Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

4. Spieltag - Samstag, 03.09.1988 - 15:00

BSG Wismut Aue - BSG Energie Cottbus 3:2 (0:2)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Roland Balck, Volker Schmidt, André Köhler, Heiko Münch - Steffen Krauß, Andreas Langer (35. Jens Meier), Uwe Bauer - John Bemme (35. Thomas Weiß), Harald Mothes, Klaus Bittner; Trainer: Ulrich Schulze

BSG Energie Cottbus: Jörg Klimpel - Ingolf Schneider (54. Holger Fandrich), Jens Melzig, Frank Vogel, Maik Pohland (5. Andreas Rath) - Jens Flügel, Detlef Irrgang, Peter Hackbusch, Jörg Burow, Holger Fritschke - Petrik Sander; Trainer: Fritz Bohla

Tore: 0:1 Petrik Sander (9.); 0:2 Detlef Irrgang (31.); 1:2 Harald Mothes (Foulelfmeter, 51.); 2:2 Uwe Bauer (55.); 3:2 Klaus Bittner (61.)

Schiedsrichter: Wolfgang Henning (Rostock)

Zuschauer: 11000

Gelbe Karte: Volker Schmidt, Heiko Münch / Petrik Sander, Jens Melzig, Jörg Klimpel, Holger Fritschke

Zwei "Neue" und die Wende

Fritz Bohla verriet vor dem Anpfiff das Selbstbewußtsein seiner Elf: "Wir sind so leicht nicht aus der Balance zu bringen, wirken wesentlich stabiler." Er schob die Erinnerungen an Rostock mit zwar gutem Spiel und guten Chancen, aber bösen Gegentorüberraschungen bewußt zur Seite und tat gut daran.

"Da erinnerte nichts mehr an die Energie-Elf von ehedem", äußerte auch Jürgen Escher respektvoll und erleichtert letztlich wie alle 11.000 auf den Rängen. Die Männer aus der Lausitz jagten den leidenschaftlich, aber wohl zu übertourt loslegenden Wismut-Spielern einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, spielten gewitzt, geschickt und locker vom Hocker eine Chance nach der anderen heraus. Einzig Jörg Weißflog bot ihnen in den 35 Anfangsminuten ernsthaft Widerstand, als er Sander, dann auch Schneider (26., 30.) klare Möglichkeiten winkelverkürzend zunichte machte. Aber das 0:2, blendend erspielt und erzielt, lähmte auch die sonst so begeisterten Ränge und die Akteure von Schmidt bis Bittner. "Derart souverän, abgeklärt spielte Energie, daß eine Wende kaum absehbar schien", fand auch DFV-Beobachter Erich Kobelt und sah sich widerlegt nach einer mutigen, risikovollen Doppeleinwechslung. Genau nach 35 Minuten Konfusion brachte Uli Schulze zwei quirlige Techniker, die jungen Thomas Weiß (kurzfristig von Thale gekommen, ohne eine einzige Trainingseinheit bei Wismut) und Jens Meier (aus dem FCK-Fundus).

Detlef Irrgang (Cottbus) köpft den Ball aus der Gefahrenzone, weiter v.l.: Burow, Balck, Melzig, Mothes, Meier, Flügel. Foto: Kruczynski

Wismut Aue wandelte gegen den Aufsteiger Energie Cottbus einen 0:2-Pausenrückstand innerhalb von elf Minuten in einen 3:2-ErfoIg um. Die treibenden Kräfte waren dabei einmal mehr Krauß - im Bild in einem erfolgreichen Duell mit Merzig - und Mothes. Foto : Kruczynski

Ein Wirbel an Leidenschaft brach über Energie herein, dämmte den vordem so imponierenden Spielfluß Energies, brach die Abwehr vor Jörg Klimpel auf. Vom 0:2 zum 3:2 war die Partie binnen zehn Minuten gedreht. Unglaublich herausfordernd für die Ränge, die begeistert "mitstürmten".

Gewiß, Energie fand da keinen Anschluß an die putzmuntere Startphase mit kessem, bewegungsstarkem Spiel. Unbeeindruckt steckten nur wenige den Einsatz und den Torwirbel der Erzgebirgler weg. "Wir standen zu weit vom Mann." Das Lied Uli Schulzes zur Abwehrarbeit vor der Pause konnte danach Fritz Bohla singen (speziell mit Rath und Frischke). "Keine Resignation in der Kabine bei Halbzeit. Wenn uns gegen den BFC nach dem 0:2 noch viel gelang, warum sollte das nicht auch gegen Energie möglich sein?" skizzierte Harald Mothes die Wismut-Verfassung. Und mit Einsatz und Kampfmoral wurde auch spielerisch der Angriffswirbel auf gebracht. Das "Wunder" im Lößnitztal fand eine neuerliche Auflage. Horst Friedemann, Fuwo, 06.09.1988