Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

6. Spieltag - Mittwoch, 09.09.1987 - 17:00

BSG Wismut Aue - FC Vorwärts Frankfurt (Oder) 1:1 (0:0)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Heiko Münch, Volker Schmidt, André Köhler, Bernhard Konik (57. Steven Zweigler) - Steffen Krauß, Uwe Reichmann, Klaus Bittner - Klaus Becher (46. Ulf Einsiedel), Harald Mothes, Wilfried Reypka; Trainer: Hans Speth

FC Vorwärts Frankfurt (Oder): Burkhard Deleroi - Thomas Fischer, Lothar Hause, Mario Roth, Volker Wawrzyniak - Frank Neupert, Thoralf Bennert, Jens Wittke - Volkmar Kuhlee, Lutz Schnürer (57. Ralf Steinfurth), Hardy Duckert (64. Karsten Schulz); Trainer: Gerhard Reichelt

Tore: 1:0 Wilfried Reypka (77.); 1:1 Volkmar Kuhlee (81.)

Schiedsrichter: Wieland Ziller (Königsbrück)

Zuschauer: 7000

Gelbe Karte: Steven Zweigler / -

Erregung in der Schlußphase

Gefahr für die "Veilchen" im Oldtimer-Derby (zum 68. Mal)! Schlußlicht, verletzungs- und gelbgestreßt, innerlich verunsichert - war guter Rat teuer? Das nicht, denn Wismut-Ehrgeiz ist keine hohle Phrase. Aber Bemme, Balck (Knöchelverletzung im Training) und Weiß (zweifacher Torjäger beim FCK) sind keine Typen, für die Speth gleichwertigen Ersatz wie der große Zampano aus dem Hut herbeizaubern konnte. Beim FCV sprang dagegen ein noch Längerer (Deleroi/1,99m) für den etatmäßigen Langen (WienhoId/1,94m) fehlerlos in die Bresche.

Die Probleme der Erzgebirgler, die im Aufwind befindlichen Gäste machten die Optik des Spiels hier nervös, zerfahren, mit krassen Mißverständnissen in der Spielgestaltung; dort ballsicher, kombinativ, ohne Zufall, stattdessen in Harmonie. Das rechtfertigte "den Punkt in einem akzeptablen Auswärtsmatch", so Gerhard Reichelt, Verständlich, wenn auch überdreht, der gesamte Wismut-Unmut über den Ausgleich. Der Lohn der (so schweren) Mühe war dahin. Einsichten, unbefriedigend agiert zu haben, laufen nun einmal nicht vor dem Bug, sie sind allemal nur für das Heckwasser da.

Natürlich stand Wismut mit Leistungswillen auf dem gepflegten Rasen. Unübersehbar waren allerdings auch die gedanklichen Tiefpunkte (langes Ballführen, unproduktive Dribblings). Die Lila-Weißen verkörpern Stärke, wenn konditionelle und spielerische Fitneß bei Bestbesetzung kongruent sind. Gegenwärtig ist das nicht der Fall. Schon grassieren Fehler (beide Verteidiger), leidet die Konstruktivität (im Mittelfeld, in das nur Köhler belebend hineinstieß, während V. Schmidt dreimal mit direkten Freistößen leer ausging). Und wo Gradlinigkeit im Angriff ein Buch mit sieben Siegeln ist, breitet sich die Unruhe wie ein Bazillus aus.

Volkmar Kuhlee (Frankfurt) erzielt den 1:1-Ausgleich. Foto: Frank Kruczynski

Vorwärts erkannte dies schnell. Mehrere Angriffszüge verrieten stilistische Schule. Nicht wegschlagen, vielmehr spielen war die Devise. Damit baute sich die Elf ein solides Fundament, wenn-gleich Reichelts Auswechslungen im Angriff auch signalisierten, wo die Oderstädter der Schuh drückte. Schnürer und Kuhlee waren schon "kälter berechnender vor dem gegnerischen Tor. "Der Unterschied im Auftreten beider Mannschaften wurde durch die Tabellenpositionen wesentlich mitbestimmt", urteilte Hans Speth. In der Tat, so klassisch-einleuchtend ließ sich das formulieren, dem FCV zur Genugtuung, für Wismut eher verdrießlich. Saure Wochen hatten die Kumpel wahrlich (schon gar nicht vor dem UEFA-Cup-Start!) nicht eingeplant... Günter Simon, Fuwo, 15.09.1987