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Chemnitzer FC: Philipp Pentke - Andreas Richter, René Trehkopf, Sascha Thönelt, Tobias Becker - Julius Reinhardt, Matthias Peßolat (64. Jörg Emmerich), Ronny Garbuschewski, Chris Löwe (86. Jörn Nowak) - Kevin Hampf, Marcel Schlosser (90+2. Steffen Kellig); Trainer: Gerd Schädlich
FC Erzgebirge Aue: Stephan Flauder - René Klingbeil, Sven Schaffrath, Sven Müller, Thomas Birk (82. Patrick Sonntag), Pierre le Beau - Nico Klotz (72. Jörn Wemmer), Jan Hochscheidt (87. Ronny Liebold), Skerdilaid Curri - Sebastian Glasner, Alban Ramaj; Trainer: Rico Schmitt
Tore: 0:1 Sebastian Glasner (13.); 1:1 Julius Reinhardt (37.); 1:2 Alban Ramaj (57.); 2:2 Chris Löwe (72.); 3:2 Tobias Becker (75.)
Schiedsrichter: Lars Albert (Tannenbergsthal)
Zuschauer: 9670 im Stadion an der Gellertstraße
Gelbe Karte: Julius Reinhardt, Kevin Hampf / Stephan Flauder, René Klingbeil, Sven Schaffrath, Jan Hochscheidt
Chemnitz gewinnt hochklassiges Pokalfinale
Der Chemnitzer FC holte sich mit einem 3-2 Sieg gegen den Erzrivalen FC Erzgebirge Aue zum Fünften Mal den Sächsischen Landespokal und ist damit alleiniger Rekordhalter was die Anzahl der Titel betrifft. Die 20. Auflage war vieleicht das beste Pokalfinale was je gespielt wurde. Den 9.670 (zweitbeste Zuschauerzahl in einem Finale) wurde alles geboten was ein Fußballspiel so spannend macht. "Wir haben ein rassiges, temporeiches und emotionales Pokalspiel gesehen. Die Chemnitzer haben sich den den Sieg am Ende verdient weil sie lauffreudiger waren und mehr investiert haben. Respekt aber auch von meinen Jungs, die noch einmal alles abgerufen haben", resümierte Aues Trainer Rico Schmitt in der Pressekonferenz das sehr enge Match.
Das Stadion an der Gellertstrasse war bereits zum 5. Mal nach 1996, 1997, 1998 und 2008 Austragungsort eines Sachsenpokalfinals. Beide Mannschaften standen sich zum 80. Mal in einem Pflichtspiel (Punkt- und Pokal) gegenüber. Die Zeit der regelmäßigen Duelle ist aber erst einmal wieder vorbei. Zuletzt stand man sich in der Saison 2002/03 in zwei Punktspielen gegenüber. Die Gastgeber begannen ohne Respekt vor dem Favoriten und spielten sofort mutig und entschlossen nach vorn. Birk musste nach 9 Minuten eine gefährliche Löwe-Flanke in höchster Not zur Ecke klären und ein ansatzloser Knaller von Garbuschewski (13.) konnte Flauder im Gästetor nur per Fußparade klären. Mit den ersten gefährlichen Angriff (13.) gehen die Gäste dann etwas überraschend mit 0-1 in Führung. Klotz schnappt sich einen langen Flauder-Abschlag und bedient Glasner mit schönem Pass in die Tiefe, genau in die total entblößte linke Chemnitzer Abwehrseite. Mit einem überlegten Flachschuss in die linke lange Torecke läßt er Pentke keine Chance. Danach brachten die Gäste das Spiel etwas unter Kontrolle und ließen Ball und Gegner laufen. In dieser Phase brachten sie ihre technischen Vorteile eins ums andere Mal zur Geltung, spielten insgesamt aber zu kompliziert nach vorn (O-Ton Schmitt).
Garbuschewski gab nach 29 Minuten das Startsignal zu einer turbulenten Schlussviertelstunde im ersten Durchgang. Mit einem schönem Distanzschuß zwang er Flauder zu einer Parade, der den Ball geradeso zur Ecke lenken konnte. Im Anschluss dieser musste er beim Schuss von Schlosser wieder sein ganzes Können aufbieten. Der CFC machte Druck und hatte beim Konter in der 30. Minute auch das Glück des Tüchtigen. Ramaj erkannte bei einem Abstimmungsprobelm in der Chemnitzer Hintermannschaft die Situatuion am schnellsten und hatte freie Schussbahn. Richter konnte seine Schrägschuss aber im letzten Moment von der Linie kratzen. Die Himmelblauen erhöhen stetig den Druck, auch weil Garbuschwewski über rechts und Löwe über links, viel Power mit ihre Flankenläufen auf die Gästeabwehr ausüben die nun viel Arbeit hatte. Der Ausgleichstreffer war nur eine Frage der Zeit. Reinhardt (37.), der schon für die zwei Tore im Halbfinale gegen Dynamo sorgte, nutzte ein Zuspiel von Peßolat eiskalt. Sein fulminanter 22 Meter Flachschuss schlägt links unten im Auer Kasten ein. Aber die Veilchen meldeten sich kurz vor der Pause zurück. Curri (45.) zwingt Pentke zu einer Glanzparade und Glasner köpft die anschließende Ecke vorbei. Für den Geschmack von Rico Schmitt spielten seine Jungs viel zu viel klein klein. Die Erste Halbzeit machte aber auf jeden Fall Appetit auf mehr.
Der Zweite Durchgang sollte noch besser werden. Der gut aufgelegte Ramaj hatte 3 Minuten nach Wiederbeginn die Riesenchance zur erneuten Führung. Er narrt unter Bedrängnis Richter, schießt dann aber Thönelt auf der Torlinie an. Chemnitz bleibt unbeeindruckt und macht weiter Druck über die Außen Garbuschewski und Löwe. Hampf (54.) hatte die Führung für seine Farben auf den Kopf, sein Versuch, nach Löwe Flanke, geht aber nur um Zentimeter am Gehäuse vorbei. Aue nimmt den nun immer spannenderen Pokalfight an. Klotz läßt Becker an der Grundlinie ganz alt aussehen und Ramaj (57.) bugsiert sein Rückpass etwas glücklich (noch leicht abgefälscht) zur 2-1 Gästeführung ins Chemnitzer Tor. Pentke bekommt den Ball erst hinter der Linie zu fassen. Ramaj läßt sich vorm Gästeblock feiern. Das Spiel wird immer rassiger, Langeweile war hier ein Fremdwort. Der CFC antwortet wütend, spielt jetzt aber noch mehr leidenschaftlicher. Hampf (69.) hat wiederum eine Klasse Kopfballchance nach Garbuschewski Flanke. Als der Druck dann immer größer wird schlagen die Himmelblauen eiskalt zu. Erst nutzt Löwe (72.) einen Aussetzer der Auer Abwehr und trifft per Aufsetzer ins lange Eck zum 2-2 Ausgleich. Drei Minuten später steht die Fischerwiese Kopf. Schffrath bringt einen Eckball von Garbuschweski nicht weg und Becker fackelt nicht lange - 3-2. Danach übersieht Schiedsrichter Albert eine Tätlichkeit vom Chemnitzer Kapitän Richter (77.) gegen den am Boden liegenden Ramaj im Strafraum der Gastgeber. Richter, insgesamt 87 Zweitligaspiele für Erfurt und Koblenz, ist mit allen Wassern gewaschen und kein Kind von Traurigkeit. Auch gegen Hochscheidt (muss behandelt werden...) legt er im Anstoßkreis "heftig" Hand an ohne das der Schiri eingreift. Für Aues Co-Trainer Kämpfe ein Ding der Unmöglichkeit. Immer mehr Härte kommt ins Spiel. Gespielt wurde aber auch noch. Flauder hälte seine Mannschaft im Spiel beim Volleyschuss von Löwe (80.). Als Schmitt mit Sonntag (82.) einen 3. Stümer bringt und seine Viererkette hinten auflöst, wirft Aue alles nach vorn. Das Spiel ist an Dramatik nicht mehr zu toppen. Ein Schlenzer von Müller (83.) entschärft Richter per Kopf. Auch der Kopfball von Hochscheidt (84.) bringt nichts ein. In der Zweiminütigen Nachspielzeit schießt Wemmer (90. + 1) ganz knapp vorbei und der nach vorn geeilte Auer Torwart Flauder kommt per Kopf an eine Curri Ecke (90. +2). Doch es sollte nicht sein heute.
"Kompliment an die Mannschaft. Wir haben uns gut präsentiert und haben alles gegeben. So ist Pokal, immer fifty-fifty, außerdem ist Chemnitz keine Blindentruppe", antwortete unmittelbar nach Spielschluss Aues Torwart. Chemnitz Trainer Gerd Schädlich machte seiner Mannschaft Komplimente: "Wie sie immer wieder zurückgekommen ist", und fügte hinzu: "Das Spiel heute war ein Spiegelbild unserer gesamten Saison: unbekümmerter Fußball nach vorn, aber nach hinten eklatante Fehler. Für das heutige Spiel hat es gereicht, aber über eine ganze Saison gesehen, reicht das natürlich nicht."
Rico Schmitt sah in der 2. Halbzeit einen glücklichen Sieger CFC, wünschte sich bei einem so wichtigen Spiel aber mehr Erfahrung in der Schiedsrichter Ansetzung. "Der Junge Mann hat sich für höhere Aufgaben empfohlen".
Aus Auer Sicht sei Chemnitz der sicherlich glückliche Pokalsieg "gegönnt". Den Sieg, gegen die aus dem Tal, kann man im Himmelblauen Lager ja die nächsten Monate und Jahre ausgiebig feiern. Denn wer weiß, wann die beiden wieder gegeneinander antreten werden...? Es sei denn im kommenden DFB-Pokal. (Burg)
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