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Abschied vom alten Stadion - 87 jährige Geschichte geht weiter


Das Auer Stadion aus der Luft im August 2014. Foto: St. Unger
Das malerisch im Lößnitztal gelegene Oval hatte am letzten Sonntag im November 2015 seinen letzten Auftritt. Bevor mit dem Abbruch der ersten Zuschauerblöcke begonnen wurde, war der SC Fortuna Köln am 18. Spieltag in der 3. Liga 2015/16 bei den Veilchen zu Gast. Die Tradition weicht der Moderne! Die beiden Tore zum 2-0 Endstand von Simom Skarlatidis und Nicky Adler waren die letzten im alten Stadion und ebenso von historischer Bedeutung wie im Mai 1986 das Oberligaspiel gegen Hansa Rostock. Das Heimspiel gegen die Hanseaten (2-2), die damals am vorletzten Spieltag in der DDR-Oberligasaison 1985/86 schon als Absteiger feststanden, leitete vor über 29 Jahren die grosse und längste Stadion-Rekonstruktion ein, die dann über 6 Jahre andauern sollte. Im September 1992 wurde diese dann abgeschlossen und das Stadion sah bis zum Jahr 2010 fast unverändert aus. Dann kam in jenem Jahr die Überdachung der Gegengeraden inkl. neuer Bestuhlung dazu, mit der nicht alle recht glücklich waren.

Keine Frage das der 29. November 2015 zum Spiel gegen Fortuna Köln in der nun schon über 87-jährigen Auer Stadiongeschichte eingehen wird. Es war der Abschied von unseren geliebten „Old Otto“ in der jetzigen Form. Schon zum nächsten Spiel, im DFB-Pokal Achtelfinale, werden die ersten Absriss Aktivitäten mehr als deutlich sichtbar sein. Die mit Kosten von um die 20 Millionen Euro veranschlagte Anlage im Lößnitztal ist beschlossene Sache. Der Landkreis hat den Hut auf, und bis Ende 2017 soll das Schmuckstück stehen. Für alle mit lila-weißem Herzen heißt es indes jetzt erst einmal, Stück für Stück Abschied zu nehmen von ihrem alten Stadion. Dessen wunderbarem, vielleicht sogar deutschlandweit einzigartigem Charme ist eine Stätte der Triumphe und der Tragödien gewesen.

Ein Blick ins alte Otto-Grotewohl-Stadion der frühen 1950er Jahre. Foto: Archiv Burg


Am Pfingstsonntag (29. Mai) im Jahre 1928 wurde der Sportplatz am Lößnitzbach als „Städtisches Stadion“ eröffnet. Es ist somit im Mai 2015, nach dem bitteren Spiel in Heidenheim auch an einem Pfingstsonntag, über stolze 87 Jahre alt geworden. Drei Jahre nach der Eröffnung erlebte das Stadion einen ersten Höhepunkt. Am 31. Oktober 1931 spielte, vor immerhin 8.000 Zuschauern, der damals berühmte Dresdner Sportclub mit Richard Hofmann gegen eine Erzgebirgself, die sich mit 1:12 geschlagen geben musste. 1950 entstand daraus das „Otto-Grotewohl-Stadion“ . Über 41 Jahre lang hieß es nach dem früheren DDR-Ministerpräsidenten, der es persönlich am 20. August 1950 eröffnet hatte.


Der vorliegende Entwurf für das neue Domizil der Veilchen weist zumindest eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen auf. Foto: www.phase-10.de
Es erlebte in seiner Geschichte viele Höhepunkte, ob Europapokal, Intertoto Cup, zwei Ankünfte der legendären Friedensfahrer, Länderspiele oder die unvergessene Flutlichtweihe im Oktober 1989. Die vier Masten sind noch heute zu bestaunen und bleiben wohl ersteinmal stehen. Die Bayern waren da, wie auch die Kölner, die Schalker, die Bremer um nur einige zu nennen. Oder die Brasilianer vom AC Madureira Rio de Janeiro die im Jahr 1954 zu einem Freundschaftsspiel da waren. Ajax Amsterdam, Rapid Wien, der 1. FC Kaiserslautern. Es könnten noch jede Menge große Vereine genannt werden, die ihre Visitenkarte im Lößnitzgrund abgaben.

Nach der Wende und Umbenennung im November 1991 in „Erzgebirgsstadion“, zogen erst einmal andere Veranstaltungen die Massen ins Stadion, wie etwa das Herbert Grönemeyer Konzert im Mai 1991 und ein Auftritt der Kelly-Family im Juni 1995. Oder das Im Juli 1998 stattfindene großes Jubiläumsfest eines regionalen Radiosenders. Aber auch die Zeugen Jehovas bevölkerten mehrmals (5x) bei diversen Kongressem die Auer Arena. Für den DFB-Ligapokal bekam das Stadion gleich viermal (1997, 1998, 1999 und 2002) den Zuschlag. Sportlich gab es Aufstiege zu feiern, wurden Endspiele im Sachsenpokal ausgetragen, schauten diverse Nachwuchs Teams des DFB zu Länderspielen vorbei.

Ein Blick zurück - Sommer 1987. Vom Block A/B war noch nichts zu sehen. Foto: W. Wagner / Aue


Baulich gab und gibt es im Stadion immer viel zu tun. Eines ist gewiss: die Zeit bleibt auch in den nächsten Jahren, im seit 16. März 2011 heißenden „Sparkassen-Erzgebirgsstadion“ nicht stehen. (Burg)


Abschiedsspiel gegen Fortuna Köln am 29. November 2015. Foto: Burg
Geschrieben von Burg am 02.12.2015, 21:48   (1328x gelesen)