FC Erzgebirge Aue: Russi Petkov - Murat Jasarevic, Petr Grund, Holger Hasse - Borislav Tomoski, Marco Kurth (51. Radek Sionko), Kay-Uwe Jendrossek, Matthias Heidrich, Roman Müller - Maik Kunze (79. Swen Dreyer), Ronny Jank (72. Rostislav Broum); Trainer: Gerd Schädlich
Fortuna Köln: Tim Wiese - Dirk Ysewin (35. Lucas Pagano), Matthias Koch, Rene Bogesits - Geraldo (53. Guide Rodemers), Frank Süs (76. Andreas Kokoschka), Roneì Rodrigues, Michael Oelkuch, Christian Daskewitz, Andre van der Zander - Frank Döpper
Tore: 1:0 Petr Grund (Foulelfmeter, 2.); 2:0 Maik Kunze (9.); 3:0 Ronny Jank (43.); 4:0 Ronny Jank (67.)
Schiedsrichter: Markus Häcker (Pentz)
Zuschauer: 2500
Gelbe Karte: Matthias Heidrich (4.), Roman Müller / Rene Bogesits (4.), Roneì Rodrigues, Michael Oelkuch (4.), Frank Döpper (5., gesperrt)
Vier Tore als Balsam auf einige Wunden
FC Erzgebirge Aue stoppt Talfahrt mit 4:0 (3:0) gegen Fortuna Köln - Trainer Schädlich bedankt sich für Rückendeckung
Die Erleichterung war schon vor dem Abpfiff förmlich greifbar, der Jubel danach augenscheinlich. Auf dem Rasen und im Fanblock übten sich die Spieler des FC Erzgebirge Aue und ihre treuen Anhänger in der La-Ola-Welle, während Trainer Gerd Schädlich viele Hände schütteln musste.
Mit dem 4:0 (3:0)-Sieg seiner Mannschaft gegen Fortuna Köln wurde die Talfahrt des Fußball-Regionalligisten eindrucksvoll gestoppt, im Lößnitztal kann in Ruhe weitergearbeitet werden. Vor allem deshalb, weil in einer schwierigen Situation keiner die Nerven verlor und sich einmütig zum Trainer bekannt wurde: „An diesem Sieg haben viele Anteil. Deshalb möchte ich mich bei allen bedanken, die mir in den letzten Tagen den Rücken gestärkt haben“, wusste Schädlich den moralischen Beistand zu schätzen. Ebenso weiß er aber auch, dass es nicht mehr und nicht weniger wie „ein Pflichtsieg“ war.
Der große Stein, der dem Coach vom Herzen fiel, kam schon nach 120 Sekunden mächtig ins Rollen. In dieser Minute stieß Matthias Koch Borislav Tomoski im Strafraum ungeschickt um. Den Strafstoß verwandelte Radek Grund sicher zur frühen Führung. Als Maik Kunze nur sieben Minuten später erhöhte und schnurstracks in die Arme seines Trainers eilte, war bereits eine Vorentscheidung gefallen. Nicht nur, weil es 2:0 für die Gastgeber stand, sondern weil sie endlich das umsetzten, was sie sich vorgenommen hatten. „Wir wollten gleich in der ersten Viertelstunde Druck machen, draufgehen, Biss zeigen“, erzählte Roman Müller, der auf der linken Seite einen gute Partie ablieferte.
Dass dabei zwei Treffer heraussprangen, muss die Hausherren allerdings selbst überrascht haben, denn in der Folge ließen sie die Zügel etwas schleifen. Es waren wohl jene Spielminuten, über die Müller urteilte: „Trotz des klaren Sieger ist noch längst nicht alles so, wie wie uns das vorstellen.“ Gerd Schädlich wird die leise Selbstkritik nicht ungern hören, denn gerade der Trainer weiß, dass eine Woche später schon wieder alles anders aussehen kann:„Es gibt in keinster Weise Grund, abzuheben. Ich hoffe, meine Spieler ordnen den Erfolg richtig ein.“
Euphorie ist nach einem Sieg gegen einen schwachen, weil verunsicherten Tabellenletzten - den der eigene Trainer als Abstiegskandidaten Nummer 1 bezeichnet - sicher fehl am Platz, Selbstbewusstsein können die Auer aber jede Menge gebrauchen. Wie befreiend frühe Tore wirken, sah man an mehreren Beispielen. Radek Grund, der zuletzt kaum eine Flanke vor den gegnerischen Kasten brachte, war ebenso ein Aktivposten wie die häufig kritisierten Stürmer. Kunze und Ronny Jank arbeiteten nicht nur wie Ackergäule, sondern sie trafen auch ins Netz. „Janker“ gleich doppelt, zum 3:0 per Freistoßvorlage von Grund, zum 4:0 im Nachsetzen. Beide Angreifer wurden bei ihrer Auswechslung mit viel Applaus bedacht. Balsam auf einige Wunden, bei Spielern und Fans. Freie Presse, 08.10.2001
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