Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

8. Spieltag - Samstag, 03.10.1987 - 15:00

BSG Wismut Aue - BSG Stahl Brandenburg 1:0 (0:0)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Heiko Münch (85. Wilfried Reypka), Volker Schmidt, André Köhler - Matthias Weiß, Ulf Einsiedel (67. Steven Zweigler), Roland Balck, Jens König - Klaus Bittner, Harald Mothes, Matthias Jacob; Trainer: Hans Speth

BSG Stahl Brandenburg: Detlef Zimmer - Ingolf Pfahl, Christoph Ringk, Jens Pahlke, Silvio Demuth - Uwe Schulz (61. Karsten Winkel), Roland Gumtz, Andreas Lindner (74. Eberhard Janotta), Bernd Kubowitz - Jan Voß, Frank Jeske; Trainer: Peter Kohl

Tore: 1:0 Steven Zweigler (90.)

Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)

Zuschauer: 8500

Gelbe Karte: Klaus Bittner / Bernd Kubowitz, Jens Pahlke

Dramatik der Schlußminute

Wismuts untadelige Heimserie gegen Stahl bei bisher drei Erfolgen und 5:1 Toren schien durchbrochen, "Wer auch", so Trainer Hans Speth dann beim Pressegespräch, "sollte in der tief gestaffelten Abwehr Stahls und gegen den zudem vortrefflich haltenden Zimmer die Lücke finden?" Doch als die Abwanderung der enttäuschten Fans bereits in vollem Gange war, passierte es eben doch noch. Erfreulich, daß Brandenburgs Trainer Peter Kohl in der Enttäuschung klaren Kopf für zielgerichtete Kritik an der eigenen Mannschaft behielt. "Wir ließen Aue im zweiten Spielabschnitt schalten und walten, ohne selbst zu ballsicheren Aktionen zu finden. Das rächte sich leider." Genau so war der Lauf der Dinge!

Innere Unruhe abzufangen, die Zahl der durch Nervosität bedingten Zuspielfehler in erträglichen Grenzen zu halten, gelang den Veilchen zunächst nicht. Kontrollierte Angriffe gab es kaum. In der Mittelfeld-Raumaufteilung wirkte der Gegner gefälliger, schwungvoller, wie auch Reykjavik-Torschütze Matthias Weiß unumwunden zugab: "Das schnelle Lösen und Freispielen des Gegners in dieser Zone bereitete uns zunächst Mühe." Auch und vor allem deshalb, weil Akteure wie Münch oder Einsiedel zu inaktiv blieben, die Bindung zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen deshalb immer wieder riß. "Daß wir die weitaus besseren Vorpausenchancen herausspielten, sah wohl jeder", kommentierte Stahl-Kapitän Christoph Ringk. Zwischen den größten für Voß bereits in der 2. und Kubowitz in der 44. Minute, die Weißflog in souveränem Stil zunichte machte, lagen für die Erzgebirgler kaum erfolgsträchtige Szenen. Aber wie schnell änderte sich dann doch alles.

Bewährten kämpferischen Tugenden vertrauend, wurde Aues Spiel von Minute zu Minute druckvoller, energischer. Mobilisierende Akteure wie Weiß, der sich spürbar steigende Jacob oder wie der mit einigen technisch guten Aktionen ins Blickfeld rückende König prägten nun das Geschehen. Stahl gab es, Schritt für Schritt die Flucht nach hinten antretend, nahezu völlig aus der Hand, reagierte bis auf wenige Ausnahmen (75. Dribbling von Gumtz im Strafraum gestoppt, dann Voß-Pfostenschuß nach verschuldetem Freistoß an Winkel (84.), unbesonnen, ja taktisch anfängerhaft. Niemand fand sich, der den Ball im Spiel hielt. In welchem Maße das noch zusätzlich Wasser auf Wismuts Mühlen, auf den vor Ehrgeiz nun förmlich berstenden Einsatz war, bekam Stahl zu spüren. Wenn auch erst in wirklich allerletzter Minute. Dieter Buehspieß, Sportecho, 05.10.1987