Spielbericht
28. Spieltag, 27.04.2010
FC Erzgebirge Aue vs. SV Wehen Wiesbaden 2-2

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Erzgebirgsstadion Aue, Dienstag 27. April 2010
(Kick off 18.30 Uhr)


Aue rettet Punkt und hat nun alles selbst in der Hand


Mit einem 2-2 Unentschieden behielten die Veilchen alle Chancen im Kampf um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Es war ein Spiel, das keiner so schnell, der am Dienstag-Abend im Stadion war, vergessen wird. Und Rico Schmitt sprach nach dem Spiel, den Satz auf den die Medien so lange gewartet hatten: „Wir wollen alles daran setzen um am Freitag zu gewinnen und aufzusteigen“. Mit einem Sieg am Freitag gegen Braunschweig wäre der Aufstieg perfekt!

Wehen-Wiesbaden, jenseits von Gut und Böse, musste sieben verletzte Spieler ersetzen. „Wir sind hier mit einer U23-Mannschaft angetreten und hatten nur eine Chance, wenn wir taktisch gut stehen, kämpfen und hoffen. Das hat geklappt und mit dem einem Punkt können wir zufrieden sein“, fasste der Gäste-Trainer Gino Lettieri die Ausgangssituation seiner Mannschaft vor dem Spiel zusammen. Aue begann hochkonzentriert. Vor allem Curri als Antreiber gefiel auf der linken Seite. Schon nach 4 Minuten konnte er nach einem Durchbruch und Rückpass auf Hochscheidt glänzen, doch Hochscheidt traf den Ball nicht richtig. 4 Minuten später fand sich der kleine Dribbler wieder zu einem feinen Doppelpass mit Hochscheidt und wird kurz nach der Strafraumgrenze von Gehring von den Füßen geholt. Die Pfeife von Schieri Valentin blieb jedoch stumm. Dazwischen traf Öztürk (6.) für die Gäste ins Tor – aber Abseits. Die Wiesbadener stellten sich nicht hinten rein sondern spielten streckenweise keck mit. Birk (10.) musste in allerletzter Not gegen Boskovic bei einem Konter retten und Männel (19.) zeigte leichte Unsicherheiten als Birk ihn mit einem Rückpass anspielte. Öztürk lauerte schon, ging aber noch einmal gut. Aue blieb konstant am Drücker, aber hier war schon sichtbar, wie gegen Kiel fehlte die Präzision. Bei einem Le Beau Durchbruch (14.) bis zur Grundlinie war Torwart Birkenbach zur Stelle. Nach etwa 20 Minuten stellte Gästetrainer Lettieri seine Mannschaft etwas um. Curri konnte seine guten Szenen auf der linken Seite nicht mehr abrufen. Gäste Torwart Birkenbach hatte Probleme, musste behandelt werden und gab schließlich das Signal: Nichts geht mehr. So kam in der 31. Minute der junge Neuseeländer Stefan Marinovic zu seiner Drittliga-Premiere ins Tor und riskierte sofort Kopf und Kragen. Erst gegen Curri (35.) nach schöner Außenrist-Flanke von Kos, dann gegen Agyemang (37.), den er einfach umrannte. Zwei Minuten vor der Halbzeit dann der Schock auf den Rängen, Wiesbaden ging mit 0-1 in Führung. Einen weiten hohen Schlag nach vorn von B. Hübner, unterschätzte Abwehrchef Kos und wollte den Ball abblocken um ihn ins Aus rollen zu lassen. Öztürk fackelte nicht lange, nahm im den Ball ab und spielte einen tödlichen Rückpass auf Stroh-Engel der das Leder eiskalt ins fast leere Auer Tor schob. Nur Sekunden nach dem Wiederanstoß drang Müller nachdem er F. Hübner umspielte in den Strafraum ein. Dabei wird er leicht am Trikot von F. Hübner gehalten und lässt sich fallen. Der herbeigeeilte Wiesbaden-Kapitän Barg schubste ihn leicht und im Reflex machte Müller dasselbe. Barg nutzte dies und ging theatralisch zu Boden. Schieri Valentin zeigte Barg Gelb und Müller Rot und musste sich beim Abgang in die Kabine ein gellendes Pfeiffkonzert anhören, denn viele sahen ein Foul an Müller. In der Pause gab es viel Diskussionsstoff im Lila-Weißen Lager.

Als die Halbzeitpause zu Ende war, wurden erst die Gäste mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen, wenig später auch das Schiedsrichter Trio. So komisch es klingen mag, die Rote Karte für Müller (Schmitt: „So kenne ich ihn ja gar nicht...") setzte beim Gastgeber Kräfte frei. In der Abwehr ging man Risiko mit einer Dreierkette, weil Birk für Klotz draußen blieb. „In der 2. Halbzeit zeigte meine Mannschaft auch das sie eine Spitzenmannschaft ist“, erklärte Schmitt nach dem Spiel und man sah ihn den Stolz darüber förmlich an. Die Auer versuchten sich sofort am und im gegnerischen Strafraum festzubeißen, unterstützt vom eigenen Publikum die wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft stand. Die Masse brodelte als Agyemang (54.) nur den rechten Pfosten trifft. Er setzte sich nach Hochscheidt Anspiel gegen Barg und Billick durch und zog aus 14 Meter ab. Hensel hätte fast noch den zurückspringenden Ball erwischt, kam jedoch einen Schritt zu spät. Nach 58 Minuten wurde die Powerplay-Phase auch mit dem Ausgleich belohnt. Wieder hatte Agyemang abgezogen und der Torwart konnte den Ball nur abklatschen. Klotz ist zur Stelle und schiebt ein. Hinten spielte man jetzt aber stellenweise Harakiri. Männel kann gegen Stroh-Engel (61.) retten. Das Eckenverhältnis schnellt hoch auf 10-1 (62.) und als le Beau (63.), der sich immer wieder in die Angriffwellen nach vorne mit einschaltete, mit einem fulminanten Schuss den linken Pfosten trifft, stand das Stadion Kopf. Wenig später prüfte Glasner (65.) den gegnerischen Torwart mit einem Kopfball, nach Freistoß Curri. Jähes Entsetzen aber nach 70 Minuten – die Gäste gingen zum zweiten Mal in Führung. Klingbeil klärte eine höchst gefährliche Reinert Eingabe zur Ecke und diese köpfte Barg ein. Der Ball senkt sich ins lange Eck. Ärgerlich war, das wie gewohnt bei Standards sonst üblich, der lange Pfosten nicht besetzt war. „Wir haben in der 2. Halbzeit große Moral bewiesen. Die Mannschaft gab sich zu keinem Zeitpunkt auf“, beschrieb Torwart Männel wie die Mannschaft auch diesen Nackenschlag wegsteckte. Über die Stationen Curri – Klotz – Curri, drang der kleine Albaner entschlossen in den Strafraum ein und wurde von B. Hübner von den Beinen geholt. Diesmal gab Schiedsrichter Valentin den Elfmeter. Agyemang (79.) schnappte sich, wie in Burghausen, den Ball und übernahm Verantwortung. Knallhart donnerte er ihn an die Latte von wo er dann ins Tor sprang. Angesprochen auf diesen Nervenkitzel, antwortete der nun alleinige interne Torschützenkönig der Veilchen: „Ich war mir bewusst wie wichtig das Tor für die Mannschaft ist – dann geht auch so was“. Das Spiel war aber noch nicht zu Ende, ohne eine einzige Ruhephase ging es weiter. Im Stadion saß jetzt niemand mehr, die Masse peitschte ihre Lieblinge förmlich nach vorne. Hensel (81.) mit dem Kopf und Klotz (83.) hatten noch einmal verheißungsvolle Möglichkeiten. Beide Vorlagen kamen wieder von Curri, er war an diesen Abend der Dreh- und Angelpunkt bei den Veilchen. Sie spielten am Limit, das 8. Spiel im Monat April! Die Folgen sah man dann bei Kos in der 85. Minute. Er räumte den Platz für Hiemer. „Kos holt im Moment alles aus sich heraus, er fährt in diesen Wochen Vollast“, so Schmitt zu der Auswechslung, die viele schon mit Sorgenfalten beobachten. „Kos hat immer am Limit gespielt, deshalb machen wir ihm auch keinen Vorwurf beim 0-1, dafür hat er zu viele Verdienste für die Mannschaft gebracht“, fand der Coach nur lobende Wort über seinen Kapitän. Die Mannschaft berannte auch bis in die der Nachspielzeit hinein das Gästetor. Der Schuss von Hiemer (89.) war aber zu schwach im Abschluss. Davor hielten die über 10.000 Zuschauer die Luft an, als sich Reinert (87.) mit einem Schwenk freie Schussbahn verschaffte aber Männel halten konnte. Agyemang (90.+ 4.) wäre noch fast der Siegtreffer gelungen, doch er verpasste ganz knapp die Freistoßvorlage von Curri.

Dieser Punkt war bei ruhiger Betrachtungsweise dann doch besser, als ein Sieg. Somit muss und kann die Mannschaft am Freitag auf Sieg spielen. Im Hinterkopf zu haben ein Remis würde reichen, hätte womöglich fatalere Folgen. So bleibt die Konstellation besser. „Im Fußball passieren Dinge die kann man nicht planen“, stellte Aues Torwart Martin Männel nüchtern fest. Ein Lob kam von ihm auch ans Auer Publikum: „Die Fans standen heute geschlossen hinter uns. Wir sind auch stolz auf unsere Fans“. (Burg)

Aue: Männel – le Beau, Kos (85. Hiemer), Klingbeil, Birk (46. Klotz) – Hensel – Müller, Hochscheidt, Curri – Glasner (90.+1 Ramaj), Agyemang

Wehen-Wiesbaden: Birkenbach (31. Marinovic) - Billick (58. Weigelt), Barg, Gehring, F. Hübner - Reinert, Boskovic, B. Hübner, Acar - Öztürk, Stroh-Engel (74. Wolf)

Schiedsrichter: Karl Valentin (Taufkirchen)

Zuschauer: 10.800

Tore: 0:1 Stroh-Engel (43.), 1:1 Klotz (58.), 1:2 Barg (70.), 2:2 Agyemang (79. Foulelfmeter)

Gelbe Karten: le Beau (50.), Glasner (76.), Männel (77.) - Acar (40.), Barg (45.), Weigelt (80.), Reinert (90.)

Rote Karte: Sven Müller/FCE (45.)


Trainer Gino Lettieri (links) „Kompliment ans Auer Publikum hier, das sie ihre Mannschaft trotz zweimaligen Rückstandes bedingungslos unterstützt haben. Davor ziehe ich den Hut. Mit dieser Einstellung schaffen sie den verdienten Aufstieg". Foto: Burg