Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1998/99

Spielbericht

11. Spieltag - Samstag, 17.10.1998 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - FSV Zwickau 3:0 (1:0)


FC Erzgebirge Aue: Rüdiger Huster - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn, Steven Zweigler - Ronny Thielemann, Enrico Barth, Sven Bagemiel (69. Holger Hasse), Borislav Tomoski (85. Rico Reinold), Valeriy Lakhmay - Uwe Kramer (89. Ronny Kretschmer), Maik Eidtner; Trainer: Frank Lieberam

FSV Zwickau: René Groß - Andre Barylla (88. Andreas Hoppe), Holm Pinder (46. Peter Keller), Jens Feix (75. Ronny Jank) - Frank Nierlich, René Beuchel, Heiko Cramer, Torsten Ziegner, Ondrej Danko - Veselin Popovic, Rocco Milde; Trainer: Hans-Jürgen Dörner

Tore: 1:0 Uwe Kramer (41.); 2:0 Uwe Kramer (68.); 3:0 Ronny Thielemann (76.)

Schiedsrichter: Lutz-Michael Fröhlich (Berlin)

Zuschauer: 7800

Gelbe Karte: Hagen Schmidt (5.), Udo Tautenhahn (4.), Maik Eidtner (4.) / Rocco Milde

Gelb/Rote Karte: - / Ondrej Danko (79., wiederholtes Foulspiel)

Auer Konter wie Nadelstiche

FC Erzgebirge bezwingt FSV Zwickau mit 3:0 (1:0) - 84. Westsachsen-Derby fair und friedlich

Blick in die Auer Fankurve kurz vor dem Spiel. Foto: Archiv Burg

Alles war angerichtet für ein leckeres Fußballfest: Ein herrlicher Herbsttag, friedliche Fans im offiziell mit 7800 Zuschauern gefüllten Erzgebirgsstadion. Und doch schien am Ende die Sonne nur für eine Mannschaft - für die Gastgeber. 3:0 (1:0) bezwangen die Veilchen den Erzrivalen aus Zwickau. Auch FSV-Trainer Hans-Jürgen Dörner sprach nach der deutlichen Niederlage nicht um den heißen Brei herum: "Gratulation für diesen hervorragenden Sieg, der auch in dieser Höhe verdient war. Ich bin enttäuscht, denn wir hatten in 90 Minuten nicht die Spur einer Chance, das Ergebnis zu kippen."

Was, die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit ausgenommen, 100 Prozent stimmte. Nach dem Pausentee versuchten die Gäste, den Rückstand wettzumachen. Doch Rocco Mildes Schuß aus der Drehung (50.) fand das Ziel ebenso nicht wie der Kopfball von Jens Feix (57.). In dieser Szene sah der Manndecker den besser postierten Milde nicht. Zu allem Unglück hatte sein kleinerer Gegenspieler Uwe Kramer bereits das 1:0 per Kopf (!) kurz vor der Pause markiert. Schließlich entwischte der Stürmer in der 68, Minute zum zweiten Mal und traf im Alleingang zum 2:0. Kurz vorher hatte Milde freistehend aus 14 Metern den Ball nicht richtig getroffen. Zu allem Überfluß übersah wenig später der ansonsten gute Bundesliga-Schiedsrichter Fröhlich (Berlin) ein Handspiel von Aues Tautenhahn im Strafraum, nachdem Zwickaus René Beuchel aus Nahdistanz nur den Pfosten traf. "Als wir mehr und mehr unter Druck gerieten, hat man gesehen, daß wir echte Routiniers im Team haben", schätzte FCE-Trainer Frank Lieberam die heikle Phase ein. So war es kein Zufall, daß der überragende Steven Zweigler den entscheidenden Paß spielte und Kramer seinem wunderschönen Fußballmärchen selbst ein Happy-End bescherte. "Ich muß meinen Spielern ein Kompliment machen, Sie haben alles aus sich herausgekitzelt", freute sich Lieberam.

Das Gegenteil durften die Zwickauer von sich behaupten. Vor allem in der Zweikampfführung stellten sich die Hausherren in der gesamten Partie überlegen dar. "Wir waren viel zu weit weg vom Mann, hatten in der Abwehr oft Unordnung", analysierte Beuchel das Westsachsen-Derby. Der defensive Mittelfeldspieler des FSV erwartet in der Auswertung "zu Recht harte Worte". Dennoch sah der ehemalige Dresdner auch die Auswechslung des verletzten Liberos Holm Pinder nach der Pause als tragischen Moment. "Ich denke, daß es bei uns einfach zu ruhig auf dem Platz war." Zumindest entstand beim 2:0 und auch beim 3:0 durch Ronny Thielemann (76.) der Eindruck, daß der FSV die Veilchen ins Abseits stellen wollte. Doch dem war nach Aussage des eingewechselten Peter Keller nicht so: "Es gab keine Veranlassung dazu. Wir wollten einfach mehr Druck nach vorn entwickeln und den Ausgleich erzielen", berichtete " Kelle".

Ob nun das dritte Tor Abseits war oder nicht, am verdienten Erfolg des FC Erzgebirge ändert es ohnehin nichts. "So ein Tag, so wunderschön wie heute", skandierte die Auer Fangemeinde. Für die Zwickauer blieb an diesem Tau nur der tröstende Gedanke, in der Rückrunde die Chance auf Revanche wahrnehmen zu können und wenigstens in der aktuellen Regionalliga-Tabelle weiterhin vor dem Erzrivalen zu stehen. Thomas Prenzel, Freie Presse, 19.10.1998

Von der Notlösung zum Matchwinner

Zweifacher Torschütze Uwe Kramer von Fans umjubelt

Uwe Kramer. Mann des Tages mit 2 Toren gegen Zwickau! Foto: Kruczynski

Am Ende war es alles ein bißchen viel für Uwe Kramer. Interviews hatte er bisher äußerst selten geben müssen. Doch zu schön war die Geschichte um den 21jährigen, der ausgerechnet im Westsachsen-Derby von der Notlösung zum Matchwinner avancierte. Das hätte sich der Schwarzschopf noch am Morgen nicht erträumt. Um 15.45 Uhr im Erzgebirgsstadion: Kramer wirft sein Trikot mit der Rückennummer 7 in die Fankurve. Die Veilchen-Anhänger skandieren: "Uwe, wir danken dir." In seinem ersten Spiel von Beginn an stellte er mit seinen beiden Toren die Weichen auf Sieg. Er, der eigentlich gelernte Manndecker, verzückte im Stile eines eiskalten Vollblutstürmers die lila Fanschar.

"Ich hatte einen ziemlich hohen Puls beim 2:0 und bin jetzt überglücklich", strahlte der Mann des Tages nach der Partie. Am Vortag hatte er von seinem Einsatz erfahren. Fest stand er in Absprache zwischen Trainer Frank Lieberam und Lutz Lindemann schon am Montag. Im Prinzip hat er seine Chance der Verletzung von Mike Sadlo zu verdanken. "Uwe durfte alle Fehler der Welt machen. Wir wußten aber, daß er eminent fleißig sein wird", erzählte Lindemann. Der Vizepräsident des FCE hatte Kramer letztes Jahr oft beim VfB Auerbach beobachtet. Im Sommer holte er das Talent ins Erzgebirge. Lindemann war gleich angetan vom Sohn des Auerbacher Trainers Volkhardt: "Die Einstellung stimmt bei ihm, und auch die athletischen Voraussetzungen bringt er mit."

Selbst blieb Uwe Kramer nach seiner bis dato sportlich "schönsten Stunde" bescheiden: "Ich hatte sicher einen guten Tag. Aber wir haben als Mannschaft prima zusammengehalten. Nur das zählt", sagte Kramer und lag damit auf einer Wellenlänge mit seinem Coach: "Uwe ist ein offener, sehr ehrgeiziger Spieler. Aber trotz der zwei Tore wollen wir die Kirche im Dorf lassen. Er muß diese Leistung erst bestätigen", meinte Lieberam und fügte an: "Das war eine geschlossene Teamleistung, bei der auch Uwe Kramer überzeugte."

Und wie. Vor allem beim 2:0, als er allein auf FSV-Keeper René Groß zulief und kaltblütig das Leder ins Netz schob, ließ Kramer seinen Stürmerkollegen Maik Eidtner noch blasser aussehen, als dieser ohnehin an diesem Nachmittag war. Und wie lernt man das als Abwehrspieler? "Weiß nicht. Ich kann wahrscheinlich auf allen Positionen spielen", betrieb Uwe Kramer noch ein bißchen Eigenwerbung und vergaß auch nicht, seinem Vater zu danken. "Er war immer mein größter Förderer. Jetzt will ich es in Aue packen und mit dem FCE in der 3. Profiliga spielen", verkündete er selbstbewußt. Sein Vertrag gilt noch für die nächste Saison im Erzgebirge. Aber als was fühlt sich der aus Auerbach stammende Kicker eigentlich? "Schreiben Sie einfach vogtländischer Erzgebirger", gab er dem Autor mit auf den Weg. Der Mann gibt nicht nur seinen Kontrahenten auf dem Rasen Rätsel auf. Thomas Prenzel, Freie Presse, 19.10.1998

Unbekümmerter Kramer

Für den verletzten Sadlo kam bei Aue Kramer (21), es war die einzige Änderung beider zuletzt erfolgreichen Teams. In der ersten halben Stunde passierte nicht viel, weil jeweils die konsequente Manndeckung griff. Dann aber erspielten sich die Erzgebirgler die ersten Chancen durch Tomoski (27./36.). Und kurz vor der Pause trumpfte Debütant Kramer auf, der eine Flanke des überragenden Thielemann per Kopf zur hochverdienten Führung verwertete.

Die zweite Hälfte begann mit der besten Phase der Zwickauer. Ein Kopfball von Feix strich über das Tor (56.), aber Aues Konter trafen die Gäste ins Herz. Zweigler schlug einen 30-Meter-Paß auf den unbekümmerten, frei durchlaufenden Kramer und Thielemann klärte zum 3:0 nach glänzendem Zuspiel von Tomoski. Zwickau verlor insgesamt die entscheidenden Zweikämpfe. Cramer ging als Spielmacher völlig unter. Nur Milde erreichte mit seiner Ballsicherheit Normalform. Mit stehenden Ovationen feierten die Fans die beste Saisonleistung ihres FCE. Bernd Friedrich, Kicker, 19.10.1998

Zwickauer total von der Rolle!

Thielemann und Kramer stark

Im Erzgebirge gehen die Kicker-Uhren endlich wieder richtig: Der klare 3:0-Sieg gegen den ungeliebten Erzrivalen von der Mulde weckte Erinnerungen an beste "Veilchen"-Oberligazeiten im Lößnitztal! Matchwinner Uwe Kramer (zwei herrliche Treffer) wußte bereits seit Dienstag von seinem Glück als Mittelstürmer. Der 21jährige Auerbacher, der in Chemnitz studiert, beim CFC aber nicht gewollt wurde, nach dem "Spiel seines Lebens locker: "Heute hat man gesehen, daß ich vorn und hinten spielen kann" Nur: In der Auer Abwehr war der Vogtländer bisher nur Reservist... Schon verschwunden geglaubte Reserven legte auch Ronny Thielemann frei. Der 24jährige FCE-Kapitän bereitete das erste Tor nicht nur brillant vor, sondern machte den alles entscheidenden Treffer gleich selbst; "Jetzt haben wir gesehen, daß wir in dieser Regionalliga oben mitspielen können." Die Zwickauer waren nach ihrem 4:1-Vorzeige-Heimsieg gegen Erfurt wohl zu euphorisch ins Derby gegangen. Ergebnis: Die Auer spielten mit ihren konfusen Kontrahenten Katz und Maus - und das (fast) nach Belieben. Die Zweikämpfe wurden fast ausschließlich von den Lila-Weißen gewonnen. Die FSV-Abwehr war total überfordert, durchgängig! Ob da der neu verpflichtete Brasilianer Ragna Fernandez gegen ähnlich starke Kontrahenten nun was vollbringen kann, muß man abwarten, Auch weitere Verstärkungen, die das Trainerduo Dixie Dörner und Konny Weise vehement fordert, sind von der FSV-Chefetage noch nicht abgesegnet. Beim FC Erzgebirge wurde dagegen mit dem Rückkehrer Borislav Tomoski ein toller Griff getan. Der 26jährige war im Mittelfeld erneut der spiritus rector, zog die Partie an sich, wie kein zweiter auf dem Platz. Das freut auch Coach Frank Lieberam. "Tomi habe ich noch gebraucht, um mein Spielsystem umsetzen zu können, auch da hat mich die Vereinsführung prächtig unterstützt." Der erst 35jährige Trainer: "Überhaupt war das Klima hier trotz des doch schwachen Saisonstarts immer sehr gut. Das ist woanders nicht üblich." Wolfgang Konetzke, Chemnitzer Morgenpost, 19.10.1998