Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1993/94

Spielbericht

15. Spieltag - Samstag, 18.12.1993 - 13:30

FC Erzgebirge Aue - Wacker Nordhausen 2:2 (0:1)

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Detlef Müller, Thorsten Pöhland, Moudachirou Amadou - Frank Rietschel (56. Jens Möckel), Maik Faßl (81. Ronny Thielemann), Daniel Sonner, Boris Lucic - Mirko Ullmann, Mirko Reichel, Jan Schmidt; Trainer: Lutz Lindemann

Wacker Nordhausen: Henry Cott - Jens Eisenschmidt, Marco Meldau, Frank Schneider, Marko Große, Jens Ludwig, Sasa Paska, Andreas Gogsch, Ingo Görke - Ralf Gerlach - René Kiel; Trainer: Klaus-Dieter Koschlik

Tore: 0:1 Andreas Gogsch (43.); 0:2 Frank Schneider (50.); 1:2 Mirko Reichel (88.); 2:2 Mirko Reichel (Foulelfmeter, 90+1.)

Schiedsrichter: Jörg Keßler (Wogau)

Zuschauer: 1000

Gelbe Karte: Maik Faßl, Mirko Ullmann / Ralf Gerlach, Andreas Gogsch

Rote Karte: - / Ingo Görke (36.)

Aues furioser Sturmlauf gegen die (Spiel)Zeit

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge beendet die Erzgebirgself aus Aue die diesjährige Punktspielserie und geht in die Winterpause. So büßten die Veilchen am Sonnabend einen nicht eingeplanten Heimpunkt gegen einen vermeintlichen Außenseiter ein. Nach dem Verlauf der Begegnung zwischen dem FC Erzgebirge Aue und dem FSV Wacker 90 Nordhausen muß man jedoch von einem glücklichen Punktgewinn gegen Ende der Partie sprechen.

Kraftvoller Kopfball von Jan Schmidt (Aue). Foto: Frank Kruczynski

Die Platzbesitzer ergriffen sofort die Initiative, bestimmten klar das Spielniveau und erarbeiteten sich in der Anfangsviertelstunde einige gute Chancen. So scheiterte Sonner an Gästetorwart Cott aus Nahdistanz, Jan Schmidt verfehlte nur knapp den Pfosten des Nordhausener Tores, und ein 25-Meter-Freistoß von Reichel strich geradeso über die Querlatte des Gästegehäuses. Die Gästeelf begann sehr defensiv und beschränkte sich auf das Verengen der Räume in der eigenen Spielhälfte, um die Auer Mannschaft aus ihrem Spielkonzept zu bringen. Dennoch gab es weitere gute Möglichkeiten für die Lindemann-Schützlinge. In der 20, Spielminute köpfte Jan Schmidt nach einer Reichel-Ecke wieder nur knapp neben das Wacker-Tor. Spätestens nach einem Faßl-Drehschuß aus knapp zwanzig Metern, kurz danach, zeigte sich, daß Nordhausen in Ersatztorwart Henry Cott einen sehr guten Keeper zwischen den Pfosten stehen hatte. Den schwer zu haltenden, scharfen Schuß lenkte Cott mit guter Parade zur Ecke.

Mitte der ersten Halbzeit versuchten die Gäste, mit zum Teil härterer Gangart den Auer Spielrhythmus zu stören. Dennoch war der Feldverweis des Nordhausener Stürmers Görke in der 36. Minute eine sehr harte Entscheidung des ansonsten aufmerksam leitenden Referees aus Jena. Der Wackerspieler hatte Reichel in der Mittelfeldzone gefoult. Obwohl der Ball bereits gespielt war. Eine Minute vor der Halbzeitpause bot sich für die Gäste nach einem Eckball ihre erste Chance - und die Nordhausener nutzten sie prompt zum Führungstor. Nach einem Preßschlag zwischen Gogsch und einem Auer Verteidiger im Fünf-Meter-Raum senkte sich der Ball zum Entsetzen der Auer Spieler ins eigene Netz.

Zwei Minuten nach Wiederbeginn bot sich für Jan Schmidt die Riesenchance zum Ausgleich, doch den Kopfball des Auers konnte der überragende Gästetorwart mit einer Reflexbewegung an die Querlatte lenken. Kurze Zeit später kam der agile Wacker-Stürmer Schneider in Höhe der Mittellinie zum Ballbesitz. Er nutzte eine Unstimmigkeit der FCE-Abwehr und zog in Richtung Auer Tor davon. Bemerkenswert nervenstark "tunnelte" Schneider den erfahrenen Weißflog und schob flach, aus etwa zehn Metern Entfernung, zum 0:2 ins Gastgebertor. Zwei Chancen - zwei Tore!

Eine bis dahin hundertprozentige Chancenverwertung der Gäste erzeugte nun einen einzigen Sturmlauf der Platzbesitzer. Trotz des am Ende 18:2-Eckenverhältnisses be- hielten die in Unterzahl aufopferungsvoll kämpfenden Wackerspieler den Kopf oben. Gute Chancen durch Kopfbälle von Ullmann und Jan Schmidt sowie Schüsse aus Nahdistanz, von Lucic und Amadou, brachten nicht den längst verdienten Anschlußtreffer für die Erzgebirger.

Mitte der zweiten Halbzeit glänzte erneut Nordhausens bester Akteur, Torwart Cott, als er binnen zwei Minuten gleich zwei Riesenchancen von Ullmann und Jan Schmidt mit Reflexparaden vereitelte. Trotz Dauerdrucks rannte den Auer Aktiven nun die Zeit davon. Doch in dem Moment, als sich viele Betrachter des Spiels bereits mit einer schmerzlichen Niederlage abgefunden hatten, traf Reichel mit Volleyschuß nach Kopfballablage von Jan Schmidt zum längst überfälligen Anschlußtor. Ehe sich die nun kopflos gewordene Nordhausener Abwehr ordnen konnte, wurde der nie erlahmende Kampfgeist der Lindemann-Schützlinge doch noch mit dem 2:2-Ausgleich belohnt. Ein Gästeverteidiger foulte im Strafraum den formverbesserten Sonner, und Reichel behielt einen klaren Kopf bei der Verwandlung des fälligen Foulstrafstoßes. So fand dieses "Nervenspiel" doch noch einen versöhnenden Abschluß, der den Auer Fußballern alle Möglichkeiten zum etwaigen Staffelsieg offen läßt. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 20.12.1993

Fußball pur

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Eine lobenswert sachliche Spieleinschätzung gab Gästetrainer Klaus-Dieter Koschlick zur Pressekonferenz nach dem Spiel Aue gegen Nordhausen ab. Er spendierte seiner Elf ein Lob und freute sich über den Punktgewinn, der trotz Unterzahl gegen einen Staffelfavoriten erkämpft wurde. Dabei ließen temperamentvolle Auftritte des Coachs gegen Spielende an der Seitenlinie eine "Schimpfkanonade" gegen den Schiedsrichter erwarten. Doch Koschlick suchte die Schuld bei den Fehlern seiner Elf und nahm die Entscheidungen des Referees, plus verhängten Foulstrafstoß, in der Nachspielzeit als Tatsachenentscheidung hin. Erstaunen gab es auch, als er sich für die defensive Spielart seiner jungen Elf entschuldigte, weil seine nominellen Stürmer nicht einsetzbar sind. Nordhausens Trainer schätzte richtig ein, daß der Punktgewinn ein großer Verdienst seines sehr guten Torwarts Cott war. Aues Trainer Lutz Lindemann kam nicht umhin, die Leistungen des Gegners (über längere Zeit mit zehn Aktiven spielend) anzuerkennen. Die Ursache für den Punktverlust sei im Fehlen des früh möglichen Auer Tores zu suchen. So habe sich seine favorisierte Elf im weiteren Spielverlauf sehr schwer getan.

Daß die Moral in der Truppe stimmt, beweist laut Lindemann die Schlußphase. So muß man über den Punktgewinn froh sein. Eine zutreffende Spieleinschätzung des Trainers. Wer hätte wohl fünf Minuten vor Schluß noch an ein Unentschieden geglaubt? Es hat sich bewahrheitet, daß ein Spiel erst mit dem Schlußpfiff beendet ist. Und hier hakte sich Trainer Lindemann wieder ein und gab an das Auer Publikum, das seine Elf auch in schwierigen Phasen voll unterstützte, ein Riesenkompliment weiter.

Im Kampf der Auer um den Staffelsieg dürfte es noch viele ähnliche Situationen geben. So manches Nervenkostüm wird hohen Anforderungen standhalten müssen. Man stelle sich dieser Aufgabe, versicherte FCE-Präsident Uwe Leonhardt, und werde die Winterpause nutzen, um wieder Kraft zu schöpfen. Dazu wünschen wir auch im neuen Jahr alles Gute!