Spielbericht
26. Spieltag, 18.03.2007
FC Erzgebirge Aue vs. Kickers Offenbach 2-1

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 18. März 2007
(Kick off 14.00 Uhr)


Kleines Aue spielt weiter verrückt


Bis zur zweiten Minute der Nachspielzeit war es - mit sehr viel Wohlwollen betrachtet - eine mäßige Partie in der 2. Fußball-Bundesliga. Dann flankte der eingewechselte Tom Geißler auf den langen Pfosten. Dort schraubte sich Dimitar Rangelov am höchsten und köpfte zum 2:1 (0:0)-Sieg für den FC Erzgebirge Aue ein. Die Kickers aus Offenbach sanken enttäuscht zu Boden, die Veilchen lagen sich jubelnd in den Armen und die Zuschauer vergaßen urplötzlich die vorangegangene Leidenszeit. Sie feierten den FCE und waren sich in ihrer Glückseligkeit einig. "Wer so einen Dusel hat, der steigt auch auf", lautete der allgemeine Tenor.

Betrachtet man die gestrige Leistung, dann sind die Auer von der Bundesliga noch meilenweit entfernt. Betrachtet man die Tabelle, dann fehlt ihnen nur noch ein Punkt bis zum Aufstiegsplatz. "Die Pflicht ist erfüllt, jetzt folgt die Kür", meinte Florian Heller und fügte diplomatisch an: "Am Aufstieg zu schnuppern ist ja gut und schön. Aber wir wollen vor allem so weit wie möglich nach oben, um uns eine gute finanzielle Ausgangslage zu schaffen." Etwas lockerer drückte es Co-Trainer Holger Erler aus: "Wir können die anderen nach wie vor ärgern. Das kleine Aue spielt weiter verrückt."

Erler vertrat gestern Chefcoach Gerd Schädlich an der Linie. Dessen Genesung sollte nach dem knappen Sieg hoffentlich flott voran schreiten. In dieser Woche wird er beim FCE zurück erwartet. Dann sollen weitere Gespräche über seine Zukunft in Aue folgen. Von einem Zweijahresvertrag mit Option wollte Vizepräsident Bertram Höfer gestern allerdings nicht sprechen: So weit sind wir noch lange nicht", sagte er und verwies auf weitere Verhandlungen. Diese laufen natürlich auch mit Spielern. Zum Beispiel mit Florian Heller und Tomas Klinka sind sie laut Bertram Höfer "relativ weit" fortgeschritten.

Die Genannten fielen in einem zähen Spiel gegen Offenbach, das von vielen Zweikämpfen und Fehlabspielen gekennzeichnet war, immerhin positiv auf. Heller bei einem schönen Solo (33.), als er Rangelov glänzend freispielte, dieser jedoch an Kickers-Torhüter Thier scheiterte. Klinka sorgte nach dem Wechsel für das 1:0 (65.), als er nach einem Kurth-Freistoß aus Nahdistanz traf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Axel Keller im Auer Kasten einen ruhigen Tag verlebt. Doch schon 60 Sekunden nach der FCE-Führung musste er den Ball aus dem Netz holen. Der eingewechselte Agritis (66.) nutzte einen Patzer von Uwe Ehlers zum postwendenden Ausgleich.

Dieser Treffer reizte die Platzbesitzer jedoch. An Präzision im Zuspiel mangelte es weiterhin, aber die Auer investierten deutlich mehr als die abstiegsbedrohten Gäste. Die hatten zunächst Glück, als Rangelov (77.) einen strammen Schuss an den Querbalken hämmerte. Doch am Ende standen sie in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit leeren Händen da. "Aue war aktiver und hatte die besseren Chancen. Das Tor war die logische Konsequenz", fand der Ex-Auer Dino Toppmöller faire Worte für den Sieger.

Bei diesem waren sich fast alle einig, einen etwas glücklichen und wenig ansehnlichen Erfolg eingefahren zu haben. Und der lag nur teilweise an dem heftigen Wind und den schlechten Platzverhältnissen. Allerdings, wer fragt im Erfolgsfall danach, wie dieser Sieg zustande gekommen ist? "Wir haben eine einmalige Chance, nichts zu verlieren und sollten den Kampf annehmen. Was herauskommt, ist eine andere Geschichte", meinte Marco Kurth, forderte aber gleichzeitig eine Steigerung auf fremden Plätzen. "Auswärts sind wir bisher zu schlecht", sagte er mit Blick auf die Pleite in Braunschweig. Zumindest was das Ergebnis und das Engagement betreffen, konnten sich die Veilchen zu Hause rehabilitieren. Nicht schön, aber erfolgreich. Thomas Treptow, Freie Presse, 19.03.2007


Aue: Keller - Loose, Ehlers, Emmerich, Adamski - Heller, Kurth, Dostalek (68. Geißler) - Klinka (78. Curri), Siradze (62. Juskowiak), Rangelov

Offenbach: Thier - Müller, Bungert, Schumann, Mintzel (68. Yildirim) - Sieger, Wörle, Pospischil, Judt - Toppmöller (83. Reich), Türker (63. Agritis)

Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)

Zuschauer: 10.000

Tore: 1:0 Klinka (65.), 1:1 Agritis (66.), 2:1 Rangelov (90.+3)

Karten: Kurth - Wörle