Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1993/94

Spielbericht

2. Spieltag - Samstag, 14.08.1993 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - 1. FC Markkleeberg 0:1 (0:0)

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jan Schmidt, Detlef Müller (65. Jens Möckel), Moudachirou Amadou - Frank Rietschel, Ronald Färber, Boris Lucic, Thorsten Pöhland - Mirko Ullmann, Mirko Reichel (56. Volker Schmidt), Maik Faßl; Trainer: Lutz Lindemann

1. FC Markkleeberg: Rainer Hoffmeister - Frank Wimberger (89. Torsten Winkler), Vidmantas Vysniauskas (85. Frank Turnier), Steffen Kurtz, Uwe Zötzsche - Ronald Werner, Tilo Schulz, Mike Geppert, Vladislav Novikov - Felix Oehmig, Steffen Funke; Trainer: Frank Engel

Tore: 0:1 Steffen Kurtz (75.)

Schiedsrichter: Peter Müller (Dresden)

Zuschauer: 2500

Gelbe Karte: Boris Lucic / Tilo Schulz

FC Erzgebirge erwischt schlechten Heimspielstart

Der Auer Fußball-Amateuroberligist FC Erzgebirge hat sein Heimspiel gegen den 1. FC Markkleeberg mit 0:1 (0:0) verloren. Großer Erwartungsdruck lastete bei hochsommerlichen Temperaturen vor einer ansehnlichen Zuschauerkulisse auf dem FCE bei seinem ersten Heimspiel im Erzgebirgsstadion. Die einheimische Elf, anfangs ohne Volker Schmidt, brachte erstmals Neuzugang Detlef Müller zum Einsatz, mußte aber gleichzeitig auf Makaya verzichten, der einer Länderspielverpflichtung im Kongo nachkam.

Gastgeber Aue hatte in der zweiten Spielminute die erste klare Chance, als Faßl mit einem wuchtigen Kopfball nur knapp verzog. Bereits in der zehnten Minute hatte der ballgewandte Markkleeberger Stürmer Vyshniauskas das Führungstor für die Gäste auf dem Fuß, als er eine Unstimmigkeit in der Abwehr des FCE nutzte. In der Folgezeit mußten die Zuschauer sehen, daß sich im Auer Spiel viel "Sand" im Getriebe rieb. Klare Ab- stimmungsprobleme, besonders im Mittelfeld, ließen keinen geordneten Spielaufbau zu, so daß viele Aktionen bereits im Ansatz scheiterten.

Der Torwart der Randleipziger, Rainer Hoffmeister, klärt, bevor Mirko Ullmann das Leder erwischt. Links schaut Boris Lucic gespannt zu. Foto: Gläser

Die Premiere des defensiven Mittelfeldspielers Detlef Müller muß man als mißlungen einstufen, da er weder die nötige Sicherheit im Abwehrbereich noch Impulse im Spiel nach vorn setzen konnte. Da Ronald Färber anfangs als Libero agierte, fehlte es in der spielgestalteten Zone an Ideen, so daß die Gäste im Mittelfeld ein Übergewicht erreichten. Zwar hatte der FCE in der ersten Halbzeit die qualitativ besseren Chancen durch Lucic, dessen 18-Meter-Schuß der Gästetorwart hervorragend parierte, und durch Färber, der mit einem Freistoß nur die Lattenoberkante traf, aber spielerisch warenVorteile der Randleipziger nicht zu übersehen. Mannschaftliche Harmonie und Zweikampfhärte der Gäste ließen Aue nie zu einer wirkungsvollen Spielgestaltung kommen.

Mit der Einwechslung von Volker Schmidt und später von Möckel lief das Angriffsspiel besser. Aber gleichzeitig wurden die Räume für Konterangriffe der Markkleeberger größer. Nach einem 20 Meter-Schuß von Pöhland, den ein Gästeverteidiger von der Torlinie schlug, konterten die Kontrahenten aus Markkleeberg immer gefährlicher. Schulz und Kurtz scheiterten jeweils nur knapp, wobei einmal der Pfosten eine Gästeführung verhinderte. In der 70. Minute gab es erneut ein deutliches Warnsignal, als ein Kopfball von Funke nur knapp am Weißfloggehäuse vorbeizischte. Folgerichtig kam fünf Minuten später der Siegtreffer der Gäste. Vishniauskas ließ vor dem Auer Strafraum gleich drei Verteidiger schlecht aussehen. Eine präzise Ablage auf Kurtz, und der schob überlegen zur sicheren und nicht unverdienten Führung ein. Drei Minuten später wäre Geppert fast noch eine Resultatserhöhung geglückt, aber diesmal konnte Weißflog klären. Außer einem Amadou-Kopfball gelang den Gastgebern nicht mehr viel, während Markkleeberg weiter gefährlich konterte. Die sehr umsichtige Abwehr um Libero Zötzsche gestattete dem Platzbesitzer keinen Spielraum, so daß Aue der Ausgleich versagt blieb. Was blieb am Ende? Riesenjubel bei den Gästen, während Aues Spieler tief enttäuscht den Rasen verließen. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 16.08.1993

Masse ist nicht gleich Klasse

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Nach zwei Spieltagen zeichnet sich schon ab, daß das vom FC Erzgebirge Aue erstrebte Saisonziel Regionalliga nicht einfach zu erreichen sein wird. Klarer Beleg dafür war das Sonnabendspiel Aue gegen Markkleeberg. Deutlich zeigte sich, daß insbesondere junge Spieler mit hohem Erfolgsdruck psychisch nicht in der Lage waren, dem inneren Druck standzuhalten. Sie hatten ihre Schwierigkeiten. Reichel und Ullmann, in den Vorbereitungsspielen überzeugend, sind der klare und sichtbare Beweis dafür. Hinzu kommt sicherlich, daß sich einmal mehr zeigte, daß zwischen Testspielen und Punktspielen oftmals Welten liegen. Markkleeberg ohne wesentliche personelle Verstärkung, spielt seit drei Jahren in annähernd gleicher Besetzung, während Aue eine ganze Reihe von Neueinsteigern aufbieten konnte. Aber Masse bedeutet noch lange nicht Klasse.

Es braucht eine gewisse Zeit, bis alle Mannschaftsteile harmonisch zusammenspielen: Das ist sicherlich eine der Ursachen für die am Sonnabend erlittene Niederlage. Aues Trainer Lutz Lindemann blieb nach dem verlorenen Spiel sachlich. Er bedauerte nicht nur die Niederlage an sich, sondern auch, daß erneut ein gewisser Zuschauerbonus verspielt wurde. Er forderte auch aus diesem Grund in energischen Worten, daß die Mannschaft eine gewisse Trotzreaktion bereits zum nächsten Spiel in Zeulenroda zeigen muß. Man kann ein Spiel gegen einen starken Gegner verlieren, so der Auer Coach, entscheidend sei aber auch das Wie. Er habe einige Spieler entdeckt, die, auch wenn es heiß war, nicht alles gegeben hätten.

Lindemann versprach, daß dies im nächsten Spiel nicht mehr der Fall sein wird. Das wäre eine erste logische Konsequenz aus der Niederlage - unbedingt notwendig, wenn man nicht noch mehr Boden im Kampf um das Saisonziel verlieren möchte. Hektik oder Panikmache sei fehl am Platze, sagte Präsident Uwe Leonhardt. Es werde weiter zielstrebig in Aue gearbeitet, wozu auch die sachliche Verarbeitung einer Niederlage gehöre.