Spielbericht
34. Spieltag, 14.05.2006
FC Erzgebirge Aue vs. Sportfreunde Siegen 0-2

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 14. Mai 2006
(Kick off 15.00 Uhr)


Absteiger aus Siegen blamiert lustlose Auer


13.400 Zuschauer bildeten gestern einen prächtigen Rahmen für den Saisonabschluss im Lößnitztal. Doch die Protagonisten auf dem Rasen machten ihnen mit ihrem müden Gekicke einen Strich durch die Rechnung. Mit einer enttäuschenden 0:2 Heimniederlage verabschiedete sich der FC Erzgebirge aus der 2. Fußball Bundesliga des Jahrgangs 2005/06. Der Absteiger aus Siegen bestrafte mit den beiden Treffern von Weikl (66.) und Schmitt (80.) den lustlosen Auftritt der Auer, für die es rein sportlich um nichts mehr ging. Da Burghausen zum gleichen Zeitpunkt 1:1 gegen Bundesliga-Aufsteiger Aachen spielte, behauptete das Team von Trainer Gerd Schädlich wie im Vorjahr Platz sieben in der Abschlusstabelle.

"Es ist enttäuschend, wie wir uns vor dieser prächtigen Kulisse präsentiert haben", ärgerte sich Schädlich nach Abpfiff, während sich seine Spieler lange feiern ließen. "Wir sind verdient als Verlierer vom Rasen gegangen, weil wir von der ersten Minute weg fahrlässig agierten", schimpfte der 53-Jährige weiter. Das Prädikat "fahrlässig" traf dabei auf die Offensive ebenso zu wie auf die zuletzt sehr stabile Auer Hintermannschaft. Ersin Demir hatte die Führung für Aue gleich mehrfach auf dem Fuß. In der 2. Minute traf der Angreifer das Außennetz. Sekunden vor dem Pausenpfiff tauchte er nach schöner Vorarbeit von Andrzej Juskowiak frei vor dem Gästetor auf und vergab einfallslos. Bei Demirs dritten Versuch (52.) rettete Siegen-Torhüter Masic mit einem großartigen Reflex. Die beste Möglichkeit besaß Juskowiak. Der Pole, der mit acht Toren erneut als Aues bester Stürmer aus der Saison geht, traf nach Emmerich-Flanke nur die Querlatte (79.).

"Wir hatten zwar die eine oder andere Aktion, ohne überragend zu spielen. Doch wir haben die entscheidenden Zweikämpfe nicht gewonnen und handelten beim Abschluss zu egoistisch oder zu leichtfertig", betonte Schädlich. Hinzu kamen katastrophale Fehler in der Abwehr. Zunächst verzog Spizak nach Ehlers-Stellungsfehler frei vorm Auer Gehäuse (56.). Zehn Minuten später machte es Weikl mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze besser und traf zur Gästeführung. Jörg Emmerich war zuvor gegen Melkam nicht energisch genug zur Sache gegangen. Vor dem 0:2 standen drei Auer Spalier, der eingewechselte Schmitt markierte mit schönem Fallrückzieher den Endstand. "Dieses Ergebnis ist natürlich bitter für unsere vielen Fans, die zum Teil im strömenden Regen standen", meinte Skerdilaid Curri, der in einigen Situationen die besser postierten Nebenleute übersah. Demir, der seine fünf Saisontore allesamt auswärts erzielte, erklärte: "Wir sind an uns selbst gescheitert und nicht am Gegner."

Das Foto entstandt unmittelbar nach Spielende. Bei Regen stellten sich trotz der Niederlage folgende Spieler und Betreuer...Foto: Seifert


Für Schädlich war das letzte Punktspiel der Saison zugleich ein Fingerzeig für das kommende, vierte Auer Zweitligajahr: "Wenn nur ein paar Prozent fehlen, dann kann man in dieser Liga nicht punkten." Präsident Uwe Leonhardt kündigte an, "in den kommenden zehn Tagen frisches Blut in die Mannschaft zu bringen". Erster Neuzugang könnte der Bulgare Dimitar Rangelov sein. Der 23-jährige Stürmer überzeugte beim Probetraining. Er steht allerdings bis 2007 bei Slavia Sofia unter Vertrag. "Wir verhandeln, wollen ihn aber nicht ausleihen, sondern gern verpflichten", verriet FCE-Schatzmeister Bertram Höfer. Kein Thema ist der beim FSV Mainz 05 unter Vertrag stehende Sachse Tom Geißler. "Trainer Jürgen Klopp plant mit ihm", sagte Schädlich, der den 22-Jährigen bereits Ende 2003 von Leipzig nach Aue holen wollte. Der Transfer scheiterte damals an der Ablösesumme von 50.000 Euro. Olaf Mersiovsky, Freie Presse, 15.05.2006

Abschlussfete hinter dem Stadion in Richtung Lößnitzer Ausgang, Höhepunkt war die Ehrung der Fußballer des Jahres. Foto: Ede


„Von nichts kommt nichts"


FCE unterliegt Siegen 0:2 - Tomasz Bobel der Mann der Saison


Bloß gut, dass es sportlich um fast nichts mehr ging, wird sich gestern Nachmittag auch der Mann der Saison im Trikot des FC Erzgebirge Aue gesagt haben. Aber die Superleistung, die Tomasz Bobel über die gesamte Meisterschaft hinweg abgeliefert hat, kann die 0:2-Niederlage gegen Schlusslicht Siegen ohnehin um keinen Deut schmälern. Zum einen, weil der Pole bei den Gegentoren von Björn Weikl (67.) und Steffen Schmitt (80.) machtlos war. Zum anderen, weil er sich als einer der Garanten für das gute Abschneiden der Auer in Liga 2 erwies. „Das Spiel war wie das Wetter beschissen. Schade das wir uns zum Abschluss vor unseren Fans so schwach präsentiert haben", ärgerte sich der 31-Jährige dennoch über den verpatzten Auftakt des Partyabends. Insgesamt war er jedoch mit der Saison zufrieden. „Ich habe 33 Spiele gemacht und mir keine großen Bolzen geleistet. Wir konnten die Klasse souverän halten und haben mit Platz sieben unser Ziel erreicht", erklärte der „Dauerbrenner im Kader, der nur in Fürth krankheitsbedingt aussetzte. Zudem führt Bobel die Torhüter-Rangliste des „Kicker" an und wurde von den Veilchen-Fans zum Spieler des Jahres gewählt. Die Ehrung dafür gab es gestern Abend auf der Abschlussfete. Dass er bei den Anhängern so beliebt ist, freut den stets zu einem Scherz aufgelegten Keeper natürlich. „Aber das kommt ja auch nicht von ungefähr. Ich habe mir das Vertrauen des Trainers, der Mannschaft und der Fans mit Leistung verdient. Von nichts kommt nun mal nichts." Weil er sich in Aue einiges aufgebaut hat, verlängerte der Torhüter auch seinen Vertrag mit dem FCE. „Außerdem erhielt ich ein gutes Angebot und fühle mich ganz wohl hier", ergänzte der Pole, der 2004 vom MSV Duisburg kam und Jörg Hahnel aus dem Kasten verdrängte. Der bekam gestern nicht den so sehnlich erhofften Abschiedsauftritt im Veilchen-Kasten und lief nach dem Schlusspfiff weinend sei- ne Runde durchs Stadion. Nur zu verständlich, wenn man bedenkt, dass er seit der Jugend für die Lila-Weißen die Töppen schnürte. „Es fällt mir unheimlich schwer. Das ging schon die ganze Woche, wenn mir Leute auf der Straße alles Gute für die Zukunft wünschten. Schließlich hatte ich eine schöne Zeit hier und habe dem Verein viel zu verdanken", sagte der 24-Jährige, der es für Aue auf 18 Regional- und 36 Zweitliga-Einsätze brachte, sichtlich mitgenommen. „Natürlich hätte ich gern noch ein paar Minuten gespielt, aber ich muss die Entscheidung des Trainers akzeptieren." Lange trauern darf er ohnehin nicht. Schließlich gilt es für den Erzgebirger schon in ein paar Wochen, bei Hansa Rostock erneut den Kampf um die Nummer eins aufzunehmen.
Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag, 15. Mai 2006

Abschied von Aues Torwart Jörg Hahnel. Er wechselte nach der Saison 2005/06 zum F. C. Hansa Rostock. Foto: O. Seifert



Aue: Bobel - Kos, Emmerich, Ehlers - Heller, Kurth (60. Dostalek), Lenze (74. Helbig), Hampf - Curri, Juskowiak, Demir (60. Klinka)

Siegen: Masic - Dosek, Bogusz, Barletta, Melkam (87. Sinaba) - Weikl, Matthies, Döring, Nauroth (77. Dama) - Bettenstaedt (74. Schmidt), Spitzak

Schiedsrichter: Stefan Schempershauwe (Hildesheim)

Zuschauer: 13.400

Tore: 0:1 Weikl (66.) 0:2 Schmidt (79.)

Karten: keine