Spielbericht
34. Spieltag, 20.05.2007
FC Erzgebirge Aue vs. TSV 1860 München 2-2

2

:

2

Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 20. Mai 2007
(Kick off 14.00 Uhr)


Nach der 1:2-Niederlage in Koblenz änderte Trainer Gerd Schädlich seine Startformation gleich viermal. Kos, Adamski, Schäfer und Klinka durften erstmal zuschauen. An deren Stelle spielten Hampf, Liebers, Heller und Juskowiak, der damit zu seinem letzten Einsatz im Profifussball überhaupt kam. Der 39-malige polnische Nationalspieler spielte in seiner langen Laufbahn 184 Mal in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach, den VfL Wolfsburg und Energie Cottbus. Dabei erzielte er 56 Tore. In der 2. Liga kam der 36-jährige Stürmer 110 Mal für Erzgebirge Aue zum Einsatz und war dabei 33 Mal erfolgreich.
Löwen-Coach Marco Kurz hingegen musste seine Anfangself nur auef einer Position umstellen. Im Vergleich zum 1:2 gegen Rostock spielte Szukala für Thorandt.
Wie schon in den letzten Heimspielen, legte Aue von Beginn an an ein ordentliches Tempo vor, man wollte sich ja für die vorangegangene obligatorische Auswärtsniederlage rehabilitieren. 1860 kam in diesen Anfangsminuten kaum über die Mittellinie. Die erste Chance bot sich Curri, aber Tschauner parierte dessen straffen Schuss sicher mit einem schönen Parade.
Aber schon zwei Minuten später wurde Aue kalt erwischt. Milchraum drosch das Leder aus der eigenen Hälfte nach vorne. Dort stand Göktan auf einmal völlig frei vor dem Tor. Der Türke schob den Ball aus 17 Metern ins Tor zur Führung für die Sechziger (9.). Dabei machte Bobel keine sonderlich gute Figur.

Abschied von Stürmerlegende Andrzej Juskowiak, der sein letztes Pflichtspiel für die Veilchen absolvierte. Abschlußfoto nach dem Spiel. Foto: Burg


Trotz des Rückstands spielte Aue völlig unbeeindruckt weiter und setzte die Löwen mächtig unter Druck. Nach einer der daraus resultierenden Ecken kam es dann zum schönsten Treffer der letzten Spiele. Eine Ecke wurde per Kopf abgewehrt und Heller nimmt den Ball aus 20m volley. Ohne Abwehrchance für Tschauner schlägt der Ball unter der Latte rechts oben im Eck ein.
Aber wie gewonnen so zeronnen.
Als das Auer Publikum noch feierte holte sich 1860 direkt im Gegenzug die Führung zurück. Wieder war es Göktan, der den Treffer machte. Schäfer setzte sich auf der linken Seite durch, flankte in die Mitte zum sträflich frei stehenden Stürmer, der den Ball aus sieben Metern zentraler Position ins Tor köpfte (21.). Zwei Chancen, zwei Tore, eine bessere Quote kann man nicht haben.
Aue blieb aber am Drücker und erspielte sich weitere gute Chancen im Minutentakt (Curri, Hampf, Rangelov). In der 30. Minute war dann der Ball nach einer herrlichen Kombination über Geissler und Juskowiak im Netz. Allerdings gab der schwache Schiedsrichter Pickel den Treffer nicht, der ball wäre vorher im aus gewesen. Wie im nachhinein die Fernsehbilder zeigten eine klare Fehlentscheidung.
Inden letzten Minuten vor der Halbzeit passierte nicht mehr viel. Einzig Göktan hatte nochmal die Chance zu erhöhen, schob aber am Kasten vorbei (44.).
Nach dem Seitenwechsel war Aue wieder am zug. Rangelov scheiterte erneut an Tschauner (53.), und Juskowiak überwand zwar den Löwen-Keeper, kam mit seinem Kopfball aber nicht an Milchraum vorbei (58.).
Eine Minute später machte es der Goalgetter der Auer dann doch. Heller ließ auf der linken Seite zwei Mann stehen, legte auf Juskowiak ab, der aus neun Metern zentraler Position ins rechte Eck einschob.
Danach war aber, sicher auch Aufgrund der Hitze, das Tempo raus aus der Partie und ausser ein paar unschönen Fouls der Löwen passierte nicht mehr viel. Erst in der 79. Minute ergab sich für Juskowiak eine sehr gute Chance, aber der Pole schob das Leder aus einem Meter doch noch links vorbei und landete dabei selbst im Netz, was sicher schwerer war, als den Ball darin unterzubringen.
In der 86. Minute war dann der Moment des Abschieds gekommen. Unter dem tosenden Applaus der 14000 Zuschauer den Glückwünschen des kompletten Teams im Mittelkreis, verlies Juskowiak die Bühne des Profifussballs als Aktiver. Manch einem wird erst in den nächsten Monaten bewusst werden, welche Bedeutung er für den Auer Fussball hatte.
Bis zum Schlusspfiff passierte dann, ausser einer Chance für den eingewechselten Ziegenbein, die Bobel glänzend parierte, nichts mehr. So blieb es am Ende beim, für die Löwen glücklichen, Remis. Aue hatte es einfach nicht geschafft, aus den vielen Chancen mehr als zwei Tore zu machen. (robert scholz)

Trainerstimmen
Gerd Schädlich (Aue): "Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, haben aber dem Gegner das Torschießen leicht gemacht. Nach der Pause zeigten wir Moral. Bobel hielt mehrmals ausgezeichnet. Natürlich bin ich mit dem Punkt nicht zufrieden, denn wir wollten zum Abschluss vor unseren tollen Fans gewinnen und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Das ist uns leider nicht gelungen, weil im Moment einfach die Säge klemmt"

Marco Kurz (München): "Bei diesen relativ hohen Temperaturen boten beide Mannschaften erfrischenden Fußball mit Chancen auf beiden Seiten. In unserem Entwicklungsprozess mit den vielen jungen Spielern war es für uns wichtig, in Aue zu punkten und die Position in der Tabelle zu behaupten."

Abschluss mit Blick voraus


FC Erzgebirge Aue und der TSV 1860 München trennen sich 2:2 - Andrzej Juskowiak verabschiedet sich mit Tor


Es ist ein gefühlter Sieg für die Auer und ihre Fans gewesen, dieses 2:2 (1:2) gestern zum Saisonabschluss gegen den TSV 1860 München. Die Veilchen präsentierten sich trotz der Hitze bis in die Haarspitzen motiviert und zeigten — immer wieder angetrieben von Skerdilaid Curri und Florian Heller teilweise schönen Fußball. Dass es die drei verdienten Punkte nicht gab, lag an den beiden Geschenken an den Münchner Berkant Göktan (9./22.) und den vielen vergebenen Chancen. So wurde es nichts mit dem einstelligen Tabellenplatz, aber zumindest gehen die 14.000 Zuschauer mit einem guten Eindruck von ihren Idolen in die Sommerpause. Besonders in Erinnerung bleiben werden wohl das Traumtor von Florian Heller zum (21.) und der letzte Auftritt des mit Ovationen bedachten Andrzej Juskowiak. Der Angreifer verließ den FCE so, wie er 2004 in Regensburg (1:1) bei den Lila-Weißen begann: als Schütze des Ausgleichstreffers (56.). Auch von Präsident Uwe Leonhardt gab es seit langer Zeit wieder einmal Lob für die Mannschaft. Zwar habe sie insgesamt das Saison ziel verfehlt, sich jedoch mit einem versöhnlichen Auftritt von den Fans verabschiedet. „Es hat halt nur das entscheidende Tor gefehlt. Jetzt schauen wir nach vorn und bauen ein neues Team auf", so Leonhardt. Einer, der dabei eine wichtige Rolle spielen könnte, ist Marco Kurth. Wenngleich mit dem Punkt nicht zufrieden meinte er: „Wir haben heute eines unserer besten Spiele in dieser Serie abgeliefert. Es hat gezeigt, wie in die nächste Saison zu gehen ist." Der dienstälteste Akteur des FCE will sich der Herausforderung des Neuanfangs ohne Wenn und Aber stellen. „Es gab schon oft Umbrüche und wichtige Abgänge. Wir haben das immer hingekriegt", blickt der 28-Jährige voraus. Es komme auf alle viel Arbeit zu. „Dem stellen wir uns, damit wir wieder eine erfolgreiche Saison spielen." Das verbindet der Mittelfeldmann mit einer Bitte an Kicker, Verantwortliche und Fans. „Natürlich wollten wir länger oben dabei sein. Aber wir sollten auch die Kirche im Dorf lassen. Wir können doch zufrieden sein: Es gibt weiter zweite Liga in Aue." Für Uwe Ehlers gilt das nicht. Er verlässt den Verein. Im Gegensatz zu Juskowiak konnte er allerdings gestern wegen einer Sehnenscheidenentzündung im Fuß nicht auflaufen. „Es waren zweieinhalb schöne Jahre in Aue. Ich bin dank bar für diese Zeit", sagte der 32-Jährige. Da er wusste, dass ein großer Umbruch bevorsteht und er zu den älteren Akteuren zählt, habe er damit gerechnet, möglicherweise keinen neuen Vertrag im Erzgebirge zu bekommen. Derzeit ist zwar nicht geklärt wo, aber Uwe Ehlers will nach eigenen Worten schon noch zwei, drei Jahre die Töppen schnüren.
Kjell Riedel, Freie Presse – Lokalsport Aue, Montag 21. Mai 2007


Aue: Bobel - Loose, Emmerich, Liebers, Hampf (67. Adamski) - Heller (77. Dostalek), Kurth, Geißler - Curri, Juskowiak (88. Klinka), Rangelov

1860 München: Tschauner - Szukala, Hoffmann, Berhalter, Schäfer - Baier (72. Ziegenbein), Ghvinianidze (84. Johnson), L. Bender (75. S. Bender), Milchraum - Di Salvo, Göktan

Schiedsrichter: Mike Pickel

Zuschauer: 14.000

Tore: 0:1 Göktan (9.), 1:1 Heller (21.), 1:2 Göktan (22.), 2:2 Juskowiak (59.)

Karten: L. Bender, Baier