Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

11. Spieltag - Samstag, 21.11.1987 - 13:00

FC Rot-Weiß Erfurt - BSG Wismut Aue 1:0 (1:0)

FC Rot-Weiß Erfurt: Rainer Hoffmeister - Frank Kräuter, Carsten Sänger, Thomas Bertram, Uwe Becker - Peter Jung, Jörg Hornik, Martin Busse - Armin Romstedt, Jürgen Heun, Jörg Uwelius (81. Heiko Hoffmann); Trainer: Manfred Pfeifer

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Heiko Münch, Volker Schmidt, André Köhler, Bernhard Konik - Steffen Krauß, Matthias Weiß, Uwe Bauer - Klaus Bittner (78. Roland Balck), Harald Mothes, Ulf Einsiedel (62. Matthias Jacob); Trainer: Hans Speth

Tore: 1:0 Martin Busse (44.)

Schiedsrichter: Norbert Haupt (Berlin)

Zuschauer: 6000

Gelbe Karte: Armin Romstedt / Bernhard Konik, André Köhler

Sinn für Kapriolen?

Minimalisten-Fußball mag sich der zahlende Zuschauer gefallen lassen, wenn es um die Fehlerquote bei Pässen, Vorlagen und Schüssen geht. Breitet sich dieser "Stil" allerdings wie ein dichter Nebel über das Gesamtgeschehen aus, dann bewirkt das nichts als Verstimmung auf den Rängen; und nicht nur dort.

Von Erfurt und Aue schon Besseres gesehen zu haben, ist alles andere als ein Trostpflaster. Bei ihrer 63. Begegnung ließen sie jedenfalls die Maßanzüge in der Garderobe und zeigten nur billige Konfektion her. Über beiderseitiges Bemühen braucht nicht geredet zu werden. Einsatz versteht sich von selbst. Daß jedoch vertretbarer Fußball nur von wenigen offeriert wurde, stimmte dagegen sehr nachdenklich. "Glücklich über den Sieg", so urteilte Manfred Pfeifer. Er mag dabei an die hoffnungsvoller gewordene Tabellensituation nachgedacht haben. "Wir haben noch 15 Spiele vor uns", wies Hans Speth auf den eigenen Galgenhumor hin. Er hatte ihn nötig angesichts der Angriffsmisere seiner Elf, in der fünf angesetzte Stürmer ihren Namen wahrlich nicht verdienten.

Worauf basierte Erfurts Sieg? Auf der Deckungsstabilität, die von Sänger und Bertram ausging; auf der sporadischen Initiative von Hornik im Mittelfeld und auf der Aktivität von Heun. Hinzu gesellte sich Weißflogs Fehler vor dem Führungstreffer. Anstatt resolut zu fausten, ließ der Auswahlkeeper Heuns Weitschuß abprallen. Der Rest war Busses Kopfball aus Nahdistanz - ein Kinderspiel.

Und die Ursachen für die fünfte Auswärtsniederlage der "Veilchen"? In der Mannschaft steckte keine Dynamik. Sie ließ spielerische Ansätze durch unpräzise Pässe sofort wieder abreißen. Von den Flügeln ging keinerlei Gefahr aus. Im Zentrum durch individuelle Entschlußkraft Chancen herauszuspielen, scheiterte am gedanklichen Unvermögen. Die physischen Potenzen scheinen nur ein Tempogleichmaß zuzulassen, ohne Rhythmuswechsel und blitzschnelle Schwerpunktverlagerungen. Da konnte nicht verwundern, daß die Männer aus dem Lößnitztal schon zum viertenmal in fremden Gefilden kein Tor erzielten!

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Zuschauer Geschmack an jenen Kapriolen (Querschläger, hilflose Kobfbälle, Mißverständnisse en masse) empfanden, die beiderseits vorgeführt wurden. Da muß man schon einen Nerv bis hin zum Kabarettistischen haben, um sich mit derart "Fußball" anfreunden zu können. Erfurt und Aue sind gewaltig in der Pflicht zu Besserem, zu Niveauvollerem! Günter Simon, Fuwo, 24.11.1987