Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

18. Spieltag - Samstag, 26.03.1988 - 15:00

BSG Wismut Aue - FC Karl-Marx-Stadt 1:3 (0:2)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - André Köhler (51. Steven Zweigler), Volker Schmidt, Bernhard Konik - Matthias Weiß, Steffen Krauß, Harald Mothes, Ronald Färber - René Hecker, Ulf Einsiedel, John Bemme (29. Klaus Bittner); Trainer: Hans Speth

FC Karl-Marx-Stadt: Holger Hiemann - Thomas Laudeley, Jürgen Bähringer, Matthias Birner, Udo Fankhänel - Dietmar Bletsch, Jörg Illing, Lutz Wienhold, Ulf Mehlhorn (58. Gerd Seifert) - Hans Richter, Michael Glowatzky; Trainer: Heinz Werner

Tore: 0:1 Udo Fankhänel (23.); 0:2 Hans Richter (37.); 0:3 Udo Fankhänel (64.); 1:3 Harald Mothes (87.)

Schiedsrichter: Siegfried Kirschen (Frankfurt/Oder)

Zuschauer: 12200

Gelbe Karte: René Hecker, Harald Mothes / Ulf Mehlhorn

Zwei völlig verschiedene Welten

Seit eh und je steckt in diesem Derby Brisanz. Seit jeher zählt ein Sieg in diesem Spiel rein moralisch mehr als zwei Punkte aus einem anderen. Seit jeher aber ist auch die Atmosphäre rund um das Geschehen eine besondere. Aber gerade letzteres läßt sich nicht in den Rahmen dieser 56. Auflage pressen. Kaum schlug es nämlich zum dritten Mal hinter Weißflog ein, da lichteten sich die Reihen schlagartig. So sehr die Erzgebirgler zum Jubel bereit sind bei einem Sieg ihrer Lieblinge, so schnell brechen sie aber auch den Stab über sie, wenn es nicht nach Wunsch läuft.

Bernhard Konik (am Boden) und Andre Köhler (beide Aue) trennen Lutz Wienhold (FCK) vom Ball. Foto: Frank Kruczynski"

Daß es für die Wismut-Elf nicht lief, wurde unmittelbar mit dem Anpfiff deutlich. Spritzig, entschlossen, energiegeladen die Gäste - umständlich, zerfahren, hausbacken die Gastgeber. Zwei völlig verschiedene Welten taten sich auf! Hier ein stabiler, vor Selbstbewußtsein strotzender FCK, dort ein ängstlicher, verunsicherter, übernervöser Platzbesitzer. Was sollte dabei herauskommen? Ein deutlicher FCK-Sieg - natürlich! Und dieser nahm beizeiten konkrete Formen an. Klubvorsitzender Roland Hauschild meinte sogar: "Das war unsere mit Abstand beste Rückrundenleistung. Ich habe bei uns nicht einen schwachen Punkt gesehen." Wohl dem, der zu solchem Urteil Veranlassung hat.

Wie die Gäste aber auch auftrumpften! "Mit Vorteilen in jeder Beziehung", meinte DFV-Beobachter Wolfgang Koch. Da konnten die Auer sogar noch von Glück reden, daß die Niederlage nicht eklatanter ausfiel. Möglichkeiten besaßen die Karl-Marx-Städter Mitte und gegen Ende der zweiten Halbzeit zur Genüge. Nicht nur Richter (69., 84.) stand vor erneuten Treffern, auch Bletsch schoß aus vollem Lauf (80.). Da fiel es selbst dem kritischen Heinz Werner leicht, von einer "geschlossenen, disziplinierten, klugen Leistung und einem harmonischen Kollektiv" zu sprechen. Das Auftreten der Gäste wurde tatsächlich höheren Ansprüchen gerecht!

Umso deprimierter waren die Kumpel. Natürlich hatten gerade sie sich nach ihrem ersten Auswärtssieg etliches ausgerechnet. Aber von einer Siegchance, selbst von Gleichwertigkeit nicht die Spur! Von der ersten Minute an machten sich ihre Nachteile überaus deutlich bemerkbar. Und mit dem 0:2 - Köhler spielte einen Freistoß vom eigenen Strafraum so unkontrolliert zu Schmidt, daß Richter dazwischenging - machten sich die Einheimischen sozusagen selbst den Garaus. Da blieb Hans Speth nur festzustellen: "Solche Fehler sind wie tödliche Stiche."Wismut erholte sich nicht mehr. Andreas Baingo, Fuwo, 29.03.1988