Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1997/98

Spielbericht

3. Spieltag - Samstag, 09.08.1997 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - EFC Stahl 0:2 (0:1)

FC Erzgebirge Aue: Dirk Böhme - Enrico Barth, Dirk Rettig, Jörg Palke - Udo Tautenhahn, Ronny Thielemann, Udo Fankhänel, Carsten Romanowsky (46. Ervin Skela), Dirk Hempel (65. Gentian Stojko) - Sven Kubis (46. Vitas Rimkous), Mike Sadlo; Trainer: Lutz Lindemann

EFC Stahl: Robert Reschke - Sascha Geister, Jörg Weber, Jörg Bartz - Frank Bartz, Badri Danelia, Mike Klenge, Björn Kremser, Ulf Wiemer - Silvio Schade (34. Thomas Schwöbel), Boniface Okafor (57. Dennis Mielke, 82. László Takács); Trainer: Harry Rath

Tore: 0:1 Jörg Weber (25.); 0:2 László Takács (88.)

Schiedsrichter: Christian Sax (Berlin)

Zuschauer: 2000

Gelbe Karte: Enrico Barth, Dirk Rettig / Badri Danelia, Boniface Okafor, Frank Bartz

Rote Karte: Ervin Skela (57., grobes Foulspiel) / Thomas Schwöbel (48., Tätlichkeit)

Rätselraten um Aues tiefe Krise

Präsident stützt Trainer

Der FC Erzgebirge Aue steckt in einer tiefen sportlichen Krise. Nach einer desolaten Leistung verloren die Veilchen am Samstag ihr Heimspiel in der Fußball-Regionalliga gegen den Eisenhüttenstädter FC Stahl mit 0:2 und waren damit noch gut bedient. Vor allem in der Schlußphase hatten die Auer nichts mehr entgegenzusetzen, während die Konter der Gäste wie Nadelstiche wirkten.

Eine Erklärung für das Durcheinander auf dem Platz hat niemand. Wortlos, höchstens achselzuckend und voller Scham verzogen sich die meisten Spieler in die Kabine. "Wir sind Auer und ihr nicht", schallte es von den Rängen. Die Enttäuschung sitzt tief. Denn nicht allein das Resultat, mehr noch wie es zustande kam, verärgerte die Anhänger. Kaum sehenswerte und durchdachte Spielzüge sowie eine katastrophale Chancenverwertung kennzeichneten den Auer Auftritt. "Der Fitneßzustand der Mannschaft ist erschreckend", zeigte sich Vizepräsident Helge Leonhardt bestürzt. Und Präsident Uwe Leonhardt sieht "einen krassen Widerspruch zwischen den wirtschaftlichen Gegebenheiten im Verein und den sportlichen Leistungen".

Aues Udo Tautenhahn (Mitte) im Zweikampf mit Jörg Bartz aus Eisenhüttenstadt. Stahl-Keeper Reschke braucht nicht einzugreifen. Foto: Gläser

Trainer Lutz Lindemann hatte nach dem Fehlstart personelle Konsequenzen gezogen, stellte Dirk Rettig auf die Liberoposition und verbannte Torhüter Sven Beuckert auf die Bank. Dafür rückte Udo Tautenhahn ins defensive Mittelfeld, und Keeper Dirk Böhme kam zu seinem ersten Regionalliga-Einsatz. Ausgerechnet sein halbherziges Eingreifen ebnete den Gästen den Weg zur Führung, als der lange Jörg Weber, bester Mann auf dem Platz, einen Einwurf mit dem Hinterkopf verwandelte. "Vielleicht war ich in meinem ersten Spiel doch zu aufgeregt. Ich war mir sicher, daß ich den Ball bekomme", haderte Böhme, der den Gegentreffer auf seine Kappe nehmen muß. Zwei Minuten zuvor vergab Sven Kubis nach der schönsten Kombination des FCE freistehend aus sieben Metern.

Hoffnung keimte noch einmal nach der roten Karte für Thomas Schwöbel unmittelbar nach Wiederanpfiff. Das Überzahlspiel des FCE war aber nur von kurzer Dauer, dann sah Ervin Skela nach einem harmlosen und unbeabsichtigten Foul ebenfalls Rot. Eine klare Fehlentscheidung von Schiedsrichter Christian Sax aus Berlin. Aber selbst Trainer Lindemann sah darin nicht die Ursache für die Niederlage: "Klar hat uns das geschwächt, denn Skela sollte den tödlichen Paß spielen. Aber das ist unwichtig, wir haben ganz andere Probleme." In der Schlußphase rettete Stahl-Keeper Robert Reschke mit einer Glanzparade nach einem Kopfball von Enrico Barth seiner Elf die Führung, während Laszlo Takacs einen der immer gefährlicher werdenden Konter der Gäste zum 2:0 nutzte.

"Ich habe schon viel erlebt, aber dieses Tal ist für mich persönlich ganz besonders tief. Als Trainer habe ich diese Leistung zu verantworten. Da gibt es nichts zu beschönigen", sagte Lindemann nach dem Spiel. Präsident Uwe Leonhardt: "Wir werden unseren Kurs überdenken, aber den FCE nicht in Frage stellen. Ich werde den Trainer in den nächsten zehn Tagen vor dem Spiel in Chemnitz stützen." Uli Steudel, Freie Presse, 11.08.1997