Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1993/94

Spielbericht

10. Spieltag - Samstag, 30.10.1993 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - FC Sachsen Leipzig 3:1 (1:1)

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jan Schmidt, Volker Schmidt, Moudachirou Amadou - Frank Rietschel, Maik Faßl, Ronald Färber, Boris Lucic - Mirko Ullmann, Mirko Reichel, Daniel Sonner (86. Milan Havlik); Trainer: Lutz Lindemann

FC Sachsen Leipzig: Daniel Fröhlich - Frank Nierlich (73. Ralph Vogel), Dirk Weitze (73. Jörg Kallenborn), Dirk Pfitzner, Jörg Wunderlich, Ronald Kreer - Frank Rederer, Steffen Hammermüller, Jens König - Uwe Saalbach, Hans-Jörg Leitzke; Trainer: Eduard Geyer

Tore: 0:1 Hans-Jörg Leitzke (14.); 1:1 Mirko Ullmann (15.); 2:1 Mirko Ullmann (46.); 3:1 Boris Lucic (50.)

Schiedsrichter: Dittmar May (Thale)

Zuschauer: 3000

Gelbe Karte: Frank Rietschel, Mirko Ullmann, Mirko Reichel / Dirk Pfitzner, Jörg Wunderlich

Gelb/Rote Karte: Jan Schmidt (84.) / -

Sachsenderby der Spitzenklasse

Mit dem Gastgeber und dem Kontrahenten aus Leipzig stellten sich am Sonnabend zwei Teams vor, deren Ausgangspositionen klar vorbestimmt waren. Beide mußten punkten, um in der Spitzengruppe zu verbleiben und das Ziel - Qualifikation für die Regionalliga - zu untermauern. Beiderseits offensives Spiel trug diesem Unterfangen Rechnung. Die erste klare Chance hatte die Erzgebirgself. Doch Aues Mittelstürmertalent Ullmann verfehlte in der fünften Minute nach Paß von Lucic das Gästetor, als er den Ball am herausstürzenden Leipziger Torwart Fröhlich vorbeischob. Besser verwertete dann die Sachsenelf ihre erste Chance. In der 14. Minute stieg Leitzke nach einer Freistoßflanke von Hammermüller im Auer Strafraum hoch und köpfte das Leder scharf ins Gehäuse. Ärgerlich für seinen Gegenspieler Amadou, dessen einziger Fehler im gesamten Spiel damit hart bestraft wurde. Denn sonst hatte der Auer Manndecker die gefährliche Sturmspitze der Gäste sicher im Griff.

Aues zweifacher Torschütze Mirko Ullmann (hinten im Abdrehen) hat soeben Leipzigs Torhüter Daniel Fröhlich überwunden. Foto: Frank Kruczynski

Im Duell der Mittelstürmer Leitzke und Ullmann glich der Auer bereits im Gegenzug aus, als er eine Minute nach der Leipziger Führung mit einem attraktiven Treffer das 1:1 erzielte. Lucic hatte ihn in Höhe des Leipziger Strafraumes per Kopf angespielt. Im Kampf mit seinem Gegenspieler Pfitzner behielt Ullmann die Oberhand und konnte den Ball mit sehenswertem Seitfallzieher an Verteidiger und Torwart vorbei im Tor unterbringen. In der Folgezeit lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch, der keiner Mannschaft einen entscheidenden Vorteil brachte. Lediglich Standardsituationen bei Kopfbällen von Ullmann (38.) und J. Schmidt (41.) schufen Torgefahr. Ansonsten standen beide Abwehrreihen sicher und ließen keine nennenswerten Chancen mehr zu.

Das änderte sich schlagartig nach Wiederanpfiff zugunsten der Heimmannschaft. Bereits nach 28 Sekunden zappelte der Ball im Leipziger Netz. Wieder war es Ullmann, diesmal nach Vorarbeit von Faßl, der seinen Gegenpart Pfitzner an der Leipziger Strafraumgrenze versetzte und im Fallen plötzlich abzog. Da dem Torwart die Sicht etwas versperrt war, hatte er keine Chance, diesen scharfen Flachschuß noch abzuwehren. Die Gäste, durch das 2:1 verunsichert, sahen sich nun arg bedrängt. Denn Aue versuchte, mit enormem Druck nach vorn die Vorentscheidung zu erzielen. Die gelang in der 50. Minute. Sonner setzte sich auf der rechten Seite durch, seine plazierte Grundlinienflanke verwertete Lucic mit Flugkopfball aus Nahdistanz zum umjubelten 3:1.

Die Gäste fanden erst nach und nach und nach wieder Bindung zum Spiel. Erst Mitte der zweiten Halbzeit gelang es ihnen, einige gefährliche Angriffe zu inszenieren. So mußte der erneut überzeugende Amadou im letzten Moment gegen Leitzke klären (68. Minute) und V. Schmidt zwei Minuten später einen Ball von der Torlinie schlagen. Eine Wende konnten die Sachsen allerdings nicht mehr erzwingen. Aufregung gab es nochmal in der 84. Minute, als der Schiedsrichter eine Attacke von Jan Schmidt mit Gelb-Rot ahndete. Eine völlig überzogene Entscheidung, denn beide Teams lieferten ein Spitzenspiel mit rassigen Zweikämpfen. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 01.11.1993

Rätselhaftes Farbenspiel

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Wie schon im Spiel gegen Zwickau hatte die Auer Elf auch am Sonnabend keine Lobby beim Schiedsrichter. Erneut traf es mit Jan Schmidt einen Akteur des FC Erzgebirge, der das Spielfeld vorzeitig verlassen mußte. Und wieder war diese Entscheidung sehr umstritten. Ein sogenanntes "Allerweltsfoul" wurde ohne jegliches Fingerspitzengefühl entschieden zu hart geahndet. Übrigens weiß inzwischen jeder Kreisklassenspieler, daß man vor der Gelb-Roten Karte erst die Gelbe Karte sehen muß. Und das war bei Jan Schmidt nicht der Fall. Also ein klarer Regelverstoß des Unparteiischen. Es bleibt also interessant, wie in diesem Fall über das Strafmaß entschieden wird. NOFV-Spielbeobachter Rose erklärte zur Pressekonferenz, daß er den Vorgang ebenso rätselhaft empfunden hat, wie die Zuschauer. Übrigens: Detlef Müller erhielt nach seinem Feldverweis in Zwickau lediglich einen Spieltag Sperre. Eine gerechte Entscheidung des Sportgerichtes. Bei der Beurteilung der Situation wurde diesmal sogar ein Auer Video zugelassen, aus dem hervorging, daß der Referee Müllers "Tätlichkeit" offensichtlich falsch interpretiert hat. Schiedsrichter stehen immer in der Kritik, haben gute, aber auch schlechte Tage beim Amtieren auf dem Spielfeld. Es ist dem Referee, der das Spiel in Zwickau leitete, hoch anzurechnen, daß er seine Entscheidung revidierte. Bleibt zu hoffen, daß auch der junge Schiedsrichter Dietmar May aus Thale ähnlich zu seiner Leistung steht und das rätselhafte Farbenspiel selbst unter einem kritischen Blickwinkel sieht. Auch ein Schiedsrichter begeht Fehler und keiner wird es ihm verübeln, wenn er sie auch eingesteht. Denn ohne Schiri gebe es schließlich keinen Fußball.