Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

4. Spieltag - Mittwoch, 26.08.1987 - 17:00

BSG Wismut Aue - Hallescher FC Chemie 1:1 (0:0)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Heiko Münch, Volker Schmidt, André Köhler, Bernhard Konik - Steffen Krauß, Harald Mothes, Roland Balck - Klaus Becher (82. Ulf Einsiedel), Matthias Jacob (46. Matthias Weiß), Klaus Bittner; Trainer: Hans Speth

Hallescher FC Chemie: Karsten Härtel - Lutz Radtke, Andreas Wagenhaus, Giesbert Penneke, Gert Brauer - Torsten Häußler, Jan Rziha (69. Uwe Lorenz), Martin Trocha, Dariusz Wosz - Lutz Schülbe (30. René Tretschok), Uwe Machold; Trainer: Karl Trautmann

Tore: 1:0 Roland Balck (65.); 1:1 Lutz Radtke (74.)

Schiedsrichter: Klaus Peschel (Radebeul)

Zuschauer: 9000

Gelbe Karte: Heiko Münch, Matthias Weiß / Gert Brauer, Torsten Häußler

"Sünder" eines heißen Abends

Jeder Aufsteiger kennt naturgemäß erst einmal ein Ziel: Sicherung der Klasse. Halle macht da keine Ausnahme. "Wir müssen von Anbeginn jedes Pünktchen zählen", skizzierte Gert Brauer das Vorhaben im scherzhaften Ton. Aber es ist den Saalestädtern damit wahrlich nicht zum Scherzen. "Wir sind so gestartet wie nötig, wenn man der Oberliga verbleiben will", machte Bernd Bransch kein Aufhebens vom guten Aufgalopp. Und auch nach dem 1:1 im turbulenten Trubel war jener wohltuend maßvolle Ton zu vernehmen: "Wir sind mit Leistung wie Resultat in diesem schweren Auswärtsspiel nicht unzufrieden, aber letztendlich war sogar mehr drin."

Der Gäste Vorstellung gefiel. Aus dem flexiblen Mittelfeld, mit "Nachhilfe" von Wagenhaus wie Radtke im offensiven Part, wurden über die schnelle Doppelspitze nicht nur gefällig-durchdachte Kombinationen vorgetragen, Jörg Weißflog bekam durchgehend Gelegenheit, seine Strafraumbeherrschung zu beweisen. Erfreulich, das stilvolle Auftreten (auffällig Wosz) bekam keinen Knacks, als Schülbe nach hartem Einsteigen von Münch (er war schon an ihm vorbei) der junge Tretschock kam und dort anknüpfte, wo der gutaufgelegte Schülbe hatte aufhören müssen. Daß der noch nicht einmal 18jährige Bursche bei zwei großen Gelegenheiten einmal an Weißflog (52.), dann an den eigenen Nerven (79.) scheiterte, trug ihm keiner nach. Schon gar nicht nach dem glücklich-kuriosen Ausgleichstreffer, den Radtke, nach glänzendem Konterzug am rechten Flügel frei durchgekommen, mit unfreiwilliger Hilfe V. Schmidts (per Kopf fälschte er den Schußversuch gegen den Innenpfosten ab), verbuchte. Aber da auch Wismuts Führungstreffer ohne Härtels Fehlgriff kaum denkbar gewesen wäre, auch hier ausgleichende Gerechtigkeit.

Halles Torhüter Karsten Härtel muss hier den Führungstreffer durch Roland Balck (nicht im Bild) hinnehmen, Harald Mothes (links) und Volker Schmidt (rechts - alle Aue) setzten zum Jubeln an. Foto: Frank Kruczynski

Kennzeichnend für die Auer, daß sie von der 1. bis 90. Minute keinen Ruhepunkt kannten, nach den ungenutzten ersten Großchancen (Becher 4., 5.) stetig Einsatz- und Laufbereitschaft steigerten, nicht aber Besonnenheit, Spielübersicht. Zu den "Sündern" des heißen Abends zählten alle drei Wismut-Stürmer (Bittner, Jacob, Becher), und auch aus den hinteren Reihen kam diesmal keine rettende (Schützen)-Hilfe, was Zählbares angeht, obwohl Krauß wie Mothes ihre Sache sonst gut machten.

"Ein Spiel der vertanen Möglichkeiten" nannte Hans Speth die Vorstellung. Auf die Chancenverwertung bezogen stimmt das unbestritten, aber Aussagewert über Wismut generell hat der Satz mitnichten. "Jeder gab bis zum Abpfiff einsatzmäßig alles, also die Moral stimmt, und dies wird künftighin auch in den Resultaten wieder seinen Ausdruck finden", präzisierte er. Horst Friedemann, Fuwo, 01.09.1987