Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Oberliga Nordost, Staffel Süd 1993/94

Spielbericht

17. Spieltag - Samstag, 05.02.1994 - 14:00

1. FC Markkleeberg - FC Erzgebirge Aue 1:0 (1:0)

1. FC Markkleeberg: Mirko Müller - Vidmantas Vysniauskas, Steffen Kurtz, Jens Thiemig - Ronald Werner, Mike Geppert, Vladislav Novikov, Torsten Winkler - Frank Turnier (88. Tilo Schulz), Felix Oehmig, Steffen Funke; Trainer: Hans-Bert Matoul

FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Jan Schmidt, Detlef Müller, Moudachirou Amadou - Frank Rietschel (58. Jörg Leonhardt), Frank Wimberger, Ronald Färber, Boris Lucic - Mirko Ullmann, Mirko Reichel, Maik Faßl (46. Daniel Sonner); Trainer: Lutz Lindemann

Tore: 1:0 Felix Oehmig (3.)

Schiedsrichter: Jörg Toschek (Berlin)

Zuschauer: 850

Gelbe Karte: Ronald Werner / Jan Schmidt, Moudachirou Amadou

Rote Karte: Vladislav Novikov (10., Tätlichkeit) / -

Schade! Aue verpaßt Zug zur Tabellenspitze

Lutz Lindemann traf nach dem Spiel den Nagel auf den Kopf, als er seinen Spielern einen regelrechten Markkleeberg-Komplex anheftete. Der Spielausgang, mit der erneuten 1:0-Niederlage, und vor allem die Spielweise der Auer berechtigten zu dieser drastischen Vermutung.

Dabei standen die Vorzeichen günstig für die Erzgebirger. Eine durchaus gelungene Vorbereitung und eine numerische Überlegenheit auf den Zuschauertraversen stimmten optimistisch. Außerdem wurde vor Spielbeginn bekannt, daß mit Zötzsche ein wichtiger Abwehrspieler der Gastgeber wegen Verletzung nicht spielen konnte. Also mußte man davon ausgehen, daß mit dem Fehlen des Auer Liberos Volker Schmidt zumindest im Abwehrbereich Chancengleichheit gegeben war. Es stand außer Frage, daß für beide Teams bei diesem Treffen viel auf dem Spiel stand. Markkleeberg brauchte unbedingt beide Punkte, um das Ziel - Aufstieg in die Regionalliga - zu schaffen. Während die Lindemann-Elf mit einem Doppelpunktgewinn ihre Chance zum Angriff auf die Tabellenspitze suchen wollte. Unverständlich blieb deshalb der Start der Gäste.

War es Sorglosigkeit oder gar Überheblichkeit, was die zeitige Führung der Platzherren ermöglichte? Bereits in der dritten Minute schlug es im Auer Tor ein, das wieder von Weißflog gehütet wurde. Wimberger, gleich von zwei Markkleeberger Spielern hart bedrängt, verlor in der eigenen Hälfte das Le- der. Die Eingabe aus halbrechter Position konnte der äußerst agile Oehmig, völlig ungedeckt am linken Strafraumeck, per Hechtflug mit dem Kopf ins Auer Tor befördern. Ein überraschender Treffer mit Langzeitwirkung, wie der weitere Spielverlauf zeigen sollte. Fast im Gegenzug gab es eine ähnliche Situation für Aue. Doch Jan Schmidt, ebenfalls mit Hechtflugkopfball, fand seinen Meister im sehr sicheren Torwart der Platzbesitzer, Müller. Bereits nach zehn Minuten mußten die Gastgeber mit zehn Feldspielern weiterspielen, da Novikow wegen Tätlichkeit an Ullmann des Feldes verwiesen wurde. Was nun folgte, war ein einziger Sturmlauf der Auer Mannschaft. Leider wurde die alte Fußballweisheit, daß es gegen zehn Spieler meistens schlechter läuft, an diesem Tag erneut aus Gästesicht bestätigt. Markkleeberg, mit dem Vorsprung im Rücken, fühlte sich in seiner Rolle wohl. Aus einem massiven Abwehrbollwerk heraus wurden immer wieder gefährliche Konter, vornehmlich über Oehmig und Turnier, gestartet. Die Auer Spieler, durch die anfänglichen harten Attacken der Platzherren sichtlich vom Spielkonzept abgekommen, fanden nie ihren gewohnten Spielrhythmus und trugen ihrer Angriffe kopflos vor.

Zwar gab es gute Chancen durch Distanzschüsse von Färber und Reichel, auch Jan Schmidt versuchte sich mit gekonnten Fallrückzieher. Aber letztlich konnte trotz drückender Überlegenheit kein Treffer vor der Pause erzielt werden. Da zum Unvermögen im Sturmbereich auch noch fehlendes Glück dazukam, als ein Markkleeberger Verteidiger in der 45. Minute für seinen bereits geschlagenen Torwart vor der Torlinie rettete, konnte man auch für die zweite Halbzeit nichts Gutes ahnen.

Die zweite Spielhälfte brachte anfangs noch einige Riesenchancen. So verpaßte Lucic in aussichtsreicher Lage eine Kopfballvorlage von Jan Schmidt, und ein 25-Meter-Schuß von Färber knallte nur an den Pfosten des Gastgebertores. Die größte Chance für den FC Erzgebirge Aue gab es in der 56. Spielminute, als sich Lucic im gegnerischen Strafraum durchsetzte und Sonner unter Bedrängung nur die Querlatte von Markkleeberg traf. Augenscheinlich bereits zu diesem Zeitpunkt war, daß Aue seine Angriffe zu sterotyp vortrug und immer wieder mit hohen Flanken in den gegnerischen Strafraum aufwartete. Grundliniendurchbrüche mit exakten Eingaben sowie mutige Tripplings in den Markkleeberger Strafraum blieben Mangelware, so daß die aufopferungsvoll kämpfende Abwehr der Randleipziger stets Herr der Lage blieb. Selbst ein in den letzten Spielminuten mitstürmender Jörg Weißflog konnte am Ende diese schmerzliche Niederlage nicht verhindern. Schade, damit dürfte der Zug in Richtung Tabellenspitze endgültig abgefahren sein. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 07.02.1994

Sorgen

Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann

Riesenenttäuschung auf Auer Seite nach dem verlorenen Spiel in Markkleeberg prägte das Bild im Zentralsportpark. Die einen waren sprachlos, während andere meinten, daß es eine solche Spielweise nicht verdient, höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Dann gab es noch wenige unverbesserliche Fußballrowdys, die glaubten, ihren Unmut mit sinnloser Zerstörungswut loszuwerden. Trainer Lindemann distanzierte sich von dieser Minderheit und lobte die Unterstützung der vielen echten Fans. Der Coach konstatierte enttäuscht, daß der Einstieg ins Punktspielgeschehen erneut Ernüchterung brachte. Vielen Spielern sah man an, daß sie den psychologischen Druck des Gewinnen-Müssens nicht verkrafteten.

Einerseits die Erfolge in der Vorbereitungsphase und andererseits das harte Kämpfen im Punktekampf zu verkraften und richtig einzuordnen, erfordere gestandene Männer und setze auch Erfahrung voraus. Dazu sei aber seine Elf noch nicht in der Lage, zumal sie in dieser Zusammensetzung noch zu wenig harmoniere, meinte der Trainer. Hans-Bert Matoul vom Gastgeber verhehlte nicht, daß Markkleeberg mit viel Glück diesen Sieg verteidigt habe. Das Glück habe nur der Tüchtige; da ist der Coach selbst überrascht gewesen über die lange vermißte Kampfmoral seiner Elf.

Schmerzlich aus Auer Sicht, daß im Fußball nur Tore zählen. Der Trainer wird es nicht leicht haben, das angekratzte Nervenkostüm wieder in Ordnung zu bringen. Doch noch ist das Ziel, die Regionalliga zu schaffen, unter Dach und Fach zubringen. Viele Zuschauer sollten ihrer Mannschaft zur Seite stehen, auch nach dem verpatzten Punktspielstart mit der Riesenernüchterung.