Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1991/92

Spielbericht

33. Spieltag - Sonntag, 10.05.1992 - 14:00

FC Wismut Aue - FC Sachsen Leipzig 3:0 (1:0)

FC Wismut Aue: Jörg Weißflog - René Wendler, Volker Schmidt, Enrico Barth - René Hecker, Jens Möckel, Mirko Reichel, Ronald Färber - Ronny Thielemann, Daniel Popov (62. Mario Nickeleit), Steven Zweigler; Trainer: Lutz Lindemann

FC Sachsen Leipzig: Daniel Fröhlich - Frank Nierlich, Holm Pinder, Dirk Pfitzner (46. Andre Wohlfahrt), Jens Härtel, Andreas Diebitz - Uwe Ferl (65. Thomas Reimelt), Andreas Barth, Frank Rederer - André Schönitz, Hans-Jörg Leitzke; Trainer: Frank Engel

Tore: 1:0 Mirko Reichel (35.); 2:0 Mirko Reichel (70.); 3:0 Ronald Färber (80.)

Schiedsrichter: Wieland Ziller (Laußnitz)

Zuschauer: 550

Gelbe Karte: Steven Zweigler / -

Klarer Sieg im letzten Heimspiel

Mit einem klaren Heimsieg vor einer spärlichen Zuschauerkulisse unter besten Fußballbedingungen verabschiedete sich Gastgeber FC Wismut Aue aus der Heimsaison 1991/92.

Spiel zwischen den Strafräumen

Im Duell zweier traditionsreicher Fußballvereine Sachsens, die beide ihre Saisonziele nicht erreichten, gab es bezeichnenderweise ein relativ niveauloses Spiel. Aue bestimmte durchgängig das Spiel und hatte bereits nach 10 Minuten die Chance zur Führung. Ein 20-Meter-Schuß von Zweigler wurde aber von Gästetorwart Fröhlich mit guter Parade gemeistert. In der 24. Spielminute sorgte Fröhlich für Verwirrung in der eigenen Abwehr, als sein Torabwurf mißlang und fast im eigenen Gehäuse landete. Zehn Minuten später dann das verdiente 1:0 für Aue durch Reichel, der sich mit beherztem Solo auf der rechten Seite durchsetzt und mit einem gekonnten Schlenker den Gästekeeper überwindet. Das waren dann aber auch die Höhepunkte in der ersten Halbzeit, in der das Spiel zwischen beiden Strafräumen im Mittelfeld vorherrschte. Leipzig versteckte sich zwar nicht in der Defensive, konnte aber auch keine entscheidende Akzente im Spiel nach vorn setzen.

Mehr Schwung mit Nickeleit

In der zweiten Spielhälfte wurden die Gäste aufgrund des Rückstands offensiver. Drei Minuten nach dem Wiederanpfiff bot sich Leipzig die Chance zum Ausgleich. Der eingewechselte Gästespieler Wohlfart tauchte allein vor Aues Torwart Weißflog auf. Nur der Reaktionsschnelligkeit des Gastgeberkeepers war es zu danken, daß hier der Ausgleich nicht fiel. Im Gegenzug hatte Zweigler die Chance zur Resultatserhöhung, aber sein Schuß verfehlte knapp das Gehäuse. Mit der Einwechslung von Nickeleit wurde das Auer Spiel konstruktiver, da jetzt das Flügelspiel mehr ausgebaut werden konnte. Das war auch der Ausgangspunkt für die 2:0 Führung durch Reichel, der damit seinen zweiten Treffer erzielte. Vorausgegangen war eine Eingabe von Möckel, die wiederum Zweigler per Kopf zum Torschützen ablegte. In der 75. Spielminute wieder einer der wenigen Konter der Gäste. Leitzke, der Spitzenreiter der Torschützenwertung in der Oberliga, scheitert allerdings am wiederum großartig reagierenden Weißflog. Im Gegenzug sorgte Schiedsrichter Ziller für Belebung des insgesamt fairen Spiels. Erst verteilt er an Zweigler eine Verwarnung, die Verwunderung auf Spielfeld und Traversen auslöste. Pfiffe allerdings erntete er zwei Minuten später, als nach einem Färber-Schuß an die Querlatte beim Nachschußversuch der fällige Strafstoßpfiff ausblieb. Trotzdem gelang es Färber, kurze Zeit später das 3:0 zu erzielen, als er nach schöner Vorarbeit von Hecker den Gästetorwart überwand, Das war dann auch die endgültige Entscheidung zugunsten des Gastgebers, der damit vor eigenem Publikum bewies, daß die neugebildete verjüngte Mannschaft in der Lage ist, auch in der Zukunft guten Fußball anzubieten.

Trainerstimmen

Frank Engel (Leipzig): In einem insgesamt schwachen Spiel hat Aue verdient gewonnen. Nach erfolgter Verjüngungskur sind wir nicht in der Lage, ein eigenes Spielkonzept anzubieten.

Lutz Lindemann (Aue): Vom Niveau her kein überragendes Oberligaspiel, aber dennoch auch in dieser Höhe ein verdienter Sieg. Mein Dank gilt dem Publikum, das der Mannschaft über die gesamte Saison die Treue hielt. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 12.05.1992

Standortbestimmung

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Schwere Zeiten stehen für Amateuroberligist FC Wismut Aue ins Haus. Nachdem man frühzeitig die Chance auf den Staffelsieg verspielt hat, wird die Wahrscheinlichkeit, im bezahlten Fußball zu spielen, für Jahre hinaus zu einer Utopie. Vielmehr steht jetzt im Vordergrund, durch einen gezielten Neuaufbau alle Kräfte zu mobilisieren, damit im Erzgebirgsstadion erst einmal weiter erfolgreich Amateuroberligafußball gespielt werden kann.

Die Wismut steht ab Saisonschluß 1991/92 höchstwahrscheinlich als wichtiger Sponsor nicht mehr zur Verfügung. Aues Fußballspieler werden in Zukunft den Amateurstatus zu spüren bekommen. Das heißt-im Klartext, daß man nur mit Fußball seinen Lebensunterhalt nicht mehr verdienen kann. Ein völlig neues ungewohntes Bild für die Spieler, die in der Vergangenheit unter profihaften Bedingungen spielen und trainieren konnten. Diese neue Situation wird zwangsläufig neue Lücken ins Spieleraufgebot reißen. Einige Spieler suchen jede sich bietende Möglichkeit, noch schnell auf Angebote im bezahlten Fußball einzugehen. Spielervermittler und ähnliche Anrufer haben in Aue derzeit Hochkonjunktur. Allerdings für Aues Spieler eine schmale Gratwanderung, denn die kommenden Vergleiche zur Ermittlung des deutschen Amateurmeisters werden zeigen, daß man westwärts in dieser Spielklasse genug Auswahl an guten Spielern hat.

Das FC-Präsidium arbeitet mit aller Kraft an einer zukunftsträchtigen Konzeption. Es kann sich dabei auf die fachliche Kompetenz eines Trainers stützen, der sich erstaunlich viel für den Auer Fußball einsetzt. Lutz Lindemann signalisiert seine Bereitschaft, egal unter welchen Bedingungen, den Fußball in dieser Region zu erhalten. "Vielleicht können wir in zwei oder drei Jahren wieder den Kampf um den bezahlten Fußball aufnehmen", kennzeichnet der Trainer die derzeitige Lage im Auer Umfeld. Diesen Optimismus sollte man nähren. Wismut Aue hat immer noch den Pfand einer sehr guten Nachwuchsarbeit zu bieten.