FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Jörg Palke, Maik Faßl (60. Enrico Heim), Moudachirou Amadou - Jens Kempe, Jens Haustein, Ronny Thielemann, Jan Schmidt, Daniel Sonner - Jörg Leonhardt (46. Mirko Ullmann), Danilo Kunze; Trainer: Lutz Lindemann
Hertha BSC II: Manuel Greil - Tobias Mielke, Carsten Gebell, Ali Moustapha - Wolfgang Kolczyk, Mario Dzajic, Markus Stern, Oliver Holzbecher, Ayhan Gezen - Christian Fährmann (83. Zoran Milinkovic), Goya Jaekel (75. Jan Dohrwardt); Trainer: Jochem Ziegert
Tore: 0:1 Christian Fährmann (78.)
Schiedsrichter: Jörg Keßler (Wogau)
Zuschauer: 2000
Gelbe Karte: Jan Schmidt, Daniel Sonner, Ronny Thielemann / Ayhan Gezen, Tobias Mielke
Vergebener Elfmeter: Daniel Sonner (13., Latte) / -
Ohnmächtige Veilchen ernten Pfiffe von Fans
Für ihre miserable Vorstellung bei der 0:1 -Niederlage gegen die Amateure von Hertha BSC erhielt die Mannschaft des FC Erzgebirge Aue Pfiffe und Buhrufe beim Abgang. Das gab es seit Jahren nicht im Auer Erzgebirgsstadion. Was die Veilchen an diesem Tag ihrem sonst überaus treuen Publikum boten, war Ohnmacht-Fußball in Vollendung.
Präsident Uwe Leonhard reagierte auf der anschließenden Pressekonferenz sofort: " Wir sind heute im Prozeß unseres Aufbaues gravierend gestört worden. Rückwirkend wird es sofort Einschnitte geben. Wir werden gnadenlos durchziehen. Eine solche Leistung kann man niemand anbieten." Trainer Lutz Lindemann übernahm für die miserable Vorstellung die Verantwortung. "Daß wir zu Beginn zwei 100prozentige Chancen ausließen, dafür habe ich keine Schuld, aber alles andere nehme ich auf meine Kappe. Dieses Spiel schadet dem Ruf unseres Vereins."
Kein Durchkommen. Aues Daniel Sonner wird von Herthas Amateur Ayhan Gezen gestoppt. Foto Kruczynski
Vielleicht wäre die Partie auch völlig anders verlaufen, wenn Daniel Sonner seine Möglichkeiten in den ersten Minuten besser genutzt hätte. Mit einem Kopfball traf der Engländer nur den Pfosten (10.). Als zwei Minuten später Jens Kempe im Berliner Strafraum zu Fall gebracht wurde, jagte Sonner den fälligen Elfmeter an die Latte. Was danach aus Auer Sicht geschah, glich einem Trauerspiel. Bis zum Halbzeitpfiff brachten die Veilchen überhaupt kein Bein auf das andere.
Nach dem Seitenwechsel mit dem starken Wind im Rücken bauten die Platzbesitzer noch mehr ab. Für den enttäuschenden Leonhardt kam Ullmann (46.). Dieser war ebenfalls ein Schatten seiner selbst. Bis auf Kempe und Kunze fehlte bei allen anderen Feldspielern auch das kämpferische Aufbegehren. Die junge Berliner Truppe (Durchschnittsalter 20 Jahre) machte es weitaus besser. Köpfte Christian Fährmann in der 55. Spielminute den Ball noch an den Pfosten, so ließ der gleiche Spieler drei Minuten später Beuckert im Auer Gehäuse keine Chance. Libero Maik Faßl hatte die Gäste mit einem klassischen Fehlabspiel in die Vorhand gebracht. Nach dem 0:1 hatte Fährmann sogar das zweite Tor machen müssen. Im Anschluß an ein beherztes Solo jagte der Berliner die Kugel an die Lattenunterkante. Bei Aue blieb bis zum Schlußpfiff alles Stückwerk, kein Aufbäumen, keine gelungene Aktion. Lothar Bösecke, Freie Presse, 20.03.1995
Ohnmachtsfußball
Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann
So und nicht anders bezeichnete Trainer Lutz Lindemann die Leistung seiner Elf nach dem Spiel gegen die Amateure der Hertha. In der Tat, was seine Männer die 90 Minuten boten, kann man nur als miserabel bezeichnen. Dabei waren die Gäste aus Berlin mit dem Ziel nach Aue gekommen, einen Punkt zu ergattern. Das es am Ende gar ein Doppelpunktgewinn wurde, so Gästetrainer Joachim Ziegert, habe sich seine Elf redlich verdient. Allerdings gegen eine auch für ihn enttäuschend schwache Gastgeberelf.
Wenn im Erzgebirgsstadion der seltene Fall eintritt, daß nach dem Spiel Pfiffe, selbst von der Tribüne erklingen, ist Alarmstufe eins angesagt. Und genau hier ist das Präsidium auf den Plan gerufen, Präsident Uwe Leonhardt sprach klare Worte, als er betonte, daß die "heutige Leistung der Mannschaft" klare Konsequenzen nach sich ziehe. "Der Prozeß des langfristigen Aufbaues des Fußballs in Aue wurde mit diesem Tag erheblich gestört", erklärte Leonhardt. Das Präsidium werde rückwirkend deutliche Einschnitte veranlassen und entsprechende Aussprachen zu den Verträgen, die momentan im Hinblick auf die neue Saison anstehen, richtig einzuordnen wissen.
Trainer und Manager Lutz Lindemann und das gesamte Präsidium sind sich einig, daß vor allem die treue Anhängerschar und natürlich auch die über 100 Sponsoren diese Art von Fußball nicht verdient haben. Nun kann man sicher auch mal verlieren. Aber die Art und Weise einer Niederlage ist entscheidend. Manchmal sucht man die Schuld bei einer vermeintlichen Fehlleistung des Schiedsrichters oder bemüht fehlendes Glück als Entschuldigung. Doch beides traf am Sonnabend nicht zu! Wer aufmerksam die Begegnung des FC Erzgebirge verfolgte, wird genaue Ursachen auf dem Feld beobachtet haben. Und die sind dies- mal klar auf Seiten des Platzbesitzers zu suchen. Die Mannschaft wird zeigen müssen (am 25. März in Brandenburg), ob sie aus dieser Niederlage die entsprechenden Lehren gezogen hat! Jürgen Ullmann, Freie Presse, 20.03.1995
Programm
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