Spielbericht
2. Spieltag, 13.08.2004
FC Erzgebirge Aue vs. TSV 1860 München 3-1

3

:

1

Erzgebirgsstadion Aue, Freitag 13. August 2004
(Kick off 19.00 Uhr)


Aue begeistert seine Fans gegen 1860 München
Im ersten Heimspiel der neuen Saison konnte der FC Erzgebirge Aue im ausverkauften und „renovierten“ Erzgebirgsstadion, mit einem verdienten Sieg gegen Absteiger TSV 1860 München, die Tabellenführung behaupten. Die Schädlich-Elf zeigte von Beginn an, dass der hohe Auswärtssieg in Essen keine Eintagsfliege gewesen ist. Die Gastgeber begannen sehr offensiv, schon nach 5 Minuten hatte Toppmöller die Führung auf dem Fuß, doch er erscheiterte an Gästekeeper Hoffmann. Die Münchner hingegen agierten zunächst sehr abwartend, sie zogen sich weit in ihre Spielhälfte zurück und überließen den Hausherren das Mittelfeld.

Jubel bei den Auer Spielern Dino Toppmöller, Tomasz Kos, Torschütze Andrzej Juskowiak und René Trehkopf (v.l.n.r.) nach dem 1-0 in der 15. Minute. Foto: Kruczynski


Nach einer Ecke von Curri für die Erzgebirger köpfte Juskowiak in der 15. Minute zur verdienten 1:0 Führung ein. Doch die Freude der Veilchenanhänger währte nur kurz, schon 3 Minuten später nutzte der neue Löwenstürmer Kolomaznik die erste echte Chance der Gäste zum 1:1 Ausgleichstreffer. Nach dieser turbulenten Anfangsphase verflachte die Partie etwas, beide Mannschaften neutralisierten sich weitgehend im Mittelfeld. Der erste gutdurchdachte Angriff nach längerem Leerlauf brachte dann aber die erneute Führung für die Auer. Nach schöner Vorlage von Neuzugang Günther zog Neustürmer Helbig mit vollem Risiko aus 11 Metern ab (35. Minute). Diesmal blieb aber zunächst Aue am Drücker, doch Curri vergab 3 Minuten später, mit einem beherzten Schuss, nur knapp. Aber auch die Löwen wurden endlich etwas offensiver. Doch auch der Münchner Agostino konnten eine gute Möglichkeiten nicht nutzen (42.), somit ging es mit der verdienten 2:1 Führung der Gastgeber in die Pause.

Nach der Halbzeit bestimmten zunächst die Gäste die Szenerie, so hatte mit Pflipsen auch ein Münchner die erste gute Chance im 2. Abschnitt. Doch der Mittelfeldspieler scheiterte mit einem zu niedrigen Heber an Hahnel. Der FCE zogen sich immer weiter zurück und verlegten sich fast ausschließlich auf das Konterspiel. Daraus entsprangen jedoch einige gute Möglichkeiten für die Hausherren (Helbig, Toppmöller), welche aber nicht verwertet werden konnten. Ein weiterer gefährlicher Konter der Erzgebirger brachte dann aber die Entscheidung. Nachdem zunächst Juskowiak knapp verpasst hatte, flanke erneut Günther maßgerecht auf Helbig und der Neuzugang köpfte zum 3:1 ein (77.). Der 3. Saisontreffer des Stürmer sicherte damit auch den 2. Sieg im 2. Spiel für den alten und neuen Tabellenführer, da die ideenlosen Löwen, den Auern, in den letzten Minuten nicht`s mehr hinzuzusetzen hatten.

Aues Trainer Schädlich war nach diesem super Fußballabend sehr zufrieden mit seiner Mannschaft. „Ein verdienter Sieg, mit viel Herz und Leidenschaft“, waren die Worte des, bei aller Freude, mahnende Trainer, „Wer abhebt bekommt eins drauf!“ Auch der stolze Präsident Leonhardt wollte von überzogener Euphorie nichts wissen: „Die Jungs sollen nicht an die Aufstiegsprämie, sondern an den Tagesbefehl denken."

Gästecoach Rudi Bommer hingegen war so angesäuert, dass er seine Spieler nach der nächtlichen Busankunft in München noch zu einem Straftraining verdonnerte. „Man kann in Aue verlieren, aber nicht so“, bemängelte er vor allem die lasche Einstellung seiner Mannschaft.

Blick aus dem Gästeblock unmittelbar nach dem vorentscheidenden 3-1 für Aue. Foto: Burg


Heimkehrer Helbig für Aue Gold wert


Zweifacher Torschütze nach 3:1 über 1860 München gelobt und gefeiert — Beim Aufwärmen bereits Gänsehaut-Gefühle
Am Ende eines langen, abwechslungsreichen, schlichtweg begeisternden Fußball-Abends stand Aues Trainer Gerd Schädlich im Presseraum, überlegte kurz und sagte: „Nein, heute gibt es wirklich nicht viel zu kritisieren." Nach dem in Essen war der 51-Jährige mit seiner Elf nicht vollauf zufrieden gewesen. Am Freitag aber nach dem Sieg über Erstliga-Absteiger 1860 München strahlte der Chefcoach des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge vollkommene Zufriedenheit aus. „Dieser Saisonstart ist sensationell", lobte Schädlich seine Elf, die dem Auftakterfolg ein 3:1 folgen ließ und die über 16.000 Fans in einen Freudentaumel versetzte. Lauf- und zweikampfstark präsentierten sich die Erzgebirger, was man vor heimischer Kulisse durchaus voraussetzen darf. Dass darüber hinaus aber auch richtig schöner Fußball gezeigt wurde, das überraschte manch einen Zuschauer im schmucken Stadionrund schon. „Jeder hat 100 Prozent gegeben, ist für den anderen gelaufen. Wir hatten einfach mehr Willen zum Sieg", analysierte Holger Hasse, der seine Abwehr bis auf die Szene vor dem 1:1-Ausgleich durch Kolomaznik (18.) und bei Pflipsens Heber (49.), den Keeper Jörg Hahnel entschärfte, gut organisiert hatte. „Das aggressive Zweikampfverhalten war schon in der letzten Saison unsere Stärke. Inzwischen haben wir auch richtig gute Fußballer in unseren Reihen", schätzte der vor allem vor der Pause stark auftrumpfende Dino Toppmöller ein und ergänzte: „Wir ver- stehen es derzeit, den Kampf mit dem Fußball zu verbinden." Als Unruheherd erwies sich einmal mehr der kleine Skerdilaid Curri. Mit einem Eckball bereitete er zunächst die Auer Führung durch Andrzej Juskowiak (16.) vor. In der 77. Minute war der kleine Albaner der Ausgangspunkt zum entscheidenden 3:1, als er in der linken Strafraumhälfte die Gästeabwehr narrte. Nutznießer war letztlich Sebastian Helbig, der den Rasen nach 87 Minuten als gefeierter Held verließ. „Im Moment passt einfach alles", verkündete der überglückliche Angreifer, der mit Saisontreffer zwei und drei in der 35. und 77. Minute die „Löwen" fast im Alleingang erlegte. „Dabei wurde Sebastian schon als Chancentod verschrien", berichtete Schädlich, der Helbig erst Mitte Juli als Nachfolger des abgewanderten Ronny Jank aus dem Ärmel gezaubert hatte. „Ich bin froh, dass ich endlich wieder im Osten Fußball spielen kann. Auf diesen Tag habe ich zwei Jahre lang warten müssen", ließ der Ex-Kölner vor laufenden Kameras seinen Glücksgefühlen freien Lauf. Schon beim Aufwärmen habe er Gänsehaut gehabt, beim Treffer zum 2:1 (nach schöner Vorarbeit von Sven Günther) einfach drauf gehalten. „Manchmal ist ganz gut, wenn man nicht lange überlegt", sagte der gebürtige Thüringer, der für den FC Erzgebirge schon jetzt Gold wert ist. „Wir müssen bescheiden bleiben und in Ruhe weiterarbeiten", gab Schädlich seinen Spielern mit auf den Weg.
Olaf Mersiovski, Freie Presse, Montag 16. August 2004

Aue: Hahnel - Kos, Hasse, Liebers -Günther, Kurth, Trehkopf - Toppmöller - Curri, Juskowiak (90. Heidrich), Helbig (88. Shubitidze)

1860 München: Hofmann - Meyer, Komljenovic, Costa, Lehmann (74. Krontiris) - Cerny, Pflipsen, Tyce, Gebhardt - Agostino, Kolomaznik

Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Otterndorf)

Zuschauer: 16.500 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Juskowiak (15.), 1:1 Kolomaznik (18.), 2:1 Helbig (35.), 3:1 Helbig (76.)

Karten: Kos, Helbig, Curri - Pflipsen, Kolomaznik