Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1994/95

Spielbericht

6. Spieltag - Sonntag, 04.09.1994 - 14:00

Hertha BSC II - FC Erzgebirge Aue 2:1 (0:0)

Hertha BSC II: Christian Fiedler - Mario Dzajic, Carsten Gebell - Marcel König, Wolfgang Kolczyk, Jan Dohrwardt - Goya Jaekel (64. Zoran Milinkovic), Tobias Mielke, Ayhan Gezen, Oliver Holzbecher, Harun Isa (26. Christian Fährmann); Trainer: Jochem Ziegert

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jörg Palke, Maik Faßl, Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Jens Haustein (72. Francis Makaya), Boris Lucic, Frank Rietschel, Daniel Sonner - Enrico Heim (57. Jörg Leonhardt), Danilo Kunze; Trainer: Lutz Lindemann

Tore: 1:0 Christian Fährmann (47.); 2:0 Ayhan Gezen (73.); 2:1 Daniel Sonner (Foulelfmeter, 85.)

Schiedsrichter: Dr. Peter Kiefer (Neubrandenburg)

Zuschauer: 777 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Gelbe Karte: Tobias Mielke, Ayhan Gezen, Mario Dzajic / Jens Haustein, Jens Kempe

Selbst klarste Chancen vergeben

Die erste Saisonniederlage in der neuen Regionalliga muß sich Erzgebirge Aue selbst zuschreiben. Wer wie beim 1:2 bei Hertha BSC Berlin klarste Möglichkeiten nicht verwertet, braucht sich nach Ende nicht zu wundern, wenn er mit leeren Händen die Heimreise antritt. Allein zwischen der 48. und 72. Minute vergaben die Veilchen fünf Hundertprozentige. Drei Minuten nach Wiederanpfiff trifft Rietschel nur die Latte. Eine Minute später bringt Faßl eine Flanke von Kempe nicht ins Tor. Dann werden Geschosse von Leonhardt und Kunze entschärft. Den Höhepunkt im Auslassen demonstriert Haustein: Aus sechs Metern jagt er den Ball in die Wolken (72.). Trainer Lutz Lindemann stand nach Spielschluß die Enttäuschung im Gesicht. "Wir waren die bessere Mannschaft, aber wer reihenweise dickste Chancen vergibt, kann nicht gewinnen."

Alles schreien half Trainer Lutz Lindemann nichts. Seine Aue Jungs vergaben Chancen für mehrere Spiele. Archiv-Foto: Frank Kruczynski

Lindemann begann entgegen seiner Ankündigung mit Heim und Kunze im Sturm. Die Hertha-Bubis sollten unter Druck gesetzt werden. Dies gelang auch. Bereits in der 2. Minute strich ein Kopfball von Haustein knapp am Pfosten vorbei. Zehn Minuten später wirft sich Mielke im letzten Moment in einen Lucic-Schuß. Die Riesenmöglichkeit, noch vor der Pause in Führung zu gehen, vergibt Heim. Der Ex-Altenburger steht acht Meter vor dem Gehäuse völlig frei, kann sich die Ecke aussuchen - und schiebt den Ball am Tor vorbei.

Mit Beginn der 2. Halbzeit scheinen einige Auer Spieler noch mit ihren Gedanken in der Kabine zu sein. Erst kann Rietschel einen Kopfball von Holzbecher gerade noch von der Linie köpfen (46.), 60 Sekunden später zeigt Weißflog keine Reaktion als Fährmann das Leder aus einer Spielertraube ins Tor köpft. Was folgte, war ein Sturmlauf der Gäste. Ein einziger Konter brachte durch Gezen das 2:0. Aue kam lediglich durch einen Strafstoß von Sonner zum 2:1-Anschlußtreffer. Die Schlußoffensive brachte nichts. Lothar Bösecke, Freie Presse, 05.09.1994

Aue entsetzt - Fans verletzt

Der Spaß war ihnen eh schon verdorben. Doch kurz nach dem Abpfiff zum 1:2 ihrer "Veilchen" bei Herthas Amateuren wurde die Partie für Aues Fans auch noch bitterer Ernst. Als sie am und auf dem Zaun den Dank der Spieler entgegennehmen wollten, ging die Polizei dazwischen. Die Jugendlichen wurden zurückgezerrt und zusammengeknüppelt, mehrere verletzt. Rene Fuchs aus Aue erlitt einen Nasenbeinbruch, ein weiterer Fan mußte in die Charite eingeliefert werden. Andere hatten mit Übelkeit und Kopfschmerzen zu kämpfen.

"Eine völlig überzogene Reaktion", war Trainer Lutz Lindemann aufgebracht. Der Fan-Beauftragte Andreas Zeise erlebte die Aktion hautnah mit. Seine Schilderung: "Die haben von hinten sofort brutal zugedroschen. Selbst als ich mit dem Einsatzleiter sprechen wollte, wurde ich noch weggestoßen." Polizeisprecher Norbert Gunkel rechtfertigte Lutz Lindemann das Vorgehen damit, daß Polizisten geschlagen, getreten und mit Flaschen beworfen worden seien. Man habe es mit "170 überwiegend alkoholisierten und gewaltbereiten Fans" der Kategorien C (Randalierer ohne Interesse am Spiel) und B (tolerieren Prügeleien) zu tun gehabt.

Der FC Erzgebirge distanziert sich von zehn rechten Schreihälsen einer "Annaberger Front", stellt sich ansonsten aber hinter seine Fans. Lindemann: "Die haben sich ruhig verhalten, saßen sogar ganz freundschaftlich mit den Herthanern zusammen. Wir sind froh, daß sie uns so unterstützen." Tino Künzel, Chemnitzer Morgenpost, 05.09.1994