FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jörg Palke, Maik Faßl, Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Jens Haustein, Boris Lucic, Francis Makaya (75. René Bley), Frank Rietschel - Danilo Kunze (52. Jörg Leonhardt), Daniel Sonner; Trainer: Lutz Lindemann
Rot-Weiß Erfurt: Steffen Kraus - Steffen Schmidt, Giesbert Penneke (46. Heiko Nowak), Jens Große - Heiko Weinrich, Jan Wehrmann, Alexander Langbein, Torsten Keller, Heiko Cramer, Heiko Brumme - Sebastian Helbig (19. Guido Gorges); Trainer: Klaus Goldbach
Tore: 1:0 Boris Lucic (14.); 2:0 Jörg Leonhardt (86.); 2:1 Heiko Brumme (89.)
Schiedsrichter: Klaus-Dieter Voigt (Kleinkoschen)
Zuschauer: 3200
Gelbe Karte: Maik Faßl, Jörg Palke, Frank Rietschel, Daniel Sonner / Giesbert Penneke
Gelb/Rote Karte: Boris Lucic (44.) / -
Rote Karte: - / Jens Große (52.)
"Gelbsucht" und Rot-Weiß besiegt
Auer zeigen viel Leidenschaft und Kampfgeist
"Standing Ovations" gab es am Mittwoch für eine aufopferungsvoll kämpfende Elf des FC Erzgebirge. Das begeisterte Publikum konnte nach zwei sieglosen Jahren wieder einen 2:1-Sieg und Doppelpunktgewinn über Rot-Weiß Erfurt bejubeln.
Überschwenglich: Die Auer Fans stürmten am Ende das Spielfeld. Foto: Gläser
Das Spiel selbst war keineswegs ein Spaziergang für die Lindemann-Schützlinge. Bereits kurz nach Anpfiff war erkennbar, daß beide Teams mit offensivem Fußball eine frühzeitige Entscheidung suchten. Aue beging aber dabei nicht den Fehler, bedingungslos zu stürmen, sondern verengte mit hohem Einsatz die Räume im Mittelfeld. So störte man das Erfurter Spiel und setzte auf Konter. Bereits in der 15. Minute hatten die Gastgeber mit dieser Taktik Erfolg. Der lauffreudige Makaya erkämpfte sich in der Mittelfeldzone den Ball und legte ihn auf Lucic ab. Der hervorragend aufgelegte Kroate zog in Höhe der Mittellinie auf und davon, umspielte gleich drei gegnerische Spieler und krönte seine hervorragende Einzelleistung mit dem 1:0-Führungstreffer, wobei er zuvor noch den Erfurter Schlußmann Kraus aussteigen ließ.
Nun waren die Gäste gefordert, und das Spiel zog merklich an. Hoher Einsatz prägte das Geschehen, das aber nicht die Grenzen der Sportlichkeit überschritt. Leider wurde der Spielfluß beider Teams oft durch einige kleinliche Entscheidungen des Referees Klaus-Dieter Voigt (Senftenberg) unterbrochen, wobei einige Verwarnungen "überzogen" erschienen. Trotzdem hatten sowohl Erfurt (20-Meter-Schuß von Cramer und 18-Meter-Knaller von Wehrmann), als auch Aue durch Rietschel mit Distanzschuß aus 20 Metern gute Torchancen. Ein Kulminationspunkt war die 44. Minute. Der bis dahin absolut beste Spieler auf dem Platz, Boris Lucic, erhielt nach einem Foulspiel an der Mittellinie die gelb-rote Karte. Da er bereits vorher eine unnötige Verwarnung bezogen hatte, mußte Aue in Unterzahl weiterspielen. Eine sehr harte, aber vertretbare Entscheidung des Unparteiischen, zumal er sich durch besagte "Gelbsucht" selbst in Zugzwang brachte. Die dezimierte Auer Elf mußte kurz vor dem Pausentee noch eine Schrecksekunde durchleben, als ein Freistoßknaller von Cramer glücklicherweise nur den Pfosten traf.
Die zweite Halbzeit sah eine bedingungslose anstürmende Gästeelf, die vehement auf den Ausgleich drängte, aber immer wieder an der stellungssicheren Auer Abwehr scheiterte. Dabei ergab sich viel Platz für Konter, die die Erzgebirger zu nutzen versuchten. Als Makaya in Richtung Tor davonzog, blieb Große nichts anders übrig, als den Schwarzafrikaner mit der "Notbremse" am Torerfolg zu hindern. Logische Konsequenz des Referees war die rote Karte für den Erfurter, was das personelle Gleichgewicht auf dem Rasen wieder herstellte. Ein offener Schlagabtausch mit beiderseitigen Chancen bestimmte den weiteren Spielablauf.
Drei Minuten vor Schluß fiel die Vorentscheidung für Aue. Einen Flügellauf auf der rechten Seite durch Bley mit präziser Flanke nach innen, schloß Leonhardt zum 2:0 ab. Ein erfolgreicher Kopfball von Brumme in der Schlußminute brachte Erfurt den nicht unverdienten Anschlußtreffer. Dies war aber nur ein Schönheitsfehler beim hochverdienten Heimerfolg der Lindemann-Elf. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 26.08.1994
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