Spielbericht
Sachsenpokal Achtelfinale, 14.11.2009
1. FC Lok Leipzig vs. FC Erzgebirge Aue 0-1 n.V.

0

n. V.

1

Bruno-Plache-Stadion Leipzig, Sonnabend 14. November 2009
(Kick off 13.30 Uhr)


Aue erreicht mit blauem Auge das Viertelfinale im Sachsenpokal


Mit einem Blauen Auge erreichte Drittligist Erzgebirge Aue das Viertelfinale des diesjährigen Sachsenpokals. 116 lange Minuten dauerte es, ehe Pierre Le Beau für den Treffer des Tages und die knappe Entscheidung für die Auer Veilchen sorgte. Aber im Pokal zählt einzig und alleine das Weiterkommen, egal wie. Lange Gesichter dagegen beim Leipziger Traditionsverein Lok Leipzig. Der derzeitige Fünftligist, der schon mal bessere Zeiten erlebte, war lange Zeit mindestens ebenbürtig und hoffte natürlich kurz vor Ende der Verlängerung auf ein Elfmeterschiessen gegen den einstigen alten Rivalen.

Haupteingang Connewitzer Strasse. Foto: Burg

Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für den ehemaligen Nationaltorwart Robert Enke, der sich bekanntlich am Dienstag das Leben nahm. Werden Schweigeminuten in der Regel durch dumme Zwischenrufe gestört, so war diesmal gespenstige Stille im Stadion zu verzeichnen. Nur hier und da klingelte ein Handy. Getrübt wurde die Schweigeminute als ein hirnloser Fan auf der Gegengerade die drei Buchstaben (L-O-K) in die Stille rief und diese dann natürlich abrupt beendete.



Aur Mannschaftsbus im Stadiongelände. Foto: Burg
Bei den Veilchen fehlte Kapitän Tomasz Kosz (Adduktoren) und auch Skerdilaid Curri (Fersenprellung). Gastgeber Lok machte sofort mächtigen Druck. Mit ihren einfachen und geradlinigen Fußball stürzten sie den Favoriten anfangs von eine Verlegenheit in die andere. Schon nach 4 Minuten hatte die fast 4.000 Zuschauert im alten ehrwürdigen Bruno-Plache Stadion den Torschrei auf den Lippen, aber gleich zweimal stand der linke Pfosten den Gästen hilfreich zur Seite. Ein Schuss von Haufe konnte FCE-Torwart Männel mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken. Der zurückspringende Ball fiel genau auf die Schulter vom Auer Torwart und von dort wiederum an den Pfosten. Was für eine Dramatik in der Anfangsphase. Erst danach konnte Männel den Ball unter sich begraben. Das teilweise sehr fanatische Publikum witterte hier schon eine Sensation und peitschte ihre Lieblinge förmlich nach vorne. Nicht nur Lok-Trainer Jörg Seydler haderte nach dem Spiel: „Wenn wir hier 1-0 in Führung gehen, wird es schwierig für Aue. Die Leipziger blieben am Drücker. Brodkorb (13.) verfehlte nur um Zentimeter das Gästetor per Kopf nach einer Haufe-Flanke. Nach einer Viertelstunde hatten die Gäste sich gefangen und übernahmen zumindest optisch das Kommando. Agyemang (14.) verzog in aussichtsreicher Schussposition, weitere gefährliche Aktionen vor dem Tor der Leipziger blieben aber Mangelware. Lok-Torwart Evers wurde bis zur Halbzeit nur noch zweimal gefordert. Doch weder Gambo (35.) per Kopf, noch Hiemer in der gleichen Minute, konnten ihn überwinden. Zweimal klärte der Lok-Keeper per Faustabwehr. Zur Pause dann logischerweise viel Beifall vom Leipziger Publikum für ihr Team.

Blick ins Stadion vor Anstoß. Foto: Burg

Nach dem Seitenwechsel wollten die Fußballer aus Aue endlich zeigen warum sie in der 3. Liga spielen und Lok 2 Klassen tiefer. Dies gelang auch ca. 25 Minuten, als sie Ball und Gegner laufen lassen und ihre technische Überlegenheit demonstrieren. Nur das Tor trafen sie nicht. Gambo (54. + 57.) und Braham (64. + 69.) hatten teilweise beste Gelegenheiten dazu. Die beiden Gelegenheiten vom Auer Torjäger Braham (derzeit 7 Tore in der Liga) hätten zu Toren führen müssen. Beide Male mustergültig von Hiemer bzw. Le Beau freigespielt, konnte er keine davon verwerten. Lok kam in dieser Phase nur zu gelegentlichen Gegenangriffen. In der Schlussphase der regulären Spielzeit waren die Auer dann wieder mit ihrem Latein am Ende. Auch vom eingewechselten Ramaj gingen keine zündenden Ideen aus. Aus dem Publikum musste man sich zudem manch höhnischen Kommentar anhören. 35 Sekunden vor Abpfiff der 90 Minuten hätte Krug für die Sensation sorgen können, doch bei seinem Schuss geriet er in Rücklage. Wieder gab es Riesenbeifall vom Publikum nach Ablauf der torlosen aber nie langweiligen 90 Minuten.

In der Verlängerung zogen die Gäste das Tempo an, kamen aber nur zu zwei Chancen von Ramaj (93.) - gehalten und Glasner (109.) – Kopfball übers Tor. Vier Minuten vor dem Ende rechneten viele schon mit einem Elfmeterschiessen. Aues Abwehrspieler Le Beau sorgte dann doch noch für ein glückliches Happy-End bei den Gästen und sorgte beim Gastgeber für sichtbare Enttäuschung. Hochscheidt flankte einen Freistoß an den zweiten Pfosten und Le Beau drückte den Ball mit dem Kopf, noch behindert von Krug, knapp über die Linie. „Bei so einem Spiel konnte Lok nur gewinnen und wir nur verlieren. Ich freue mich das Pierre in der entscheidenden Szene den Kopf nicht zurückzog sondern voll durchzog“, freute sich Aues Trainer Rico Schmitt über den glücklichen Ausgang für sein Team in einem nervenaufreibenden Spiel. Für Le Beau bedeutete dies sein erstes Pflichtspieltor für den FCE. In der nächsten Runde (Viertelfinale) spielen die Auer beim Landesligisten SV Einheit Kamenz. (Burg)


Pressekonferenz nach dem Spiel. "Ich denke die Zuschauer haben einen richtig guten Pokalfight gesehen, mit einem glücklichen Ausgang für uns. Der Mannschaft muss ich den Vorwurf machen in ihrer besten Phase nach der Halbzeit keine Vorentscheidung herbeigeführt zu haben", sagte Aues Trainer Rico Schmitt (rechts). Foto: Burg


1. FC Lok: Evers - Jülich, Krug, Köllner, Brodkorb - Sommer, Kunert (106. Aßmann), Starke, Schreiber (103. Linkert) - Gugna (79. Engler), Haufe

Erzgebirge Aue: Männel - Le Beau, Paulus, Klingbeil, Birk - Hensel - Hiemer, Gambo (ab 97. Sebastian Glasner), Müller (ab 74. Hochscheidt) - Braham, Agyemang (ab 62. Ramaj)

Schiedsrichter: Daniel Hartig (Freital)

Zuschauer: 3.947 Zuschauer (Bruno-Plache Stadion)

Tor: 0:1 Le Beau (116.)

Gelbe Karten: Starke (103.) - Hensel (26.), Paulus (86.), Hiemer (110.)