Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1998/99

Spielbericht

33. Spieltag - Samstag, 08.05.1999 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - Dresdner SC 1:1 (1:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Mentor Miftari, Enrico Barth - Frank Seinig (46. Uwe Kramer), Rico Reinold (46. Valeriy Lakhmay), Marian Pagels (72. Ronny Kretschmer), Ronny Thielemann, Borislav Tomoski - Marek Nowacki, Mike Sadlo; Trainer: Holger Erler

Dresdner SC: Thomas Weidner - Veiko Berger, Timo Ehle, Knut Michael (22. Sören Hetzer) - Andreas Diebitz, Stefan Bloß (60. Daniel Bensch), Peter Heidler, Steffen Binke, Nikica Maglica - Alexander Gleis, Thomas Schmidt (60. Hans-Jürgen Weiß); Trainer: Matthias Schulz

Tore: 1:0 Marek Nowacki (45.); 1:1 Andreas Diebitz (70.)

Schiedsrichter: Thomas Endmann (Mölbis)

Zuschauer: 1100

Gelbe Karte: Marek Nowacki (4.), Hagen Schmidt (16.), Uwe Kramer, Ronny Thielemann (10.) / Sören Hetzer

FCE geht wieder auf Trainersuche

Mit einer enttäuschenden Leistung verabschiedeten sich die Fußballer des FC Erzgebirge Aue am Sonnabend für diese Regional-Saison von ihrem Heimpublikum. Einzig Kapitän Ronny Thielemann - bester Mann auf dem Platz - wußte beim 1:1 (1:0) gegen den Dresdner SCF vor den 1.100 treusten Fans mit seinem leidenschaftlichen Einsatz zu überzeugen. "So bietet man sich für die Bundesliga an", lobte Sportdirektor Lutz Lindemann, der morgen mit Schatzmeister Bertram Höfer bei Hansa Rostock über ein Paket verhandelt, in dem auch der Auer Kapitän eine Rolle spielt.

Gleichzeitig kündigte Uwe Leonhardt an, daß für die nächste Saison nun doch ein neuer Trainer verpflichtet wird. Damit entspricht der Präsident dem Wunsch Lindemanns, in der nächsten Saison von der Verantwortung für den sportlichen Bereich befreit zu werden. Die gleiche Forderung hatten einige Fans auf ihr Spruchband geschrieben: Schädlich und Erler plus Manager Lindemann gleich dritte Liga, so ihre Rechnung. Präsident Leonhardt, der keinen Hehl daraus machte, daß er mit dieser Saison unzufrieden ist, steht nun vor einer kniffligen Situation: "Ich muß jetzt bei Leuten anfragen, denen ich schon abgesagt hatte." Inzwischen wurde für den Himmelfahrtstag ein erstes Gespräch mit einem potentiellen Kandidaten vereinbart.

Stefan Bloß (Dresden, rechts) setzt sich gegen Marian Pagels durch. Foto: Frank Kruczynski

Im letzten Heimspiel steckte den Veilchen offenbar die englische Woche mit dem 120minütigen Pokalfight von Plauen zu stark in den Knochen. Seit dem Trainerwechsel war es die schwächste Vorstellung des FCE, der gegen die Dresdner zwar überlegen agierte, aber spielerisch lief wenig zusammen. Die stärkste Phase der Auer sahen die Zuschauer nach rund 20 Minuten. Erst strich ein Kopfball von Hagen Schmidt knapp über das Tor, dann traf Rico Reinold nur das Lattenkreuz. Kurz vor der Pause wurden die Bemühungen dann doch mit dem 1:0 belohnt: Reinolds Rückzieher wurde von Marek Nowacki verwandelt. Wie aus heiterem Himmel köpfte aber Andreas Diebitz in der 70. Minute nach einer Ecke zum Ausgleich für die Gäste ein. Kurz darauf hatte Peter Heidler nach einem vehementen Solo sogar die Chance zum Siegtreffer für Dresden, doch FCE-Keeper Sven Beuckert konnte das Leder abwehren. Während nach dem Abpfiff in der Dresdner Kabine die Sektkorken knallten und auf den Klassenerhalt angestoßen wurde, grübelte man beim FCE schon wieder über die kommende Saison. Uli Steudel, Freie Presse, 10.05.1999

Präsident als Poet: Geschichte vom Seiltanz

FC Erzgebirge Aue verabschiedet sich mit einem 1:1 gegen den Dresdner SCF von seinem Heimpublikum

Nachdenkliche Miene beim Präsidenten nach dem letzten Heimspiel des FC Erzgebirge Aue in der Fußball-Regionalliga. Nach dem mäßigen 1:1 gegen den Dresdner SCF warb Uwe Leonhardt mit einer Fabel um breite Unterstützung für die kommende Aufgabe: Ein Artist bewegt vorsichtig einen Schubkarren über ein Seil, hundert Meter über den Köpfen der Menschenmasse. Das Wagnis gelingt, sicher erreicht der Seiltänzer das andere Ende. Da fordert das Volk, daß er das Kunststück wiederholt und zum anderen Ende zurückkehrt. Der Artist sagt zu, aber nur wenn sich jemand in den Schubkarren setzt. Da wendet das Volk sich ab. In der Stimme des Präsidenten klingt ein Hauch von Melancholie mit. In ungewöhnlich leisen Tönen fordert er dazu auf, daß in der nächsten Saison im Lößnitztal alle an einem Strang ziehen müssen. Denn bei der Qualifikation für die dritte Liga erwarte alle ein "teuflisches Hasenrennen". Wie diese Zielstellung schon jetzt an den Nerven zerrt, zeigt die Reaktion von Sportdirektor Lutz Lindemann, der um Entlastung bat. "Wir respektieren diese Entscheidung, die unter dem Eindruck des verlorenen Pokalfinales entstanden ist. Wir werden auf die veränderten Bedingungen reagieren", kündigte Leonhardt an, daß das Werben der Veilchen um einen Trainer von Neuem beginnt. Gleichzeitig stellte der Präsident klar: "Holger Erler ist gesetzt. Und: "Für ehrliche Arbeit wird niemand bestraft."

Am 17. Mai steht dem Vorstand die nächste Mammutsitzung ins Haus. Dann soll das Budget, das zur Zeit bei rund drei Millionen Mark liegt, endgültig abgesteckt werden. Auch über dem Kader werde dann im wesentlichen Klarheit herrschen. Aufgrund der wirtschaftlichen Engpässe in der Region müsse der Verein mit weniger mehr erreichen. Bezogen auf die Bezüge der Spieler bedeutet das für die kommende Saison wohl: weniger Grundgehalt, mehr Siegprämie. Zum Abschied von der alten Saison ist es den Lila-Weißen nicht gelungen, ihre treuen Anhänger - lediglich 1.100 Fans wollten das Spiel gegen den Dresdner SCF sehen - für die durchwachsenen Leistungen im Verlauf der Serie zu versöhnen. Und der angekündigten Fanfete funkte ein kräftiger Regenschauer dazwischen. Trostloser Ausklang einer Meisterschaft, in der das Glück den Auern keineswegs Pate stand. In vielen Spielen bestimmten die Veilchen das Geschehen, ohne Nutzen daraus zu ziehen. Mit treffsicheren Stürmern wäre eines der größten Probleme des FCE gelöst. Gelingt es, die nötige Verstärkung ins Lößnitztal zu holen, dann kann Präsident Uwe Leonhardt in einem Jahr vielleicht ein Epos erzählen: Die Geschichte, wie man auszog und die dritte Liga erreichte. Uli Steudel, Freie Presse Lokalsport Aue, 10.05.1999