Spieltag, 25.04.2004
FC Erzgebirge Aue vs. Arminia Bielefeld 1-1

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 25. April 2004
(Kick off 15.00 Uhr)


Shubitidze jubelt und Jendrossek trauert


Georgier sorgt in letzter Sekunde für glückliches 1:1 des FC Erzgebirge gegen Bielefeld - Auer Manndecker patzt vorm 0:1

Der Fußball-Gott muss doch ein Veilchen-Fan sein. Die 92. Spielminute neigte sich gestern dem Ende entgegen, als Skerdilaid Curri auf der rechten Seite zum Eckball anlief, in die Strafraummitte flankte, wo Dino Toppmöller mit dem Kopf auf Kvicha Shubitidze verlängerte. Der kleine Georgier schaute, verzögerte kurz und hämmerte das runde Leder zum umjubelten 1:1 unter die Latte. Unmittelbar nach dieser Aktion pfiff Schiedsrichter Georg Schalk aus Augsburg ab. In buchstäblich letzter Sekunde und mit viel Glück rettete der FC Erzgebirge Aue in der 2. Fußball-Bundesliga gegen die starke Arminia aus Bielefeld einen Zähler. Zum achten Mal in Folge blieb der Aufsteiger ohne Niederlage.

Des einen Freud, des anderen Leid. Während Shubitidze, in der 67. Minute erst eingewechselt, vor 15.500 Zuschauern die. "richtig geilen" Glücksmomente genoss, verschwand Kay-Uwe Jendrossek traurig im Kabinengang. "Ich ärgere mich brutal", erinnerte sich der Manndecker an die 29. Minute, als er nach einem weiten Abschlag von Torhüter Hain über das Spielgerät schlug. "Ich wollte mit links klären, doch der Ball rutschte mir über den Spann", sagte Jendrossek, dessen Fehler von seinem Gegenspieler Boakye eiskalt bestraft wurde. Der Ghanaer umkurvte Jörg Hahnel und brachte mit seinem 13. Saisontreffer den Tabellenzweiten in Führung. Acht Minuten später hätte Küntzel bereits alles klar machen können: Aue spekulierte auf Abseits und der Ex-Babelsberger lief frei auf Hahnel zu, schoss jedoch um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei.

"Meine Spieler waren zu gehemmt und zu ängstlich. Wir hatten Glück, dass uns Bielefeld nicht vor der Pause schon abgeschossen hatte", resümierte FCE-Trainer Gerd Schädlich, der bis dahin nur eine Chance seiner Elf notieren konnte: Heidrich scheiterte nach schöner Einzelleistung an Torhüter Hain (23.). Nach der Pause stellte Schädlich um, zog für Jendrossek Trehkopf in die Abwehrkette zurück und schickte Rehm ins linke Mittelfeld. Der Ex-Reutlinger, der einst bei Gästecoach Rapolder in Mannheim trainierte, brachte frischen Wind und legte bereits zwei Minuten nach seiner Einwechslung für Noveski auf. Doch Bogusz klärte im Fünf-Meter-Raum.

Aue war um den Ausgleich bemüht, fand gegen die kompakte Abwehrreihe der Arminia aber kein probates Mittel. Im Gegenteil. Die besseren Einschussmöglichkeiten besaßen auch nach dem Wechsel die Gäste. Zurecht haderte deren Coach nach dem Abpfiff mit Katanha, der in der 72. Minute frei im Auer Strafraum stand, aber kläglich vergab. In der 88. Minute hätte Boakye das Duell entscheiden können, doch Hahnel verhinderte mit einem Reflex das 0:2. "Aue hat nie aufgegeben und sich durch die kämpferische Einstellung den Punkt letztlich verdient. Es ist schon eine tolle Sache, wenn man die Begeisterung hier spürt und sieht, welche Massen sich in Bewegung setzen", meinte Gästetrainer Rapolder. Seinem Gegenüber Gerd Schädlich fielen etliche Steine vom Herzen: "Wenn man die Ergebnisse liest und sieht, wie sich alle Teams wehren, um in der zweiten Liga zu bleiben, dann haben wir einen ganz wichtigen Punkt geholt. Die Bielefelder haben gezeigt, dass sie derzeit zu den spieltechnisch besten Zweitligateams zählen", wertete der FCE-Coach. Olaf Mersiovsky, Freie Presse, 26.04.2004

Eine glückliche und erschöpfte Auer Mannschaft nach dem Spiel in der 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld.


Auer belohnen sich mit 1:1


Shubitidze trifft gegen Bielefeld in der Nachspielzeit
Das Feiern im Lößnitztal geht munter weiter. Wenngleich es gestern beim 1:1 (0:1) gegen Arminia Bielefeld „nur" ein Unentschieden war, bejubelten es alle wie einen Sieg. Schließlich gelang der Ausgleich erst in der Nachspielzeit hochverdient durch eine enorme Steigerung in der zweiten Halbzeit. Zum Helden des Tages avancierte dabei einer, der zuletzt eher kleinere Brötchen backen musste: Khvicha Shubitidze. Nach 67 Minuten für Ronny Jank eingewechselt, stand der Angreifer bei einer Ecke am langen Pfosten goldrichtig und hämmerte das Leder in die Maschen. „Ich saß lange genug in der zweiten Reihe. Da ist es natürlich toll, wenn es so läuft“, so Shubitidze, um sofort zu ergänzen: „Das soll aber nicht heißen, dass ich nun meinen Stammplatz wiederhabe. Ich muss weiter hart arbeiten." Seinen Treffer beschrieb er mit nur einem Wort: „Geil!" Trotz verständlicher Glücksgefühle verloren die Auer nicht den Blick für die Realität. „Wir waren in der ersten Hälfte viel zu ängstlich und zu defensiv. Die Bielefelder haben gezeigt, was für eine Klasse- Mannschaft sie sind", erklärte Rüdiger Rehm. So konnten die Veilchen im mit Ausnahme des Gästeblocks vollen Stadion froh sein, zur Pause nur 0:1 hinten zu liegen. Das Tor erzielte Arminias gefährlichster Angreifer, Isaac Boakye (29.). Nach einem weiten Ball von Keeper Mathias Hain nutzte er den Fehler von Kay-Uwe Jendrossek eiskalt aus. Bei Aues einziger richtiger Gelegenheit scheiterte Matthias Heidrich an Hain. Gerd Schädlich reagierte, brachte zur zweiten Hälfte Gregor Berger für den überforderten Marco Kurth und Rehm für Jendrossek. Das zahlte sich aus. „Wir haben immer an uns geglaubt und wurden dafür belohnt", freute sich Rehm, der das Auer Spiel über die linke Seite ankurbelte und neben Torhüter Jörg Hahnel zu den Besten gehörte. Trehkopf sicherte ihn nach hinten ordentlich ab und setzte mit einigen klugen Pässen selbst Akzente. „Es lief phasenweise nicht richtig zusammen, aber alle haben gekämpft. Mir liegt die Manndeckerposition sowieso mehr, weil ich nach vorn noch zu sehr schwächele", schätzte der 24-Jährige selbstkritisch ein. Für die Atmosphäre insgesamt hatte Trehkopf indessen nur Lob parat. „Die Stimmung in der Mannschaft und die Fans sind Weltklasse. Es macht riesig Spaß, hier zu spielen." Den Zusammenhalt im Team sieht auch Dino Toppmöller als Erfolgsgaranten Nummer eins. Nur so und mit etwas Glück habe man gegen die besseren Bielefelder bestehen können. „Wir werden auch weiter alles geben und versuchen, Punkte zu sammeln. Das sind wir den Zuschauern einfach schuldig."
Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 26. April 2004

Aue: Hahnel - Noveski, Emmerich, Jendrossek (46. Rehm) - Kurth (46. G. Berger), Heidrich, Toppmöller, Trehkopf - Curri, Juskowiak, Jank (66. Shubitidze)

Bielefeld: Hain - Owomoyela, Lense, Gabriel, Bogusz - Kauf, Dammeier, Porcello (63. Benschneider), Sinisterra - Boakye (90. Radovic), Küntzel (68. Katanha)

Schiedsrichter: Georg Schalk

Zuschauer: 15.500

Tore: 0:1 Boakye (29.), 1:1 Shubitidze (90.)

Karten: Emmerich - Gabriel, Lense, Küntzel, Boakye