Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

22. Spieltag - Samstag, 23.04.1988 - 15:00

BSG Wismut Aue - FC Carl Zeiss Jena 0:0

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - André Köhler, Volker Schmidt, Heiko Münch - Uwe Bauer, Harald Mothes, Roland Balck, Ulf Einsiedel - Klaus Bittner (76. John Bemme), Ronald Färber (58. Steffen Krauß), Rainer Kunde; Trainer: Jürgen Escher

FC Carl Zeiss Jena: Perry Bräutigam - Mario Röser, Heiko Peschke, Steffen Zipfel, Jens-Uwe Penzel - Oliver Merkel (22. Stefan Böger), Jürgen Raab, Stefan Meixner, Michael Stolz - Henry Lesser (87. Jörg Burow), Ralf Sträßer; Trainer: Lothar Kurbjuweit

Tore: Fehlanzeige

Schiedsrichter: Klaus Peschel (Radebeul)

Zuschauer: 8300

Gelbe Karte: Roland Balck / Heiko Peschke

"Kaffeefahrt"-Auswirkungen

Die 2:5-Niederlage von Wismut zuletzt bei Stahl Brandenburg hatte Nachwirkungen. Erst einmal wurden die Defensivspezialisten im Lößnitztal zusammengerufen: "Mit einer derart desolaten Verteidigung, wie sie in Brandenburg agierte, sind wir im Kampf gegen den Abstieg ohne Chance", stellte Trainer Jürgen Escher nüchtern fest. "Zumal gegen die Jenaer, die ausgesprochen schnelle Konter spielen können. Dem mußten wir Rechnung tragen." Bei eben dieser "Kaffeefahrt" (so noch Trainer Hans Speth) ins Havelland muß sich der Wismut-Trainer indes verkühlt haben. Sektionsleiter Werner Lorenz gab nach dem Spiel bekannt, daß Speth "erkrankt sei und zur Zeit von Jürgen Escher und Konrad Schaller vertreten wird. Wer also Ausflüge in diesen Tagen macht: schön warm anziehen.

Im Schneegestöber: Harald Mothes (Aue, links) vor den Jenaern Heiko Peschke und Jürgen Raab. Foto: Frank Kruczynski

Zum Spiel selbst: "Die rennen wie die Scherenschleifer, aber es kommt zu wenig dabei heraus" erklärte Karl Wolf, Ex-Nationalspieler und nach wie vor aufmerksamer Beobacher der Szene. Er war dennoch nicht unzufrieden mit dem Geschehen. "Die Moral scheint mir intakt zu sein, und das ist das wichtigste." Spielerisch vermochten weder Wismut noch die Gäste Entscheidendes zu bewegen, wenngleich die Jenaer optische Vorteile hatten. Meixner und Raab spielten sich im Mittelfeld die Bälle zu. Leider fehlten in der Spitze die Abnehmer dafür. Weder Sträßer (von Köhler ziemlich hart "bearbeitet") noch Lesser (trotz klarer Schnelligkeitsvorteile gegen Münch) tauchten einmal gefahrdrohend vor Weißflog auf. Die einzige richtige Möglichkeit war vielleicht die von Raab (43.), als er aus dem Hinterhalt abschoß, Weißflog all sein Können aufbieten mußte, um das Leder noch zur Ecke zu lenken.

Die Szene änderte sich auch im zweiten Durchgang nicht. Wismut wirkte in allen Aktionen übernervös, blieb vor allem in der Offensive ohne jede Ausstrahlung. Bittner beispielsweise, in der Vorsaison noch einer der gefährlichsten Schützen in den Reihen der Lila-Weißen, ist zur Zeit derart zappelig, daß er außerstande ist, einen in die Spitze gespielten Ball überhaupt zu halten. Daß er erst so spät ausgewechselt wurde, hatte wohl mit der Hoffnung zu tun, daß er mit seiner Quirligkeit doch noch eine Überraschung zustande bringen würde. Ein Trugschluß! Die Partie endete torlos, ein Resultat, das sich lange zuvor angekündigt hatte. "Mit dem Abwehrverhalten meiner Mannschaft konnte ich einverstanden sein, mit dem im Angriff unter gar keinen Umständen schätzte Jenas Trainer Lothar Kurbjuweit ein. Er nahm es gelassen. Seine Mannschaft hat ja die entsprechenden notwendigen Zähler schon lange auf dem Konto. Rainer Nachtigall, Fuwo, 26.04.1988