Spielbericht
37. Spieltag, 30.04.2010
FC Erzgebirge Aue vs. Eintracht Braunschweig 2-1

2

:

1

Erzgebirgsstadion Aue, Freitag 30. April 2010
(Kick off 18.00 Uhr)


Pierre le Beau köpft Aue in die 2. Bundesliga


Als um 19.51 Uhr Schiedsrichter Manuel Gräfe die Partie endlich abpfiff, hielt es die meisten nicht mehr auf ihren Plätzen. Trotz vorheriger und mehrmaliger Bekanntmachungen, das die Tore zum Innenraum geschlossen werden bleiben, war dies beim besten Willen nicht zu verhindern. Alles strömte auf den Rasen und feierte ihre Lila-Weißen Lieblinge ausgelassen. Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht zeigte sich nach dem Spiel als fairer Verlierer: "Hochachtung und Respekt vor den Auern. Wir gehen als enttäuschte und faire Verlierer nach hause. In der 2. Halbzeit hatten wir zwei Riesendinger auf dem Fuss, da wäre Aue nicht mehr zurückgekommen. Mit dieser Serie sind sie auch absolut verdient aufgestiegen und haben ganz tolle Fans".

Aus Block AB gegen 19.55 Uhr. Foto: Burg.

Trainer Rico Schmitt wählte die etwas defensivere Varainta und baute mit Gambo und Hensel wieder eine Doppel Sechs vor der Abwehr auf. Agyemang spielte vorne als einzigste Spitze, unterstützt von den Außen Curri und Klotz. Die Eintracht ging unbeeindruckt von der Kulisse und der schlechteren Ausgangslage mutig in die Partie und hatte sofort Szenen vor dem Auer Tor. Kruppke(3. und 8.) hatte zwei Schußchancen. Keiner von beiden wollte sich am Anfang ein Blöße geben. Als Dogan in der 14. Minute Curri mit einen Bodycheck etwas unsanft an der Braunschweiger Strafraumgrenze von den Beinen holte, ließ Schieri Gräfe unbeeindruckt weiterspielen - das Stadion kochte. Es kochte auch in der 19. Minute. Eine Hochscheidt-Flanke von links wollte Agyemang als Aufsetzer Kopfball platzieren, klappte ganz gut, nur Petkovic war unten und entschärfte den Ball glänzend. Jetzt hatten die Auer die leichte Nervösität von der Anfangsphase abgelegt. Das Spiel legte aber trotzdem hin- und wieder einige Leerlaufphasen ein. So dauerte es bis zur 33. Minute, bis sich für Curri die nächste gute Einschusschance bieten sollte. Klotz setzte sich auf der rechten Seite gegen Reichel durch und passte in die Mitte wo Agyemang den Ball gut durchließ für den kleinen Albaner, doch der verzog. Die Braunschweiger kamen fast immer über die Außen. Ihre Angriffe atmeteten immer einen Hauch von Gefährlichkeit nach dem Motto "Hier könnte was passieren". So auch in der 34. Minute. Calamita war nicht zu stoppen und übersah aber in der Mitte seinen Sturmkollegen Kumbela. Er donnerte den Ball ans Außennetz. Aue hatte vor dem Wechsel nur noch eine echte Chance. Nach guter Kombination gelang der Ball über Hensel und Hochscheidt zu Klotz (36.), dessen Abschluss aber zu schwach war. Die Veilchen machten sich mit oft allzu leichten Ballverlusten das Leben selber schwer. Die Eintracht hatte zum Seitwenwechsel ein Eckballverhältniss zu ihren Gunsten (1-4).

Zu Beginn des zweiten Durchgangs blieben die Gäste sofort das aktivere Team. Der emsige Boland (46.) schießt Kruppke an. Grosses Glück für Aue, wäre sehr gefährlich geworden für Aue. Im Gegenzug tankt sich Curri (48.) bis zur Grundlinie durch, platziert seinen Rückpass zwar in den Rücken der Braunschweiger Abwehr aber auch in denen der eigenen mitgelaufenen Spieler. Dann zappelte der Ball im Netz des FC Erzgebirge. Kumbela (49.) hatte getroffen, doch der Linienrichter entschied zurecht auf Abseits. Es ging hin und her. Calamita (52.) stieg zum Kopfball hoch, Boland hatte von rechts geflankt, setzte den Ball aber neben den Kasten. Wer schiesst das erste Spiel im Aufstiegskrimi? Es war Marc Hensel nach 54 Minuten. Ausgerechnet Hensel, der sein 32. Punktspiel in dieser Serie bestritt, aber noch immer einen Torerfolg nachrannte - bis zu dieser 54. Minute. Der Ball lag im Netz von Eintracht Braunschweig. Agyemang, von Hensel selbst per Kopf angespielt, spitzelte den Ball mit letzter Kraft, im Klammergriff von Schanda, zurück an die Strafraumgrenze und dort packte Hensel sein Herz in beide Hände und zog einfach mal ab. Petkovic war wohl auch etwas die Sicht verdeckt. Links unten schlug der Ball ein - 1-0 für Aue. Die Fans lagen sich in den Armen. Das Spiel sollte jetzt aber erst so richtig beginnen. Die Eintracht antwortet postwendend mit wütenden Angriffen. Boland flankt gefährlich von rechts, aber Kos passt in der Mitte auf. Die Gäste wechseln ihren Sturm aus und bringen mit Onuegbu und Morabit frische Leute. Beim Schuss von Morabit (59.) ist Männel unten. Aue zieht sich etwas zurück und spielt jetzt in einer leichten Konterstellung. Die Angriffe versanden aber meist schon hinter der Mittellinie. Und die Eintracht wird immer stärker. Der fast nie zu stellende Boland auf Morabit (62.), doch der verzieht. Der überragende Boland besorgt dann den hochverdienten 1-1 Ausgleich (64.) in dieser Phase höchstpersöhnlich. Aus 22 oder 25 Meter legte er sich den Ball vom rechten auf den linken Fuß und zog plötzlich ab und der Ball schlägt unhaltbar für Männel links oben im Torwinkel ein. Männel wäre fast noch mit der rechte Hand drangekommen aber der Schuss war zu platziert geschossen.

Von der Treppe um 20.03 Uhr. Foto: Burg.

Riesenjubel bei den Löwen und ihren sangesfreudigen Anhang. Die Mannschaft von Torsten Lieberknecht glaubte wirklich daran, den Tabellenführer besiegen zu können, der in dieser Saison bis dato nur eines seiner Heimspiele verloren hatte (Bilanz bis dahin: 14-3-1). Die Eintracht gewann immer mehr die Überhand und hätte durch Morabit und Onuegbu in Führung gehen können. Doch sowohl Morabit (71.), der nach Anspiel von Onuegbu auch noch Männel umspielte aber nur das Außennetz traf, als auch Onuegbu (75.), dessen Dirketschuss-Versuch aus vier Metern ebenfalls ganz knapp am Auer Kasten vorbeiging, verpassten es, die Löwen in Front zu bringen, die mittlerweile ein weiteres Tor verdient gehabt hätten. Das muss man fairerweise feststellen, denn Aue kroch mittlerweile auf den Zahnfleisch und verlor immer wieder wichtige Bälle im Mittelfeld. Die Fans beteten das wenigstens das Unentschieden gehalten werden kann. Es spielte nur noch Braunschweig. Pfitzner (77.) knallte einen Ball aus 18 Metern drüber. Wieder durchatmen. Einer der wenigen Entlastungsangriffe, der es mal bis an die Strafraumgrenze schaffte, sollte die Entscheidung bringen. Curri setzt sich auf links durch und will auf Agyemang abspielen. Boland klärt zur Ecke für Aue. Die führt Curri aus und le Beau köpft vor Glasner den Ball zum vielumjubelten 2-1 in die lange Ecke. Im Tollhaus Erzgebirgsstadion brachen jetzt alle Dämme. Braunschweig war sichtlich geschockt versuchte mit den Mute der Verzweiflung aber nocheinmal alles. Curri (86.) hätte nach einen Konter alles klar machen können. Aus spitzen Winkel versuchte er es selber gegen Petkovic übersah aber Ramaj und Agyemang in der Mitte. Noch einen Freistoß für Braunschweig (Kruppke), galt es es in der 2 minütigen Nachspielzeit zu überstehen, dann war es vollbracht. Abpfiff und Aufstieg in Liga Zwei.

Pressekonferenz um 20.25 Uhr. Foto: Burg.

Trainer Schmitt im überfüllten Presseraum: "Wir hatten in der Anfangsphase Probleme, denn Braunschweig ist eine Topmannschaft. Das Spiel hat wieder gezeigt, was für eine Moral in der Mannschaft steckt. Für Marc und Pierre freue ich mich ganz persönlich mit ihren beiden Goldtoren. Das ist eine Dramaturgie die man schwer beschreiben kann. Trotzdem hatten wir auch Riesenglück bei den zwei Großchancen die die Eintracht hatte". Weiterhin appellierte er an die grosse Fangemeinde und den Sponsoren. "Haltet diesen Moment fest. Wir werden die nächsten Tage genießen und wollen den 1. Platz in Bremen verteidigen den wir uns hart erarbeitet haben". (Burg)

Aue: Männel - le Beau, Kos, Klingbeil, Birk - Hensel, Gambo (57. Glasner) - Klotz (78. Ramaj),
Hochscheidt, Curri - Agyemang (90. Stark)

Braunschweig: Petkovic - Fuchs, Dogan, Reichel, Schanda - Kruppke, Danneberg,
Pfitzner (82. Vrancic), Boland - Kumbela (58. Morabit), Calamita (58. Onuegbu).

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)

Torfolge: 1-0 Hensel (54.), 1-1 Boland (64.), 2-1 le Beau (85.)

Gelbe Karten: keine - Pfitzner (42.)