Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

2. Spieltag - Samstag, 20.08.1988 - 15:00

BSG Wismut Aue - Berliner FC Dynamo 2:2 (1:2)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - André Köhler, Heiko Münch, Volker Schmidt, Bernhard Konik - Steffen Krauß, Andreas Langer (62. Jens Meier), Uwe Bauer - Klaus Bittner, Harald Mothes, John Bemme (76. René Hecker); Trainer: Ulrich Schulze

Berliner FC Dynamo: Bodo Rudwaleit - Frank Rohde, Marco Köller, Hendrik Herzog (70. Waldemar Ksienzyk), Burkhard Reich - Eike Küttner, Bernd Schulz, Michael Schulz - Thomas Doll, Frank Pastor, Andreas Thom; Trainer: Jürgen Bogs

Tore: 0:1 Andreas Thom (27.); 0:2 Frank Pastor (34.); 1:2 Harald Mothes (40.); 2:2 Harald Mothes (83.)

Schiedsrichter: Manfred Roßner (Gera)

Zuschauer: 18000

Gelbe Karte: Volker Schmidt, Steffen Krauß, Heiko Münch / Hendrik Herzog, Frank Pastor, Waldemar Ksienzyk

Meister einen Punkt entrissen

Also, für Gesprächsstoff sorgt der neue Wismut-Trainer schon. Das kann ihm niemand absprechen. In Zwickau mußte er sich wegen häufiger Temperamentsausbrüche den Rest des Spiels aus dem Tunneleingang ansehen, diesmal ging Uli Schulze vor dem Anpfiff erst einmal in die Fankurve, um den eigenen Anhang zu "aktivieren", auf das schwere Spiel gegen den Meister "einzustimmen", wie er hinterher erläuterte. Wohl wissend, daß die Leistung der Mannschaft aus dem Lößnitztal seit jeher vor allem auf einem emotionalen Fundament steht, auf der Wechsel-Wirkung zwischen Mannschaft und begeisterungsfähigem Publikum.

Was führt Doll vom BFC Dynamo im Schilde? Ihm auf der Spur ist Abwehrspieler Münch von Wismut Aue. Das Duell der beiden Mannschaften nahm über eine 2:0-Führung des Meisters bis hin zum 2:2-Gleichstand einen höchst interessanten Verlauf. Foto: Leipold

Dem indes blieb ob der ersten 30 Minuten des Meisters regelrecht die Spucke weg. Was Thom da an Dribblings, an Finten, überraschenden Torschüssen hinlegte, das hätte andernorts zu Beifallsstürmen Anlaß gegeben. In unseren Breiten ist man leider außerstande, derartige Vorstellungen mit Applaus anzuerkennen. Schade! Wie dem auch sei, die Führung des BFC war zu diesem Zeitpunkt hochverdient, weil die Berliner kompakt wirkten. spielerisch ausgewogen, läuferisch dem Gastgeber klar überlegen. Hätten Thom (überlegter Heber an das Lattenkreuz), Küttner, Doll und andere ihre Chancen auch nur zu 50 Prozent genutzt, die "Veilchen" wären nicht mit einem blauen Auge davongekommen.

Einmal mehr unerklärlich allerdings dann das Nachlassen der Bogs-Schützlinge, die nach dem Anschlußtreffer durch Mothes sichtlich den Faden verloren. Wie ausgewechselt agierte indessen der Gastgeber. Was fast eine Halbzeit lang zerfahren, ängstlich ausgesehen hatte, wo im Zusammenspiel zwischen Mittelfeld und Angriff wenig genug geklappt hatte, auch in der Deckung manche Lücke zutage trat, das alles war nun plötzlich abgestreift. Köhler als Vorstopper machte Druck nach vorn. Krauß rackerte wie gewohnt, und Mothes war einfach in jeder Ecke des Spielfeldes zu finden, machte nach Auffassung von Trainer Uli Schulze "ein ganz großes Spiel". BFC-Trainer Jürgen Bogs blieb trotz des wenig erfreulichen Abschlusses aus Berliner Sicht, trotz des erneuten Punktverlustes gelassen. "Leider haben wir fast eine Kopie des HFC-Spiels abgeliefert. Wir werden das auswerten müssen." Tolle Stimmung indes verständlicherweise in der Kabine der Wismut-Elf. " Wir haben uns nach der Pause sichtlich gesteigert", freute sich der zweifache Torschütze Harald Mothes. "Der Punktgewinn ist deshalb sicherlich verdient." Rainer Nachtigall, Fuwo, 23.08.1988