Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1989/90

Spielbericht

19. Spieltag - Dienstag, 03.04.1990 - 18:00

FC Wismut Aue - BSG Stahl Brandenburg 0:3 (0:0)

FC Wismut Aue: Jörg Weißflog - Jan Schmidt, Volker Schmidt, Bernhard Konik - Steffen Krauß (35. Steven Zweigler, 43. André Barylla), Jens König, Ronald Färber, René Hecker - Ralph Vogel, Harald Mothes, Stefan Persigehl; Trainer: Jürgen Escher

BSG Stahl Brandenburg: Detlef Zimmer - Steffen Freund, Jan Voß, Christoph Ringk, Silvio Demuth - Eberhard Janotta, Andreas Lindner, Dietmar Bletsch, Roland Gumtz - Uwe Schulz (76. Timo Lange), Frank Jeske; Trainer: Eckhard Düwiger

Tore: 0:1 Uwe Schulz (27.); 0:2 Frank Jeske (60.); 0:3 Frank Jeske (67.)

Schiedsrichter: Klaus Peschel (Radebeul)

Zuschauer: 4000

Gelbe Karte: Harald Mothes, Ronald Färber / -

Gesperrte Spieler: Färber (Aue) erhielt seine 3. Gelbe Karte (in Liga und Pokal) und ist für das nächste Pflichtspiel gesperrt.

Nerven verloren und auch das Gesicht

Desolate Auer gegen Brandenburg schlicht chancenlos

Ein seltenes Stimmungsbild beim Abpfiff. Normalerweise wird bei einer Niederlage der Heimmannschaft gepfiffen, gemeckert, dem Unmut lautstark Luft gemacht. Nicht so diesmal in Aue. Statt dessen Fassungslosigkeit, blankes Entsetzen in vielen Gesichtern, ungläubige Stille. Sollte das jene Wismut-Mannschaft gewesen sein, die für ihr Engagement, ihre Courage bekannt ist? Mitnichten! "Nach der Niederlage gegen Bischofswerda haben wir erneut total versagt, einfach die Nerven verloren", konnte es auch Trainer Jürgen Escher kaum glauben. In Rückstand geraten, schienen seine Schützlinge von allen guten Geistern verlassen, trieben regelrecht mit dem Entsetzen Scherz.

Steven Zweigler (Aue, 2.v.r.) ist vor Brandenburgs Frank Jeske zum Kopfball hochgestiegen, rechts Roland Gumtz (Brandenburg), links Aues Stefan Persigehl. Foto: Kruczynski

Einige völlig von der Rolle, gedanklich anscheinend ganz woanders, ging Wismut diesmal nicht mit fliegenden Fahnen unter. Diese 90 Minuten nahmen den Charakter einer Vorführung an. "Daß wir bei Aue solche Abwehrschwächen aufdecken würden, hatte ich wirklich nicht gedacht", wunderte sich auch Stahl-Coach Eckard Düwiger. Seine Schützlinge gerieten eigentlich nie in Gefahr, diese Partie zu verlieren. Mit der Führung im Rücken spielten sie locker und befreit auf. Die Abwehr mit Zimmer und Voß an der Spitze stand souverän. Im Mittelfeld hatten die Havelstädter Zeit und Platz, ihr Konterspiel aufzuziehen. Und da die Wismut-Abwehr Löcher aufwies, durch die man getrost hätte einen Sattelschlepper schieben können, war für die antrittsschnellen Schulz und Jeske, der seinen Torinstinkt einmal mehr unter Beweis stellte, allemal Möglichkeit genug, sich nach Herzenslust auszutoben.

Wismut stand all dem ziemlich macht- und hilflos gegenüber. Bei jedem Gegenangriff hofften die Zuschauer lediglich noch, daß Weißflog einen weiteren Gegentreffer verhindern möge. Was der dann auch noch mehrmals tat. Sascha Stolz, Junge Welt, 04.04.1990