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Aue bestreitet 20. Europapokalspiel in Island

Spiel Wimpel Archiv: Bernd Friedrich

Am Mittwoch 30. September 1987, bestritt Wismut Aue sein 20. Europapokalspiel. Der Gegner aus heutiger und damaliger Sicht war vom Namen her nicht so spektakulär: Valur Reykjavik. Der bis dato 19-malige isländische Fußballmeister hatte sich 1986 für den UEFA-Pokal 1987/88 als Vizemeister Islands für den Europapokal qualifiziert. In Island sind die Fußballmeisterschaften aufgrund des strengen Klimas zeitlich auf das Frühjahr und den Sommer begrenzt und starten somit dann erst das Jahr darauf in den Europapokal. Wismut Aue qualifizierte sich mit Hilfe des FDGB-Pokalsieges von Lok Leipzig (4-1 gegen Aufsteiger Hansa Rostock) als Tabellenvierter in der Saison 1986/87 für den UEFA-Pokal. Die Veilchen reisten mit einer torlosen Hypothek aus dem Hinspiel in die isländische Hauptstadt. Dieses Hinspiel vor 18.000 Zuschauern (Anstoß 17.00 Uhr) im heimischen Otto-Grotewohl-Stadion war zwei Wochen zuvor bei bestem Fußballwetter aus Auer Sicht – enttäuschend. Die Fuwo kritisierte schonungslos nach dem Hinspiel: Unzureichende Fighterqualitäten, Ideenlosigkeit im Mittelfeld und Zweikampfschwächen. Keine Frage das dies nicht unbedingt für ein Weiterkommen in die 2. Runde motivierte. Zumal die drei anderen DDR-Starter im Europapokal, der BFC Dynamo (Landesmeistercup), der 1. FC Lok Leipzig (im Pokalsiegercup) und Dynamo Dreden (im UEFA-Pokal) auch ohne jeglichen Torerfolg in ihren Hinspielen blieben. Ein weiterer negativer Fakt war damals auch, das Wismut nach der tollen Vorsaison, als Oberliga Tabellenletzter das Rückspiel bei Valur bestreitten mußte. Denn am Samstag vor dem EC-Spiel mußte man als punktgleicher Vorletzter beim Letzten 1. FC Union in der Hauptstadt antreten und verlor mit 2-3 in der „Alten Försterei“. So konnte man sich mit dem Hinspiel 0-0 auch nicht lange beschäftigen bzw. versuchte das nicht so optimale Ergebnis irgendwie zu verdrängen.

Quelle Fuwo 40/87


Valur war gerade wieder isländischer Fußballmeister geworden und rechnete sich ob des guten Ergebnisses in Aue durchaus was aus. Das frühe 1-0 durch Jon Gretar Jonssons schon in der 11. Minute sorgte für großen Valur Optimismus. Doch nach einer Stunde waren die „Adler“ viel zu früh satt und ausgelaugt. Gerade als es darauf ankam in der der Schlußphase. Nun begann, als die kostbare Zeit immer mehr verran, die von Wismut. Jemehr diese immer weniger wurde, um so aggressiver wurden die Gäste aus dem so fernen Lößnitztal. Matthias Weiß dominierte am rechte Flügel. Libero Volker Schmidt überließ Bernhard Konik und André Köhler die Abwehr und ging mit nach vorne. Und Steffen Krauß wuchtete sich mit Dribblings in die Valur-Deckung hinein als gebe es kein Morgen mehr. Frust kam hinzu als Harald Mothes aus 20 Metern nur den Pfosten traf.
Aber das Dilemma der Isländer, geistig und physisch am Ende zu sein und das knappe 1-0 nur noch zu verteidigen, Primitivfehler zu begehen hatte Aue längst im Gespühr. Jeder legte noch einen Zahn zu. Angreifer Roland Balck kompensierte seine ausgelassenen Vorpausenchancen aus der 8. und 27. Minute mit Willensstärke und Mittelfeldspeler Matthias Jacob blieb in der Rolle des Ballverteilers. Trainer Hans Speth warf mit den beiden Angreifer Ulf Einsiedel und Steven Zweigler noch Frische und Unerschrockenheit aufs Spielfeld. Zweigler war dann auch am Auer Ausgleichstor maßgeblich beteiligt. Er wurde von S. Jonsson im gegnerischen Strafraum förmlich umgewuchtet. Elfmeter für Aue. Jetzt lag es an Matthias Weiß den Einzug in die 2. Runde zu bewerkstelligen. Er tat es in der 81. Minute eiskalt und clever. Der Torschütze resümierte in der Fuwo. „Ich durfte nicht enttäuschen. Das war alles, was mir durch den Kopf ging.“ Matthias Weiß spielte von 1985 bis 1988 für Wismut Aue. In 71 Pflichtspielen erzielte er insgesamt 6 Tore. In der Saison 1987/88 stand er für seine Farben 33 mal auf dem Platz. 5x im Intertotocup, 3x im FDGB-Pokal, 21x in der Oberliga und 4x im UEFA Pokal.

Quelle. Fuwo 40/87

Verständlich die Freude nach dem Abpfiff über das bedeutungsschwerste Europapokal Tor aller Vier DDR-Mannschaften. Zwei Tage später am 2. Oktober 1987 erschien die auflagenstärkste DDR-Tageszeitung "Junge Welt" im Sportteil mit der Schlagzeile: "Drei schieden aus – Kommentar überflüssig!". Der BFC Dynamo (gegen Girondins Bordeaux), 1. FC Lok Leipzig (gegen Olympique Marseille) und Dynamo Dresden (gegen Spartak Moskau) waren schon in der ersten Runde des Europapokals gescheitert. Einzig Wismut Aue hielt die Fahne der DDR-Starter hoch und zog in die 2. Runde ein. Dafür wurde den Kumpels aus Aue eine Fußnote mit den besten Wünschen gewidmet. An diesen Tag fehlte dann der übliche Fußballkommentar von Klaus Feuerherm.
In der zweiten Runde des UEFA-Pokals 1987/88 war dann aber auch für Wismut Aue Schluß. Wenn auch gegen den Albanischen No-Name Vertreter Flamurtari Vlora die Enttäuschung nach dem knappen 1-0 Hinspielerfolg und dem dann sang und klanglosen Ausscheiden nach der 0-2 Rückspielpleite in Albanien überwog. (Burg)


Eintrittskarte Hinspiel: Archiv Wolfgang Schwarzer

Geschrieben von Burg am 27.09.2021, 19:20   (1139x gelesen)