Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

3. Spieltag - Samstag, 27.08.1988 - 15:00

1. FC Lokomotive Leipzig - BSG Wismut Aue 1:1 (0:0)

1. FC Lokomotive Leipzig: René Müller - Torsten Kracht, Matthias Lindner, Ronald Kreer, Frank Baum - Uwe Bredow, Heiko Scholz (77. Matthias Zimmerling), Matthias Liebers - Damian Halata (8. Dieter Kühn), Olaf Marschall, Bernd Hobsch; Trainer: Hans-Ulrich Thomale

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Volker Schmidt, Uwe Bauer, André Köhler, Bernhard Konik (63. Jens Gärtler) - Steffen Krauß (23. Jens Meier), Andreas Langer, Ronald Färber - John Bemme, Harald Mothes, Klaus Bittner; Trainer: Ulrich Schulze

Tore: 1:0 Olaf Marschall (57.); 1:1 André Köhler (87.)

Schiedsrichter: Reinhard Purz (Berlin)

Zuschauer: 8500

Gelbe Karte: Torsten Kracht / Bernhard Konik, Uwe Bauer, André Köhler

Die Macht der Gewohnheit?

Marschalls Tor war wie eine Erlösung. Nach 237 Minuten brach der Damm der Erfolglosigkeit. Lok bejubelte das erste Erfolgserlebnis. Das 14. Heimspiel hintereinander ohne Niederlage gegen die "Veilchen" (34:10 Tore, 24:2 Punkte seit '75/76) stand ins Haus.

Kühn, links am Boden liegend, kann das Leder nicht über Weißflog hinweg ins gegnerische Tor zirkeln. Foto: Härtrich

Bis hin zum Führungstor dominierten Mühseligkeit und eine Art von Unverfrorenheit bei den Gastgebern. Nur wenige liefen agil und ausdauernd ("Standfußball lähmte die ideenreiche Angriffsentwicklung", so der Leipziger WZ-Leiter Wolfgang Koch). Folglich lief auch nichs Kombinatives bei den Probstheidaern. Der Wechsel von Hoch und Tief, von geglückten und Verpatzten Aktionen kam so unvermittelt, daß an Niveau nicht zu denken war. Kracht, Liebers, Scholz, Hobsch, Kühn, Zimmerling - alle mit Schmalkost denn mit Delikatem aufwartend! Die eigentliche Unverfrorenheit aber war der makabre Umgang mit den Chancen. Natürlich hielt "Flocke" Weißflog auch manchen Unhaltbaren. Und am Stellungsspiel des souveränen Liberos Schmidt führte für die Leipziger oft genug kein Weg vorbei. Wie sie jedoch selbst aus Nahdistanzen die Bälle vertändelten, nicht schnell genug schossen oder andererseits völlig unplatziert in die Wolken droschen, das titulierte Hans-Ulrich Thomale richtigerweise als "gewisses Unvermögen". Dazu paßte auch die Nervosität nach dem 1:0. Die allgemeine Verunsicherung weitete sich aus bis zum Ende mit Schrecken.

Für die Gäste sprach die Courage, der Mut zur Selbstdarstellung ohne Hemmungen. Das war einfacher, gradliniger Fußball, von Begeisterung und Einsatzwillen getragen. "Mit zwei Punkten gegen den BFC und Lok können wir uns durchaus sehen lassen", resümierte Sektionsleiter Werner Lorenz. Wie die Schießhunde lagen Bittner, Bemme und Mothes auf der Lauer, so sich eine Kontermöglichkeit ergab. Lok ließ sie zu. Aus dem Wenigen machten die Erzgebirgler viel. Zuerst traf Schmidt die Latte (12./direkter Freistoß), dann scheiterte Mothes freistehend an Müller (80.), doch die letzte Gelegenheit ließ Köhler nicht aus (87.). Während bei Lok die Macht der Gewohnheit grassierte, nämlich Schwererkämpftes leichtfertig zu vergeben, genoß Wismut das insgesamt 252. Unentschieden im 970. Oberligaspiel (Bestwert!). Dabei wußten die Gäste sehr wohl, daß ihnen auch das Glück zur Seite stand. Aber schließlich hatten sie auch nicht darüber lamentiert, daß Balck und Münch verletzt pausierten, Krauß schon frühzeitig angeschlagen wurde und ausgewechselt werden mußte. Für den Punkt taten sie alle etwas, jeder in seinem Stil, jeder nach seinen Möglichkeiten. Günter Simon, Fuwo, 30.08.1988