Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1987/88

Spielbericht

23. Spieltag - Samstag, 07.05.1988 - 15:00

BSG Stahl Riesa - BSG Wismut Aue 2:3 (0:1)

BSG Stahl Riesa: Claus Boden - Uwe Burow, Frank Dünger, Detlef Müller, Steffen Dünger, Jens Leonhardt (68. Volker Hennig), Sven Kretzschmar, Torsten Wude - Frank Kerper (46. Gero Maaß), Jens Pfahl - Dietmar Jentzsch; Trainer: Manfred Lienemann

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Heiko Münch, Volker Schmidt, André Köhler, Bernhard Konik (82. Roland Balck) - Matthias Weiß, Harald Mothes, Steffen Krauß, John Bemme (38. René Hecker) - Klaus Bittner, Uwe Bauer; Trainer: Jürgen Escher

Tore: 0:1 Klaus Bittner (9.); 0:2 Steffen Krauß (52.); 0:3 Uwe Bauer (80.); 1:3 Heiko Münch (Eigentor, 85.); 2:3 Jens Pfahl (87.)

Schiedsrichter: Adolf Prokop (Erfurt)

Zuschauer: 5300

Gelbe Karte: Steffen Dünger (3. in Liga und Pokal, gesperrt) / -

Ist für Stahl der Ofen aus?

Duplizität der Ereignisse in der Umkehrung: Am 7. November 1987 siegte Stahl nach einer 3:0-Führung (bis zur 67. Minute) in Aue noch knapp mit 3:2; am Sonnabend kehrte Wismut den Spieß um, führte ebenfalls 3:0 (in der 80. Minute), um dann Riesa noch herankommen zu lassen. In Aue hatte Bittner (2:3/90.) das Resultat nur kosmetisch verbessert, in Riesa war sein Führungstreffer nach neun Minuten ungleich bedeutungsvoller. Die Wirkung: hier lähmender Schock, dort selbstbewußtes Agieren!

Als die Abstiegsgestreßten den Rasen betraten, erlebten die "Veilchen" Heimspielatmosphäre. Ihre Fans hatten das Anfeuerungsmatch gegen Riesas unterkühlte Ränge längst lautstark gewonnen. Psychologische Aufmunterung - Wismut war sie willkommen. Natürlich mußte Stahl "kommen", leidenschaftlich, willensstark. "Mit einem Sieg wollten wir unsere Klassenerhaltschance wahren", gab Manfred Lienemann die Devise. Doch das Gegenteil trat ein. Wismut war in der vorentscheidenden Stunde im wichtigsten topfit: kämpferisch überlegen, besonnen, ohne Hast im Spielaufbau, immer auf den eigenen Konterstil bedacht! "Das hielten wir über weite Strecken konzentriert durch", so Jürgen Escher. "Wir wirkten insgesamt schneller und mobiler", fügte BSG-Vorsitzender Lothar Schmiedel hinzu.

Riesa muß Unbeweglichkeit in der engeren Abwehr, gedankliches Nebeneinander, planlose Angriffsvorbereitung und harmlose -ausführung vorgehalten werden. Bei aller Verunsicherung durch den frühen Rückstand, so durfte die Elf weder individuell noch kollektiv aus den Fugen geraten, spielerisch bedeutungslos, kämpferisch nicht auf der Höhe der Zeit, eigentlich nie im Sein-oder-Nichtsein-Stil. Im Mittelfeld führte niemand Regie (Krauß und Mothes verstanden sich bei Wismut darauf). Breitwandige Angriffe unterbanden Köhler und V. Schmidt souverän. Und über einen unermüdlichen Sprinter wie Bittner, der in die Räume hineinlief, dribbelte und diesmal auch Gespür für Kombinationen entwickelte, verfügte Stahl schon gar nicht.

Klassenerhalt ist in hohem Maße von Heimstärke abhängig. Da liegt in Riesa der Hase im Pfeffer (fünf Heimniederlagen hintereinander!), worauf Wismut beim zweiten Auswärtssieg der Saison (zuvor 1:0 in Halle) auch spekulierte. Und dann kombinierten sich die Lila-Weißen sowohl aus dem Strafraum heraus als auch in den gegnerischen hinein, oft genug völlig unbedrängt, so als wäre das die leichteste Sache von der Welt und ginge es nicht um den Klassenerhalt. Günter Simon, Fuwo, 10.05.1988