Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

19. Spieltag - Samstag, 15.04.1989 - 15:00

FC Hansa Rostock - BSG Wismut Aue 1:2 (0:1)

FC Hansa Rostock: Jens Kunath - Heiko März, Frank Wriedt, Gernot Alms, Andreas Babendererde (74. Henri Fuchs) - Hilmar Weilandt, Jens Wahl, Juri Schlünz, Bernd Wunderlich - Axel Kruse (61. Rainer Jarohs), Volker Röhrich; Trainer: Werner Voigt

BSG Wismut Aue: Jörg Weißflog - André Köhler, Heiko Münch, Bernhard Konik, Volker Schmidt - Steffen Lorenz, Roland Balck, Uwe Bauer (84. Matthias Kunath) - Thomas Weiß (85. John Bemme), Klaus Bittner, Harald Mothes; Trainer: Ulrich Schulze

Tore: 0:1 Klaus Bittner (28.); 0:2 Klaus Bittner (71.); 1:2 Henri Fuchs (75.)

Schiedsrichter: Günther Habermann (Weißensee)

Zuschauer: 22000

Gelbe Karte: - / Klaus Bittner

Zwischen Sekt und Selters

Ihrem ohnehin informativen Programm hatten die Rostocker diesmal noch ein Faltblatt beigefügt. Hier ein Auszug aus dem Schriftstück: "Durch einen bisher nicht bekannten Haarmückenbefall auf der gesamten Rasenfläche des Ostseestadions in den vergangenen Monaten kam es zu einem Kahlfraß der Wurzeln des Rasens. Diese Mückenlarven werden sonst während einer Frostperiode in der Landwirtschaft zerstört. Da in diesem Winter der Frost ausblieb, kam es zu der Vernichtung des Rasens durch diese Larven." Ende des Zitats.

Aues Weißflog meistert auch diesen Freistoß vom Rostocker Schlünz. Foto: Schulz

Auf dem zurückgebliebenen Fast-Hartplatz, zwei grüne Stellen waren noch auszumachen, kam der FC Hansa diesmal überhaupt nicht zurecht. Von dem vielgepriesenen Schwung, mit dem er in jüngster Vergangenheit sogenannte Spitzenmannschaften immer distanzierte, war diesmal so gut wie nichts zu sehen. Ein gelungener Start, eine Schlußphase in der im Husarenstil versucht wurde, die Erzgebirgler zu überraschen - das war alles, was der Tabellenzweite diesmal zu bieten in der Lage war. Und das reichte eben nicht aus, eine bestens disponierte, weil engagiert, ehrgeizig und klug zu Werke gehende Wismut-Elf zu distanzieren.

Wismut hatte diesmal nicht einen einzigen Ausfall zu beklagen; ganz im Gegenteil. Weißflog, Köhler, Lorenz, Mothes, auch Weiß in einigen Passagen, lagen im Hansa-Stadion zum Teil erheblich "über der Norm", ganz abgesehen von Bittner, der die beiden "Riesen" Alms und Wriedt, je nach Bedarf. schwindlig spielte. Bittner ist ein Mann " zwischen Sekt und Selters", unbeständig in den Leistungen, so daß man sich nur wundern kann. Zu Hause hat er auch in dieser Saison schon Spiele geliefert, daß sich das gewiß sachverständige Auer Publikum die Haare raufte, doch diesmal war er nicht- zu bremsen. Schnell, beweglich, listig, mit dem untrüglichen Gespür für die Situation ausgestattet, wo man dem Kontrahenten den größten Ärger bereiten könnte. Das gelang ihm mit zwei Treffern auch nachhaltig!

Aues Jubel nach diesem doch etwas überraschenden Doppelpunktgewinn war verständlicherweise überschwenglich. Temperamentsbolzen Uli Schulze war schon nach dem 2:0 nicht mehr zu halten. Hinten raus aber kam der Sieg der Auer noch einmal in Gefahr, als Hansa "Alles oder nichts" spielte. Da zeigte Weißflog indes, daß auf ihn in solchen Drucksituationen noch immer Verlaß ist. Rainer Nachtigall, Fuwo, 18.04.1989