Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

16. Spieltag - Samstag, 18.03.1989 - 15:00

BSG Wismut Aue - 1. FC Lokomotive Leipzig 1:5 (0:2)

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - Steffen Kubatzky, André Köhler, Volker Schmidt, Uwe Bauer (47. Jens Gärtler) - Steffen Krauß, Andreas Langer (62. Ralph Vogel), John Bemme, Harald Mothes - Thomas Weiß, Klaus Bittner; Trainer: Ulrich Schulze

1. FC Lokomotive Leipzig: René Müller - Ronald Kreer, Frank Baum, Matthias Lindner, André Barylla - Uwe Bredow (65. Matthias Liebers), Damian Halata, Heiko Scholz, Uwe Zötzsche - Bernd Hobsch (70. Matthias Zimmerling), Olaf Marschall; Trainer: Hans-Ulrich Thomale

Tore: 0:1 Damian Halata (6.); 0:2 Damian Halata (29.); 0:3 Damian Halata (49.); 0:4 Matthias Zimmerling (74.); 1:4 Harald Mothes (Foulelfmeter, 80.); 1:5 Olaf Marschall (84.)

Schiedsrichter: Günter Supp (Meiningen)

Zuschauer: 10000

Gelbe Karte: Uwe Bauer, Steffen Krauß / Heiko Scholz, René Müller

Die Lok läßt Dampf ab

Die Rubrik im Wismut-Programmheft heißt "Ein Blick zurück". Und "Vor 30 Jahren" fand man da den Auftritt der Wismut-Mannen im EC der Landesmeister bei Young Boys Bern - 2:2. Lang, lang ist's her. Es wäre nicht fair, die "Veilchen" der heutigen Generation an der Meister-Garde von damals zu messen. Unser "Blick zurück" konzentriert sich eher auf den Alltag.

Doch auch der brachte im Jubiläums-Duell, dem 50. zwischen Wismut und Lok, ein Novum. 1:5 zu Hause, das gab's noch nie gegen die Leipziger, und die Statistiker werden sogar lange kramen müssen, um überhaupt in der Oberliga-Geschichte des Oldtimers in dieser Richtung fündig zu werden.

Damian Halata (1. FC Lok Leipzig hat sich gegen André Köhler (Wismut Aue, links) durchgesetzt. Foto: Kruczynski

Ein Bergsturz? Keine Dramatisierung! "Wir hatten heute keine Mannschaft auf dem Platz", schüttelte noch lange nach Abpfiff Volker Schmidt fassungslos den Kopf, "jeder hatte allein mit sich zu tun."Das wohl ist der wunde Punkt. Den letzten Sieg feierte Wismut noch im alten Jahr, jagt seitdem einem Erfolg und dem Selbstvertrauen hinterher. "Raus aus dem Dilemma können nur wir selbst uns helfen", weiß zwar Jörg Weißflog nur zu gut, aber dazu muß die Truppe erst einmal wieder zu sich und den guten, alten Tugenden finden. Vielleicht fördert die Not, die so weit von Abstiegs-Not nicht entfernt ist, falls nicht in Cottbus ein Husarenritt gelingt.

Uli Schulze, sehr ruhig geworden am Spielfeldrand, ist Manns genug, mit Jürgen Escher die Reihen (und Köpfe) wieder zu ordnen. Nötig ist's, denn so kopflos wie nach dem mißglückten Start gegen die Leipziger kann, darf eine Mannschaft nicht loslegen. Gewiß ist es bestürzend, wenn statt des 1:0 (Grundlinienrückpaß Bemmes auf Bittner, der verstolpert - 3.) das 0:1 über den Lautsprecher angesagt werden muß (ein tückischer Direktschuß Halatas). Aber der Teufel muß mit den Auern durchgegangen sein, als sie danach mit Mann und Maus nach vorn rückten, ohne jegliche Staffelung, Sicherung in den hinteren Reihen. Der Übereifer brachte vorn nichts (Müller meisterte mit Langers Doppelversuch - 24. - die brenzligste Situation), lud hingegen zum "Tag der offenen Tür" Richtung Weißflog. Und diese Einladung ließen die schnellen, wendigen, frischer wirkenden Messestädter mit Halata und Marschall an der Spitze nicht aus.

Der Neu-Leipziger von der Elbe hätte sogar seinen Fünf-Tore-Rekord gegen Zwickau egalisieren können, aber Auswahlkollege Weißflog nahm ihm noch zwei dicke Chancen im Duell Mann gegen Mann vom Fuß. Nichtsdestotrotz, Halata krönte aus stabiler Abwehr (Baum, Lindner) das geschickte Konterspiel der Leipziger. Die Lok ließ nach verkorkstem Start (0:1 Rostock, 0:0 Halle) mit dem Kantersieg auswärts richtig Dampf ab. Mit Liebers ist nun auch der "letzte Mann" wieder an Deck. "Wir sehen uns bestätigt, gutes Training, gute Form", atmete Uli Thomale erleichtert auf. Die Leipziger harren bester Dinge aller Dinge, die da kommen. Eingeschlossen die Partie in Dresden. Horst Friedemann, Fuwo, 21.03.1989