FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Maik Faßl, Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Jan Schmidt, Francis Makaya, Frank Rietschel, Jens Haustein - Mirko Ullmann, Danilo Kunze (72. Jörg Leonhardt); Trainer: Lutz Lindemann
Lok Altmark Stendal: Frank Pietruska - Peter Westendorf, Detlef Suchanek, Heiko Buchheim - Steffen Lenz (53. Marco Gebhardt), Andreas Schmidt, Ronny Dau (59. Dirk Roswandowicz), Markus Hoffmann, Dirk Grempler - Rainer Wiedemann, Henry Berg; Trainer: Klaus Urbanczyk
Tore: 1:0 Mirko Ullmann (28.); 1:1 Marco Gebhardt (85.)
Schiedsrichter: Marcel Müller (Gera)
Zuschauer: 800
Gelbe Karte: Maik Faßl / Dirk Grempler, Henry Berg
Wenigstens die Sonne "lachte"...
Nicht mal 800 Zuschauer waren am Mittwoch die Quittung für sechs sieglose Punktspiele der Auer Elf in Folge. Und auch die hatten am 1:1 im Regionalliga-Nachholespiel gegen Stendal wenig Freude. Die Vorzeichen standen allerdings bereits vor Anpfiff schlecht. Zu der langen Verletztenliste (Weißflog, Sonner, Thielemann, Pöhland, Bley) gesellte sich auch noch Lucic.
Erneut brauchten die Veilchen fast eine halbe Stunde, um erste eigene Angriffsakzente zu setzen. In der 28. Minute wurde der erste gefährliche Angriff gleich mit dem 1:0 abgeschlossen. Makaya flankte von der Rechtsaußenposition nach innen, wo Frank Rietschel Stürmer Mirko Ullmann in Position sah. Der irritierte seinen Gegenspieler mit einer kurzen Drehung und hatte freie Schußbahn für einen überlegten Schlenzer ins lange Toreck.
Wer jetzt auf mehr hoffte, wurde enttäuscht. Fehlende Harmonie in der Elf ließ keine Vorentscheidung zu. Makaya - als Lucic-Ersatz mehr als eine Alternative - versuchte zwar immer wieder, im Mittelfeld Regie zu führen, aber vieles blieb nach vorn bei den Auern nur Stückwerk. Kunze und auch Ullmann konnten sich nicht entscheidend in Szene setzen, obwohl Makaya und auch Kempe auf der rechten Außenposition immer wieder das Spiel ankurbelten. Die beiden sorgten auch für die zwei besten Chancen vor der Halbzeit, als ein 20-Meter-Schuß von Makaya nur knapp am Gästetor vorbeizischte und Ullmann einen präzisen Freistoß von Kempe per Kopf nicht verwerten konnte.
Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit unternahmen die Veilchen alles, um den zweiten Treffer zu erzielen. Vier hochkarätige Chancen in Folge blieben ungenutzt. Erst streicht ein Rietschel-Kopfball am rechten Pfosten vorbei, wenig später wurde ein 15-Meter-Knaller von Kempe vom guten Gästekeeper Pietruska über die Querlatte gelenkt. Der fischte auch einen Volleyschuß von Schmidt aus 20 Metern aus dem Dreiangel. In der 53. Minute verpaßte Schmidt eine Kopfballablage von Ullmann nur knapp. Als diese Druckphase der Gastgeber erfolglos verpuffte, setzten die Stendaler auf Offensive und wechselten zwei frische Stürmer ein.
Die vergebenen Chancen rächten sich für Aue bitter. Zwar hatte Ullmann in der 74. Minute noch eine Riesenmöglichkeit zum 2:0, als er aus sechs Metern unbedrängt zum Kopfball kam, aber nicht traf. Nun witterten die Gäste Morgenluft, setzten alles auf eine Karte. Ein erstes Warnzeichen setzte Grempler, doch Amadou rettete kurz vor der eigenen Torlinie. Wenig später traf der eingewechselte Roswandowicz nur das Außennetz. Doch in der 85. Minute schlug es im Auer Kasten ein. Einen Konter über zwei Stationen schloß Gebhardt mit einem knallharten 15-Meter-Volleyschuß ins linke Auer Dreiangel zum 1:1 ab. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 04.05.1995
Ruhig Blut, Lutz Lindemann!
Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann
Ausnahmslos betretene Gesichter machten die FCE- Verantwortlichen nach dem Spiel gegen Stendal. Doch für die Schlagzeile der obligatorischen Pressekonferenz sorgten weniger die Veilchen-Leistungen auf dem Rasen als vielmehr ein resignierender Trainer Lutz Lindemann. "Ich werde meine Konsequenzen aus diesem Gekicke ziehen!" stellte er seine Arbeit als Fußballehrer in Zweifel.
FCE-Trainer Lutz Lindemann: Ich ziehe den Hut vor den treuen Fans. Foto: Gläser
Doch genau das ließ FCE-Präsident Uwe Leonhardt als Erklärung für "das momentane Gekicke" ("ich entschuldige mich bei Zuschauern und Sponsoren") nicht gelten. "Die Trainerfrage steht nicht zur Disposition! Hier steht die Mannschaft in der Pflicht", reagierte er. Man werde jetzt gründlich analysieren. "Wir werden aber auch niemanden dem Wolf zum Fraß vorwerfen", machte der Präsident seine Auffassung deutlich. Kein Vertrag mit den Spielern werde vor Ende Mai unterschrieben. "Bis dahin so Uwe Leonhardt, "müssen wir kühlen Kopf in dieser sportlichen Krise bewahren!"
Ich meine, daß hier der Auer Präsident, sonst bekannt für Spontanität, die richtigen Worte gefunden hat. Voreilige Entscheidungen nutzen keinem. Man sollte darauf achten, das in zwei Jahren in Aue Aufgebaute nicht plötzlich über den Haufen zu werfen. Die Grundlagen sind geschaffen worden, um mittelfristig nach oben zu schauen. Dazu noch fehlende spielerische Substanz läßt sich schon in nächster Zeit beheben. Ohne Leistungsdruck sollte die Auer Elf das Restprogramm mit Anstand zu Ende bringen. Die Spieler müssen dabei genau unter die Lupe genommen werden. Zum Beispiel Francis Makaya. Nach den vergangenen beiden Einsätzen des Schwarzafrikaners sollten die Vertragsverhandlungen mit ihm neu überdacht werden - um keine übereiligen Entschlüsse zu fassen. Makaya war am Mittwoch ein Lichtblick in der sonst trostlosen Elf. Und: Wir hoffen, daß Lutz Lindemann für Fußball-Aue erhalten bleibt! Jürgen Ullmann, Freie Presse, 04.05.1995
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