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Harald Mothes wurde 60 Jahre

Was Peter Ducke für Jena, Dixi Dörner für Dynamo Dresden oder Jürgen Croy für Zwickau war, das war Harald Mothes für Wismut Aue. Der Mittelfeldspieler war im Lößnitztal über viele Jahre nicht aus der Mannschaft wegzudenken. Am Montag dem 28. November 2016 feierte er seinen

Original signierte Autogrammkarte von Harald Mothes im Nationalmannschaftstrikot der DDR. Er bestritt insgesamt 29 Begegnungen in der DDR-Olympiamannschaft und ein A-Länderspiel für die DDR.
Foto: Archiv Burg
60. Geburtstag. Von 1975 bis 1990 bestritt er 364 Pflichtspiele für Wismut Aue und schoss dabei 105 Tore. Dies bedeutet Platz 6 im Rekordspieler-Ranking von Aue. 1. Holger Erler mit 418 Pflichtspielen, 2. Jörg Weißflog mit 407 Pflichtspielen, 3. Volker Schmidt mit 402 Pflichtspielen. Er verabschiedete sich auch mit 105 Pflichtspiel-Toren als zweitbester Wismut-Torschütze aller Zeiten hinter der Wismut Legende und Rekord-Torschütze Willi Tröger der auf 139 Toren kommt. Hier einen Rückblick auf seine Karriere in Aue.
Harald Mothes kam im Sommer 1972 als 15jähriger von der Nachwuchsabteilung der BSG Motor Lößnitz zu Wismut Aue ins benachbarte Lößnitztal. In den Nachwuchsmannschaften von Aue wurde er als offensiver Mittelfeldspieler und als Stürmer eingesetzt und war schon in dieser Zeit spielintelligent und torgefährlich. So spielte er 1974/75 u. a. in der Junioren-Oberliga Mannschaft von Wismut Aue und auch in der II. Mannschaft. Die Zweite von Wismut stieg 1974 in die zweithöchste Fußballklasse (DDR-Liga) auf und spielte in der Staffel D. Seine ersten beiden Spiele dort in der II. Mannschaft von Aue absolvierte Harald Mothes im März 1975 jeweils über 90 Minuten bei Aktivist Schwarze Pumpe (Aue verlor dort mit 1-2 Toren) und eine Woche später zu Hause gegen Dynamo Dresden II (Aue gewann mit 4-0.)

Auch hier stand er die volle Spielzeit auf dem Platz. In der folgenden Saison 1975/76 spielte Mothes dann schon 20 Spiele in der II. Mannschaft von Wismut Aue (Liga Staffel D) und schoß 5 Tore. Sein erstes Tor für die II. Mannschaft erzielte er im Oktober 1975 im Heimspiel gegen Lok Dresden. Es war das Siegtor zum 1-0 Endstand in der 82. Minute.

Im Frühjahr und Sommer 1975 hatte Wismut Aue einige Stammspieler längerfristig ersetzen müssen. So leisteten ab Mai Konrad Schaller und Lothar Schmiedel ihren Reservedienst bei der Armee und fielen ein halbes Jahr aus. Dietmar Pohl, der ebenfalls für den Armeedienst vorgesehen war, verletzte sich am 3. Mai 1975 (20. Spieltag) gegen den FC Carl Zeiss Jena so schwer, dass er dann später seine Laufbahn beenden musste. Da außerdem die langjährigen Stammspieler Ernst Einsiedel und Manfred Weikert ihre Fußball-Karriere beendeten und es keine Neuzugänge aus anderen Mannschaften gab, hatte die I. Mannschaft von Wismut Aue in dieser Zeit einen großen Aderlass. So musste Aues Trainer Bringfried Müller notgedrungen den Kader mit Spieler aus dem Nachwuchsbereich ergänzen. Außer Harald Mothes stieß u.a. noch das Torhütertalent Jörg Weißflog zur 1. Mannschaft. Am 27. August 1975, am 2. Spieltag der Saison 1975/76, wurde Mothes beim 1-1 in Riesa zum ersten Mal für die Erste Mannschaft in der DDR-Oberliga eingewechselt. Er kam in der 63. Minute für Frank Stein in die Mannschaft. Es folgten in jener Saison noch 5 Einsätze in der Oberliga, 1 Einsatz im FDGB-Pokal und 4 Spiele in der TOTO-Sonderrunde im Sommer 1976. Eigene Tore in der Ersten Mannschaft für Wismut Aue waren für den schon technisch vielseitigen Mittelfeldstürmer noch Fehlanzeige. Dies sollte sich in der kommenden Saison ändern. Sein erstes Oberligator (zum 1-0/10.Minute) erzielte er am 9. Oktober 1976, am 7. Spieltag, im Heimspiel gegen den HFC Chemie (1-1).

Den ganz großen Durchbruch schaffte er bis dahin aber noch nicht. Weil er im Herbst 1976 zur NVA eingezogen wurde, waren es wieder nur 6 Spiele und ein Spiel im FDGB-Pokal in denen er für Wismut Aue zum Einsatz kam. Vom November 1976 bis April 1978 musste er die Auer Mannschaft verlassen, um seinen Armeedienst zu absolvieren. Während dieser Zeit spielte er bei Vorwärts Plauen, die damals in der DDR-Liga in der Staffel D waren. Für die Plauener lief er 1976/77 in 2 Ligaspielen (1 Tor) auf. 1977/78 stand er dann sogar in allen 22 Punktspielen bei Vorwärts Plauen auf dem Platz. Die erzielten 12 Tore reichten immerhin zu Platz 4 in der Torschützenliste der Liga-Staffel D. Ab Mai 1978 stand er Wismut Aue wieder zur Verfügung und absolvierte die restlichen 5 Oberligaspiele der Saison meist als Einwechsler. Trainer der Mannschaft war inzwischen Manfred Fuchs. Konrad Schaller, 34jähriger Wismut Regisseur und 13 Jahre lang sozusagen die Gallionsfigur der Mannschaft, beendete im Sommer 1978 seine Laufbahn. „Es müssen auch endlich mal die jungen Burschen über ihren Schatten springen. Sie werden jetzt mehr denn je gebraucht“, erklärte er vor Beginn der Saison 1978/79. Mothes sollte nach seinem NVA-Dienst neben Holger Erler eine spielgestaltende Rolle übernehmen. Doch Mothes blieb noch unter seinen Erwartungen. Der von allen Seiten bescheinigte technisch veranlagte Spieler war mit dem Problem, sich als Schaller Nachfolger zu profilieren ganz einfach überfordert. Trainer Fuchs urteilte nach der 1. Halbserie: „Mothes bot weniger, als er kann. Auf ihn bauen wir stark“. Wegen einer Verletzung stand er aber nur in insgesamt 12 Punktspielen und einem Pokalspiel in der 1. Halbserie 1978/79 auf dem Platz. Sein Torekonto stand immer noch bei einem erzielten Treffer vom Herbst 1976.

Aber dann sollte es ab 1979/80 (23 Punktspiele/3 Tore) losgehen mit dem Toreschießen. Ab jetzt traf er regelmäßig, mal mehr mal weniger, in jeder Oberliga-Saison in den Punktspielen. 1983/84 rückte er erstmals in den Blickpunkt. Mit 10 Toren in den Punktspielen erzielte er mehr als ein Drittel aller Wismut Tore. Weitere Höhepunkte mit zwei vierten Plätzen 1984/85 und 1986/87 und mit 13 bzw. 8 Toren wiederum bester

Harald Mothes in Jubelpose am 1.April 1987. In einem wichtigen Spiel um den 4. Platz, der für den UEFA-Pokal berechtigte, siegte Wismut Aue gegen den Tabellennachbarn 1. FC Magdeburg mit 3-1. Das Foto entstand unmittelbar nach dem 2-0 in der 45. Minute durch Harald Mothes. Links die Magdeburger: Frank Siersleben, Detlef Schößler und Frank Cebulla (v.l.n.r). Ganz rechts Mannschaftskollege Matthias Jacob. Foto: Frank Kruczynski
alleiniger interner Mannschafts-Torschütze folgten. Dieser war er sowieso in fünf aufeinanderfolgenden Spielzeiten - 1981/82 bis 1985/86 - für Wismut Aue. 1984/85 gehörte er zu den spielgestaltenden Kräften in der Mannschaft. 13 Tore in der Oberliga, 2 im FDGB-Pokal und 1 Tor in der Intertoto Runde waren leistungsmäßig als damals 28/29jähriger Spieler ohne Frage seine beste Saison. Dreimal war er in jener Saison Spieler des Tages in der Fuwo.

Mit seinen starken Leistungen machte Harald Mothes auch DDR-Nationalmannschaftstrainer Bernd Stange aufmerksam. Die DDR-Sportführung öffnete endlich auch für BSG-Spieler die Türen zur Auswahl. Am 28. März 1984 in Erfurt bestritt Mothes gegen die CSSR (2-1) sein erstes und einziges Länderspiel, in dem er aber erst in der 60. Minute eingewechselt wurde. Er war damit seit Manfred Kaiser 1964 der erste Auer, der wieder ein Länderspiel bestritt. Schon im nächsten Länderspiel gegen Mexiko feierte sein Mannschaftskollege Jörg Weißflog sein Länderspieldebüt. Eine Zukunft in der Nationalmannschaft hatte Mothes im Gegensatz zu Weißflog nicht, weil auf seiner Position der Konkurrenzkampf größer war. Dafür wurde Harald Mothes ab 1984 in der Olympiamannschaft der DDR zusammen mit Jörg Weißflog eine feste Größe. Trotz einer erfolgreichen Qualifikation 1984 konnte er nicht an den Spielen in Los Angeles teilnehmen, da die DDR und andere Ostblock-Staaten ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen absagten. Er bestritt insgesamt 29 Begegnungen in der Olympiamannschaft und erzielte dabei 3 Tore.

Zum Ende seiner Karriere musste er dann noch miterleben, wie er mit Wismut Aue nach einer verkorksten Saison 1989/90 in die DDR-Liga abstieg, nachdem man jahrelang erfolgreich gegen den Abstieg kämpfte. Trotzdem war Harald Mothes einer der besten Spieler, der jemals in Aue

Vor dem Anpfiff des 1.000. Oberligaspiels von Wismut Aue gegen den 1. FC Magdeburg: Dirk Stahmann (1. FCM), die Schiedsrichter Kirschen, Supp und Habermann sowie Aues Kapitän Harald Mothes. (v.l.n.r.) Foto: Walter Wagner/Aue (Oktober 1989)
gespielt hat und in seiner aktiven Zeit einer der torgefährlichsten Spieler der DDR-Oberliga. Sein letztes Tor für Wismut Aue schoß er am 22. Mai 1990 im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark beim 4-1 Sieg über den FC Berlin zum 1-0 in der 22. Minute. Aue stieg aber zum ersten Mal aus der DDR Oberliga ab. Es war an diesen Tag sein letztes Spiel und sein letztes Tor für Wismut Aue.

Harald Mothes dürfte wohl noch einen Auer Rekord für die Ewigkeit halten: Luft anhalten!
Er stand vom 1.Dezember 1979 bis zum 3. August 1985 in allen 171 möglichen Pflichtspielen seines Vereins BSG Wismut Aue auf dem Platz. Also andersherum: In diesen Zeitraum absolvierte Wismut Aue 171 Pflichtspiele in Reihe und Harald war immer dabei. Die Serie begann am 1. Dezember 1979 beim Oberliga-Auswärtsspiel bei Sachsenring Zwickau (0-0) und endete erst am 3. August 1985 im Auswärtspiel des Intertoto-Cups bei Viking Stavanger (1-0 für Aue). In dieser Zeit waren es also 146 Oberliga-Spiele am Stück, 13 FDGB-Pokalspiele und 12 Intertoto-Cup Spiele für Wismut Aue. Die Serie riss am 1. Spieltag der Saison 1985/86 in Dresden. Am 17.8.1985 stand er nicht, bei bei der 0-2 Niederlage von Wismut Aue, auf dem Platz.

Nach seiner Zeit in Aue und den Umzug nach Bayern spielte er noch von 1990 bis 1998 beim TSV Ampfing in der Landesliga Süd. Später war er noch Trainer im Männer und Jugendbereich und auch Stützpunkttrainer des DFB im Nachwuchs. Heute ist er Leiter eines Archives in einem städtischen Krankenhaus. Er ist im Frieden 1990 aus Aue weg, obwohl ihm der Verein damals nach dem Abstieg noch einen Einjahresvertrag anbot. Aber als damals 33-jähriger wollte er auch eine gewisse berufliche Sicherheit haben, wie er in einem Freie Presse Interview im Jahre 2015 erzählte. (Burg)

1. Zahl Spiele - 2. Zahl erzielte Tore. Quelle: Archiv bsg-wismut-aue.de
Geschrieben von Burg am 28.11.2016, 20:53   (2896x gelesen)