Spielbericht
Sachsenpokal Achtelfinale, 18.11.1992
FC Wismut Aue vs. 1. FC Markkleeberg 3-5

3

:

5

Erzgebirgsstadion Aue, Mittwoch 18. November 1992
(Kick off 13:00 Uhr)


FC Wismut Aue: Jörg Weißflog - Enrico Barth, Jan Schmidt, Jens Möckel (70. Frank Böttger), Volker Schmidt - Ronny Thielemann (55. Jörg Leonhardt), Torsten Pöhland, Silvio Reich, Ronald Färber - Mike Faßl, Thomas Pfüller; Trainer: Lutz Lindemann

Tore: 0:1 Felix Oehmig (15.); 1:1 Volker Schmidt (32.); 1:2 Steffen Funke (55.); 1:3 Mike Geppert (56.); 1:4 Steffen Kurtz (63.); 1:5 Jens Thiemig (69.); 2:5 Mike Faßl (85.); 3:5 Jörg Leonhardt (86.)

Schiedsrichter: Wieland Ziller (Laußnitz)

Zuschauer: 420

Gelbe Karte: Jörg Leonhardt


Pokal-Aus für Auer Kicker im Achtelfinale


Wismut-Coach Lutz Lindemann bricht sein Schweigen. Bei allen bisherigen Pressekonferenzen übte er keine Einzelkritik an seinen Spielern, doch nach der völlig indiskutablen Pokalleistung gegen Markkleeberg ist das Faß übergelaufen. „Diese Begegnung war meine größte Enttäuschung, seit ich die Mannschaft trainiere. Es tut mir weh, was die Spieler unseren treuen Zuschauern geboten haben. Faßl, Möckel, Pfüller waren wiederholt nur ein Schatten ihrer selbst."
Harte Worte, ab er es kam noch dicker. „Die Mannschaft heult nur rum, ich sehe es nicht mehr ein, mich vor sie zu stellen. Was manche anbieten, spottet jeder Beschreibung."
Auch der Präsident des FC Wismut Aue, Uwe Leonhardt, machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. „Unsere Zielstellung heute war ein Sieg. Ich bin maßlos enttäuscht über die Grundeinstellung einiger Spieler. Eine kämpferische Bereitschaft habe ich absolut vermißt. Wir müssen eine neue Standortbestimmung vornehmen. Ein erster Schritt zur neuen Standortbestimmung könnte das Treffen der Präsidenten des FCW und des Chemnitzer FC vor kurzem gewesen sein. Ende November folgt ein offizielles Gespräch beider in Aue.
Fußball wurde am Mittwochnachmittag auch gespielt: Markkleeberg, unter Trainer Frank Engel, zum Spitzenteam der Amateuroberliga Staffel Süd geformt, übernimmt nach einer kurzen Abtastphase beider Mannschaften ab der 10. Spielminute die Initiative. Ein abgefälschter Hinterhaltsschuß von Ronald Werner (12.) setzt ein erstes Achtungszeichen. Drei Minuten später gelingt den Gästen nach einem Fehlpaß der Auer im Mittelfeld die 0:1-Führung. Jens Thiemig spielt Felix Oehmig frei, dieser überwindet Weißflog clever. Wer nach dem 0:1 gedacht hat, Wismut übernimmt nun das Zepter, der sieht sich getäuscht. Aue tut sich schwer, im Mittelfeld läuft wenig zusammen, zu viele Fehlabspiele bestimmen die Spielweise des FCW. Den einzigen Lichtblick bildet der Ausgleichstreffer nach 32 Minuten. Eine schöne Flanke von Jens Möckel verwandelt Volker Schmidt per Kopf zum 1:1. Vielleicht hätte die Partie eine andere Richtung bekommen, wenn Maik Faßl in der 36. Minute die Riesenmöglichkeit zur Auer Führung genutzt hätte. Sein Kopfball aus Nahdistanz geht neben das Gästetor. In der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit scheint Wismut das ganze Fußball - Einmaleins vergessen zu haben. Innerhalb von 15 Minuten ziehen die Gäste auf 1:5 davon. Steffen Funke bringt Markkleeberg nach einem Eckball mit 1:2 in Führung (55.). Eine Minute später kann Jörg Weißflog — er verhinderte an diesem Tag eine noch höhere Niederlage, — im letzten Moment gegen Jens Thiemig retten. Im Nachsetzen erzielt Mike Geppert das 1:3. Die Vorentscheidung ist gefallen. Ein Heber von Steffen Kurtz (63.) und ein Sonntagsschuß von Jens Thiemig (69.) lassen die Platzbesitzer aussichtslos zurückfallen.
Die Gastgeber sind völlig überfordert. Nichts gelingt. Im Gegenteil, Weißflog verhindert mit Glanzparaden gegen Wimberger und Oehmig ein noch größeres Debakel (76.). In der 78. Spielminute trifft Tilo Schulz nur den Pfosten des Auer Gehäuses.
Als die Gäste im Zeichen des sicheren Sieges in ihrer Konzentration nachlassen, gelingt den Wismut-kickern zumindest eine Resultatsverbesserung. Maik Faßl schafft in der 85. Minute das 2:5 und éine Minute später verkürzt Jörg Leonhardt auf 3:5. Acht Tore in einem Pokalspiel sind normalerweise etwas besonderes für die Zuschauer, nur die Auer Fangemeinde „konnte sich an diesem Mittwochnachmittag daran überhaupt nicht erfreuen. Lothar Bösecke, Freie Presse, 19.11.1992