Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

DDR-Oberliga 1988/89

Spielbericht

26. Spieltag - Samstag, 03.06.1989 - 15:00

BSG Stahl Brandenburg - BSG Wismut Aue 1:4 (1:2)

BSG Stahl Brandenburg: Detlef Zimmer - Christian Knoop (40. Andreas Lindner), Christoph Ringk, Jens Pahlke, Silvio Demuth - Ingolf Pfahl, Steffen Freund, Eberhard Janotta, Falk Zschiedrich - Timo Lange (67. Jan Voß), Jens Pfahl; Trainer: Peter Kohl

BSG Wismut Aue: Bernd Stettinius - Roland Balck, Volker Schmidt, Heiko Münch - Jens König, Andreas Langer, John Bemme, Steffen Lorenz - Klaus Bittner, Harald Mothes, Thomas Weiß; Trainer: Ulrich Schulze

Tore: 1:0 Jens Pfahl (22.); 1:1 Thomas Weiß (24.); 1:2 Klaus Bittner (39.); 1:3 Andreas Langer (54.); 1:4 Thomas Weiß (71.)

Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)

Zuschauer: 7500

Stahl-"Feuer" schnell gelöscht

Lange, lange mußten die Brandenburger zurückdenken, um zu ermitteln, wann man letztmalig eine derartige Heimschlappe kassiert hatte. Im August 1984 war es, im allerersten Oberligaspiel der Stahlwerker, als es eine 1:5-Niederlage gegen den 1. FC Magdeburg gegeben hatte. Wohl kaum jemand hätte vermutet, daß man sich diesmal diesem Resultat nähern würde. Aber es lag sogar im Bereich des Möglichen, denn "das Ergebnis geht selbst in dieser Höhe in Ordnung", wie Stahl-Trainer Peter Kohl, der sich seinen Abschied gewiß anders vorgestellt hatte, einräumen mußte.

In der Tat stellte sich Wismut nicht nur als kompakte Einheit ohne jeglichen Schwachpunkt vor, sondern man schlug auch spielerisch die bessere Klinge, löschte so das aufkeimende Stahl-"Feuer" gleich mit einem ganzen Eimer Wasser. Die Ursache dafür lag vor allem in der taktischen Spielanlage. Es begann damit, daß Stahl im Bestreben, zum Saisonabschluß noch einmal Offensivfußball zu bieten, mit Mann und Maus nach vorn rannte (Demuth, Pahlke), dann bei Gegenzügen aber sträflich offen war. Diese Sorglosigkeit überraschte. Anscheinend hatte sich Wismuts Erfolgsbilanz von 12:4 Punkten (vor dieser Partie) nicht in ausreichendem Maße bis an die Havel herumgesprochen.

Jedenfalls bekamen die beiden Flitzer Weiß und Bittner Räume angeboten wie wohl lange nicht. Hinzu kam, daß sich Mothes aus der Spitze des öfteren fallen ließ, Pahlke so aus dem Deckungszentrum förmlich herauszog. Und in die entstehenden Lücken setzten die Erzgebirgler ihre mustergültigen Konterstöße. Eingeleitet von Langer, vor allem aber von Bemme gelangen Angriffszüge, die Stahl von einer Verlegenheit in die andere stürzten. "Und endlich haben wir auch einmal unsere Chancen genutzt", freute sich Wismut-Coach Uli Schulze, der seine Schützlinge nur in den ersten 20 Minuten, in denen "wir spielten, als seien die meisten schon in Urlaub", wie der Trainer meinte, etwas aufmuntern mußte. Doch seine Elf steckte den Rückstand ungerührt weg, kam schnell zum Ausgleich, auch wenn dieser recht kurios zustande kam. Bittners Solo war nämlich eigentlich schon gestoppt, als sich gleich mehrere Brandenburger beim Rettungsversuch ins Gehege kamen, Weiß der lachende Abstauber war. Ähnliche Schützenhilfe benötigte Wismut später nicht mehr, erzielte noch drei blitzsaubere Treffer und kam nie in Gefahr. Phasenweise konnte man es sich dann sogar leisten, den Gegner regelrecht vorzuführen. Und Ähnliches hat es im Stahl-Stadion gewiß schon lange nicht mehr gegeben! Sascha Stolz, Fuwo, 06.06.1989