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Auer Fussball Historisch - Vor 45 Jahren | Wismut startet mit einem Sieg an der Küste in die Meisterschaft


Statistik zum Erfurt Spiel. Quelle: Fuwo
Am 3. Spieltag der DDR-Oberligasaison gelang Wismut Aue am 9. September 1970, einem Mittwoch, ein 4:0-Heimsieg gegen den späteren Oberliga-Absteiger FC Rot-Weiß Erfurt. Dietmar Pohl (31., Foulelfmeter), Volkmar Kaufmann (79.) und zweimal Bernd Bartsch (54., 82.) sorgten für die Treffer. Es war der Heimauftakt für die Mannschaft von Trainer Gerhard Hofmann und zugleich der höchste Saisonsieg. An den ersten beiden Spieltagen musste man nämlich reisen. Zum Auftakt ging es an die Küste zum FC Hansa Rostock. Dort gelang im Ostseestadion mit dem 1:0-Sieg ein Paukenschlag. Das Tor des Tages erzielte Franz Weiß nach 14 Minuten. „So problemlos hatten wir uns das Startspiel nicht vorgestellt. Wir hielten unsere Konzeption ein und gewannen sicherer, als es das Ergebnis aussagt, trotz der optischen Rostocker Überlegenheit”, erinnert sich Aues Mittelstürmer Klaus Zink. In der Tat hatten es Lenz, Kische, Hergesell und Streich vor den Füßen, das Spiel schon in den ersten Minuten für Hansa zu entscheiden. Doch drei, vier Großchancen wurden ausgelassen.

Es sollte Wismuts einziger Auswärtserfolg in jener Saison bleiben. Nur noch dreimal holte man je einen Punkt in der Fremde. Die Norddeutschen

Programmcover vom Auftaktspiel in Rostock. Foto: Archiv/W. Schwarzer
dagegen waren am Ende das fünftbeste Heimteam in jener Oberligasaison. Sieben Tag später mussten die Erzgebirger zur BSG Stahl Riesa. Neun Minuten vorm Ende sorgte Schlutt für den 1:0-Sieg der Stahl-Elf. Nach gutem Start bauten die Auer ab dem 10. Spieltag gewaltig ab und gerieten in große Abstiegsgefahr. Am 19. Spieltag gelang mit dem 4:1-Heimerfolg über Altmeister FC Vorwärts Berlin der letzte Sieg in jener Saison. Dieser präsentierte sich nicht nur in diesen Spiel vollig von der Rolle. Die einstige Vorzeige-Elf (6 mal Meister) enttäuschte kämpferisch und auch spielerisch in der Saison. Zurück zu Wismut.

Erst der Treffer zum 2:2 in der 90. Minute des vorletzten Spiels zu Hause gegen den BFC Dynamo sicherte Wismut den Klassenerhalt. Torschütze war Bernd Bartsch, der zusammen mit Klaus Zink mit je sieben Treffern die interne Auer Saisontorschützliste gewann. Man stand am 25. Spieltag punktgleich mit Erfurt (beide 21:29) und hatte zwei Zähler Vorsprung vor Stahl Riesa und Chemie Leipzig. Jedoch besaß Aue von allen vier Abstiegskandidaten die beste Tordifferenz (minus 5). Dies sollte am letzten Spieltag (26.) beim 1. FC Union trotz einer 2:3-Niederlage reichen. Rot-Weiß Erfurt erwischte es durch eine 1:3-Schlappe beim BFC Dynamo und den gleichzeitigen 1:0-Heimsieg der Riesaer gegen Rostock. Für Erfurt war es der vierte Abstieg. Riesenenttäuschung dagegen bei Oberliga-Gründungsmitglied Chemie Leipzig, denn die BSG stieg zum ersten Mal ab und war in den folgenden 20 Jahren nur sieben Mal in der höchsten Klasse vertreten. Aue schaffte am Ende Rang elf. Der Heimdurchschnitt der 13 Heimspielen (Bilanz: 7/2/4) betrug 9.231 Zuschauer. Damit belegte man in dieser externen Zuschauertabelle ebenso den elften Rang.

Trainer Gerhard Hofmann setzte in den Punktspielen insgesamt zwanzig Spieler ein. Das Stammaufgebot 1970/1971 (in Klammern die Oberligaeinsätze): Ebert (15) – Weikert (25) – Pekarek (20), Kaufmann (12), Spitzner (26) – Bartsch (26), Schüßler (26), Schaller (26) - E. Einsiedel (15), Zink (26), F. Weiß (14). Für Wismut Aue machte sich die achtmonatige Verletzung von Kapitän Dietmar Pohl negativ bemerkbar. Im Testspiel gegen Bulgariens Nationalmannschaft in Sofia erlitt er einen Schien- und Wadenbeinbruch. Er absolvierte nur zehn Punktspiele. Außerdem war der Selbstmord des wichtigen Abwehrspieler Volkmar Kaufmann auch ein herber Verlust. Deshalb wurde Aue die schlechteste Rückrundenmannschaft und holte nur 9 Punkte. Man mus auch bedenken, das in dieser Zeit nicht wie jetzt üblich in der Winterpause neue Spieler geholt werden konnten. Junge Leute mit Pekarek, Ebert, H. Erler, Haubold und Seinig drängten zwar nach, benötigten aber noch einige Spiele.

Im Tor erkämpfte sich der junge Uli Ebert (22 Jahre) mit 15 Punktspieleinsätzen einen Stammplatz. Er war im September 1966 als 18-Jähriger vom 1. FC Magdeburg zur BSG Wismut gekommen, und hatte noch keine Chance gegenüber Manfred Fuchs und Klaus Thiele. Am 1. November 1967 mußte er zur NVA, wo er beim FC Vorwärts Berlin spielte. Dort waren damals Alfred Zulkowski und Gerhard Weiß erste Wahl im Tor. Er spielte dort nur einige Spiele für die Oberliga Reserve dort, die aber nur in der Bezirksliga Berlin spielte. Anfang Mai 1969 kehrte Ebert nach Aue zurück und blieb bis 1984 in 299 Pflichtspielen für die Veilchen im Tor. Letztmals stand er beim Auswärts-Intertoto-Spiel gegen Baník Ostrava (0:0) am 7. Juli 1985 zwischen den Pfosten. Diese eher schwache Saison 1970/71 wurde kritisch ausgewertet. Mit Bringfried Müller und Werner Heine kam ein neues Trainergespann. Die jungen Spieler wie Holger Erler, Andreas Pekarek, Günter Seinig und später auch Jürgen Escher mussten sich relativ schnell in der Oberliga behaupten. Vor Beginn der neuen Saison 1971/72 wurde im benachbarten Schlema „20 Jahre Oberliga- Fußball“ gefeiert verbunden mit der Hoffnung auf weitere erfolgreiche Jahre. (Burg/BF)


Klaus Zink (links) im Zweikampf mit Alfons Babik (Sachsenring Zwickau). Zink schoß zusammen mit Bernd Bartsch je 7 Saisontore in den Punktspielen. Foto: Frank Kruczynski / 03. Oktober 1970 / Wismut vs. Sachsenring 1-0 / Tor. B. Bartsch (32.) / Zuschauer. 10.000

Mannschaftsfoto Saison 1970/71
Geschrieben von Burg am 05.10.2015, 20:14   (4829x gelesen)